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„Bikini Skandal“

Zwischen Musical und Komödienstadl

28. August 2024

„Bikini Skandal“ an der Kölner Volksbühne – Musical in NRW 08/24

Seit Jahren produziert der Kölner Musical Dome nur noch sogenannte Jukebox-Musicals, bei denen eine mehr oder weniger dünne Handlung um bekannte Songs einer Band („Queen – We will Rock you“) oder der Pop-Geschichte („Moulin Rouge“) gestrickt werden.

Die Volksbühne am Rudolfplatz machte sich 2020 auf, der Stadt mit „Himmel und Kölle“ wieder ein originäres Musical zu schenken – mit Erfolg (481 Vorstellungen). Leider präsentiert sie jetzt mit „Bikini Skandal“ eine unausgegorene Mischung aus Komödienstadl und Musical, die mehr an Millowitsch als an den Broadway erinnert. Das schon 2010 in Bad Säckingen aufgeführte Musical ist das vierte aus der Feder von Jochen Frank Schmidt (Musik und Buch), der auch die Regie übernommen hat. In dem 1959 spielenden Musical-Krimi wagt sich Millionenerbin Giselle (Sarah Leidl) in einem Alpendörfchen im noch nicht salonfähigen Bikini ins Freibad – und wird wenig später ermordet aufgefunden. Ein trotteliger Kommissar (Maico Classen) wird vom auch nicht gerade hellen Dorfpolizisten Schorsch (Abderrezak Chriette) herbeigerufen – bis Omi Fichtelhuber (Nico Alesi) auf eigene Faust ermittelt und den Fall zu einem Happyend bringt. Dem steht allerdings noch eine Nebenhandlung im Weg, in der das niederländische Unternehmerpaar Linda (Eveline Gorter) und Rudi van de Strand (Lorenzo Pedrocchi) auftaucht, um das in die Schlagzeilen geratene Dorf zu einem Touristen-Hotspot zu machen.

Dass der Inszenierung mit Eveline Gorter und Nico Alesi zwei Wahlkölner mit ihrer Spielfreude zur Seite springen, mag den Lokalpatrioten trösten, hilft dem Musical-Fan aber auch nicht weiter: Am Ende bleibt von den zwischen Rock ‘n‘ Roll und Balladen angesiedelten Songs wenig im Ohr hängen, geschweige denn die klischeehafte Geschichte im Kopf. Einzig die von Bühnenbildner Karl Thomann in die Szenerie „gezauberte“ echte BMW Isetta sorgt für einen Moment visueller Überraschung. Ansonsten sind es eher die legendären, wenn auch wenig schmeichelhaften Bonmots des Hollywood-Regisseurs Billy Wilder („Das Buch muss noch einmal überarbeitet werden, ehe man es in den Papierkorb schmeißt“) und des Komponisten Michel Legrand („Diese Musik atmet kein Talent“), die den künstlerischen Wert von „Bikini Skandal“ auf den Punkt bringen.

Bikini Skandal | 28., 29., 30., 31.8. | Volksbühne Rudolfplatz, Köln | volksbuehne-rudolfplatz.de

Rolf-Ruediger Hamacher

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