Gott sei Dank, er wird wieder bespielt. Die Rede ist vom schmucken Vortragssaal im Belgischen Haus gegenüber dem Rautenstrauch-Joest-Museum, einem wunderschönen Bau von 1950, der auch das Belgische Konsulat und ein hervorragendes Restaurant beherbergte, letzteres allerdings leider nicht für die Öffentlichkeit. Der belgische Staat schloss das Konsulat und verkaufte das Gebäude 2015 an einen privaten Investor mit der Folge, dass durch Köln ein allgemeiner Aufschrei erschallte, das Haus und vor allem den Saal doch bitte für die Öffentlichkeit zu erhalten. Ein eigens gegründeter Verein „Freunde des Belgischen Hauses e.V.“ kümmert sich engagiert um den kulturellen Austausch Belgien-Deutschland und um die weitere Nutzung des Gebäudes.
Und das mit doppeltem Erfolg: Zum einen wird das Gebäude für die nächsten Jahre als Interim für das sanierungsbedürftige Römisch-Germanische Museum genutzt (Eröffnung wohl noch in diesem Monat), zum anderen ist der Vortragssaal in alter Pracht und vor allem im Originalzustand wieder erstanden. Alles blinkt und blitzt, selbst der Marmorfußboden scheint gründlich aufpoliert worden zu sein. Auch einen prachtvollen, wohlklingenden Flügel gibt es, eine vorläufige Leihgabe des Kölner Klavierhauses Bechstein.
Das Belgische Haus ist Heimat des Vereins KammerMusikKöln, gegründet 2011 von Musikern und Kölner Bürgern, um dieser in Köln vernachlässigten Sparte eine feste Heimat zu geben; idealer Spielort war dieser optisch und akustisch wunderbare, holzgetäfelte Saal, aber halt nur bis zum Verkauf. In der Folge spielte man im historischen wie originellen Sancta Clara-Keller unter einem privaten Wohnhaus fast neben dem Römerturm, und nun wieder an alter Stelle sowie auch in Bonn im „Historischen Gemeindesaal“. Für ihre gut besuchten Konzerte hat die KammerMusikKöln in dieser Saison nun sogar vier Spielorte, die zumeist an zwei Tagen (Sonntag und Montag) hintereinander bespielt werden.
Organisatorisch liegt das alles in Händen der Geschäftsführerin Monika Hermans-Krüger, über welche die Musiker auch privat gebucht werden können. Sie begrüßte neben den reichlich erschienenen Konzertbesuchern auch den zweiten Vorsitzenden des Freundesvereins, Herrn Jochen Heufelder, und natürlich Peter Tonger, unermüdlicher Kulturschaffender und Vorsitzender von KammerMusikKöln. Er füllt regelmäßig die schriftlichen Abendprogramme mit Leben.
Zur Wiedereröffnung betrat man das Haus, in dem die späteren Ausstellungsräume noch sorgfältig verdeckt waren, durch den seitlichen Nebeneingang. Museumsdirektor Prof. Dr. Marcus Trier wollte Vorabberichte über das Interim-Museum verhindern, erlaubte aber großzügig schon einmal die Nutzung des Saales. Und in diesem erklang – was denn auch sonst – Musik Belgischer Komponisten aus der späten Romantik. Giullaume Lekeu, ein bereits mit 24 Jahren an Typhus verstorbener Shooting-Star als Komponist, Organist und Hochschullehrer, hat ein wunderschönes Klavierquartett mit Streichern in F-Dur geschrieben.
Hoch professionell, sehr einfühlsam und klangschön wurde es von Natalie Chee, der neuen ersten Konzertmeisterin des Gürzenich-Orchesters, von Matthias Buchholz, Hochschullehrer für Viola zuvor in Genf und jetzt in Köln, dem englischen Cellisten Oren Shevlin, international unterwegs und Professor in Würzburg, und dem Belgier Lucas Blondeel am Klavier, ausgezeichnet mit zahlreichen Preisen und Professor an der Universität der Künste in Berlin, gespielt. Es ist schon sehr erstaunlich, welch hochkarätige Musiker in dieser Kammermusikreihe zu erleben sind. Was aber auch daran liegt, dass die Gründungsmusiker (Orchestersolisten und Hochschulprofessoren) die KammerMusikKöln auch selbst weiterhin bespielen und dann gelegentlich gleichrangige Musiker wie Natalie Chee oder Lucas Blondeel dazu einladen.
Emmanuel Durlet, ein belgischer Komponist und Pianist, hat mit „Chrysanthemum“ ein träumerisches, an Ravel erinnerndes virtuoses Klavierstück geschrieben, von Blondeel charmant und mit blitzenden Läufen fast zelebriert. Nach der Pause dann ein kammermusikalisches Schwergewicht, das Klavierquintett f-Moll des Belgiers César Franck, an der zweiten Geige die Estin Juta Õunapuu-Mocanita, Mitglied im Gürzenich-Orchester. Auch hier erfreute eine wunderbare Harmonie der Musiker untereinander. Das eher weniger bekannte Stück wurde spannend und fast abenteuerlich dargeboten. Der anschließende gemeinsame Umtrunk mit Musikern und Organisatoren in der benachbarten Traditionskneipe „Bei d´r Tant´“ zeigte eindeutig die große Freude und Genugtuung, diesen herrlichen Saal wieder musikalisch füllen zu können.
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