Kultfilme auf der Musicalbühne
„Das Appartement“ in Wuppertal und „Love Story“ in Aachen – Musical in NRW 02/17
Jahrzehntelang hatte sich Hollywood am Broadway bedient, ehe dort die Stoffe ausgingen und Hollywood zum Ideengeber für den Broadway wurde. Billy Wilders bittersüße Komödie „Das Appartement“ (1960, mit Jack Lemmon und Shirley MacLaine) war einer der ersten Kultfilme, die den Weg auf die Musicalbühne fanden. „Promises, Promises“ feierte 1968 seine vielumjubelte Premiere. Nun hat sich das TiC-Theater dieses mit den Hits (u.a. „I’ll Never Fall In Love Again“) von Burt Bacharach gespickten Musicals angenommen.
Chuck, ein kleiner Angestellter in New York überlässt sein Appartement regelmäßig seinen Vorgesetzten für deren „Schäferstündchen“. Als Gegenleistung lassen die ihn die Karriereleiter hochsteigen. Erst als die von ihm heimlich angebetete Fran, die Geliebte des obersten Chefs Sheldrake, in seiner Wohnung einen Selbstmordversuch unternimmt, erkennt er endgültig das Absurde seines Verhaltens und sie ihre Liebe zu ihm.
Das Musical ist ganz auf die beiden Hauptprotagonisten zugeschnitten, wobei Leon Gleser seinen Chuck überzeugend zwischen beflissenem Opportunisten und verklemmten Stadtneurotiker anzulegen versteht und Jennifer Pahlke der anlehnungsbedürftigen Fran jene Verletzlichkeit verleiht, dass man sie am liebsten selbst in die Arme nehmen möchte. Dustin Smailes Integriert bei seinem gelungenen Regie-Debüt die hübschen Choreografien von Rachele Pedrocchi harmonisch ins Spiel des bis in die Nebenrollen hinein überzeugenden Ensembles. Und die von Stefan Hüfner arrangierten Songs verleihen dem Musical-Abend jenen unverwechselbaren, nostalgischen Bacharach-Flair.
Am Aachener Grenzlandtheater hat sich Ulrich Wiggers nach vielen großen Broadway-Produktionen (u.a. „Hello Dolly“, „Cabaret“) nun mit der deutschen Erstaufführung von „Love Story“ einem (Kammer-)Musical angenommen, dessen Film-Vorlage schon 1970 das Kinopublikum zu Tränen rührte: Oliver, ein Jura-Student aus reichem Hause und die aus armen Verhältnissen stammende Musikstudentin Jenny lieben sich, heiraten trotz aller Widerstände und sind glücklich, bis Jenny an Leukämie erkrankt und stirbt...
Howard Goodalls zwischen Stephen Sondheim und Jason Robert Brown angesiedelte Partitur, die vonDamian OmansensLive-Band einfühlsam interpretiert wird, geht gut ins Ohr, drängt sich aber nie in den Vordergrund der Geschichte. Der geben Christian Fröhlich und Madeleine Lauw ihr charismatisches „Gesicht“, überzeugen schauspielerisch wie gesanglich. Schade, dass die Inszenierung dem wie aus einem Guß aufspielenden, neunköpfigen Ensemble kein Tänzchen gönnt; der flotte „Spaghetti Song“ schreit förmlich danach. Aber als Wiggers genialer Haus-Bühnenbildner Matthias Winkler aus unscheinbaren, weißen Quadern einen Flügel auf die Bühne zaubert und Madeleine Lauw die ersten Takte von Francis Lais weltbekannter Film-Titelmelodie („Where Do I Begin“) anstimmt, spätestens dann ist man dieser herzzerreißenden Love-Story verfallen.
„Das Appartement“ | R: Dustin Smailes | 3., 4., 10.,18., 24., 25.2. 20 Uhr, 5.2. 11Uhr | TiC-Theater Wuppertal | 0241 47 46 111
„Love Story“ | R: Ulrich Wiggers | NRW-Tour: 26.1.-8.2. | www.grenzlandtheater.de
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