Sie schlüpfen aus dem Sommerloch wie die Schmetterlinge aus ihren Larven: Der Kleinkunst-Nachwuchs vermehrt sich von Jahr zu Jahr im Affenzahn. Wobei die Altvorderen sich deswegen nicht auf den Rückzug machen. Ganz im Gegenteil. Präsenter denn je werden Premieren präsentiert. Wilfried Schmickler macht in der Comedia „Weiter“ (20./22./25.9.), und zwar ziemlich genau dort, wo er vor 30 Jahren angefangen hat.
Anka Zink, die Grande Dame der intelligenten Unterhaltung, stellt im Senftöpfchen (vom 1. bis 3.9.) fest: „Sexy ist was anderes“. In ihrem Streifzug durch das Beziehungslabyrinth geschlechtsreifer Großstädter geht es um Alleinerziehende und Spätväter mit übertriebenem Zeugungsbewusstsein. Unter anderem. Und Fritz Eckenga legt in seinem neuen Programm „Fremdenverkehr mit Einheimischen“ in der Comedia (10.9.) dar, welche Gefahren Expeditionen in den Nahbereich bergen.
Gerade aus dem Comedy-Nest geschlüpft und schon im Ring um Preise, Popularität und Penunzen: Beim Förderpreis „Kabarett & Co“, den die HypoVereinsbank in der Reihe „Jugend Kulturell“ in diesem Jahr auslobt und mit beträchtlichen Summen ausgestattet hat, treten am 13.9. fünf junge Talente auf der Bühne des Bürgerhauses Stollwerck in der Kölner Südstadt gegeneinander an, um sich für das Finale in Hamburg zu qualifizieren. (Die Querelen um die Schließung des Limelight haben den Ortswechsel notwendig gemacht). Als da wären Abdelkarim, der sich selbst als Marokkaner aus Bielefeld bezeichnet und verrät, wie man nach elf Jahren Hauptschule doch noch Karriere machen kann. Martin Spitzer wiederum kommt aus Düsseldorf und gehört zu jenen Kandidaten, für die online votiert wurde. Die anderen wurden unter rund 100 Bewerbern von einer Jury ausgesucht. Ingmar Stadelmann kann auf eine beachtliche Laufbahn als Radiomoderator zurückblicken und preist sich selbst als einer an, dessen Gürtellinie „irgendwo bei den Knöcheln“ verläuft. Der Nachwuchskünstler Malte Pieper kommt aus Aachen, zählt gerade mal 18 Lenze und hat noch kein abendfüllendes Soloprogramm. Aber was nicht ist ... Jedenfalls hat der junge Mann bereits diverse Bühnen unsicher gemacht, wie den Quatsch Comedy Club in Berlin.
Dass Frauen auf Kleinkunstbühnen weit weniger vertreten sind als Männer, ist eine bedauerliche Tatsache, über deren Ursachen mit unterschiedlichen Argumenten viel diskutiert wird. Diese wollen wir hier nicht vertiefen, wohl aber umso vehementer auf den Auftritt von Mirja Regensburg verweisen. Dass sie ebenfalls noch kein abendfüllendes Programm auf die Beine gestellt, sondern sich bisher mit Stand-Ups profiliert hat, ist die eine Seite. Die andere, dass sie eine beachtliche Ausbildung absolviert – und den Mumm besessen hat, sich auf eine gefürchtete Bühne wie den New York Comedy Club zu getrauen. Dass sie außerdem nicht auf den Mund gefallen ist, durfte sie bei Hugo Egon Balders TV-Show „Genial daneben“ beweisen.
Jetzt heißt es in die Hände spucken und die anderen Kandidaten an die Wand spielen. Dass Wettbewerbs-Situationen für den einen stressiger sind als für den anderen, ist kein Geheimnis. Aber wer sich nicht in die Comedy-Höhle hineinbegibt, kommt darin um. Wir sind jedenfalls dabei, wenn die Jugend der Welt zeigt, wo der lustigste Hammer hängt. Spannend wird’s auf alle Fälle, schwört wie immer hoch und heilig die Ihnen stets ergebene
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