Geld regiert die Welt? Von wegen! Menschen regieren. Wie, das benannte der mutmaßlich drittreichste Mensch, der Spekulant Warren Buffett, im Jahr 2006 einmal so: „Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen.“ Er bemerkte auch, die Reichen sollten nicht gewinnen, sprach also sicher nicht im Siegestaumel.
Reiche, genauer Superreiche, regieren also die Welt. Und wie? Nicht, indem sie mehr ackern als zum Beispiel Altenpflegerin oder Paketbote. Die Woche hat 168 Stunden, und ein wenig Zeit muss schon sein für Schlaf, Nahrung, soziale Kontakte und so. Es braucht also mehr als schnöden Stundenlohn, um wenigstens bescheidene Millionen anzuhäufen – natürlich nicht für alle, sonst würde noch der letzte Malocher steinreich. Wo kämen wir hin? Aber steinreich sein, das kann vermutlich ohnehin sehr fad werden und ist eh nicht jedes Menschen Wunsch; schon eher, von guter Arbeit gut zu leben – was zunehmend illusorisch scheint. Und dann sind da die öffentlichen Kassen, die wir uns sogleich als leere denken. Krasser Reichtum einerseits, sinkende Arbeitsentgelte und klamme Haushalte andererseits. Im Monatsthema FALSCHES GELD folgen wir mehreren Spuren, um zu erfahren, wie das miteinander zusammenhängt.
Da sind die Schattenbanken, was irgendwie abtrünnig klingt. Von ihnen ist tatsächlich die Rede, wenn es um Kreditsysteme abseits des regulierten Finanzmarktes geht; abseits bedeutet aber keineswegs vernachlässigenswert, sie verwalten einen mächtigen Anteil des Marktes. Manchen gelten sie als undurchschaubare Stabilitätsrisiken, andere betonen die Attraktivität der Fondmodelle gerade in zinsarmen Zeiten.
Da sind die Enthüllungen um Steuerhinterziehung im großen Stil, mit klingenden Namen wie Luxemburg Leaks, Paradise oder Panama Papers und Cum-Ex. Betroffen sind Konzerngiganten wie Apple, Google oder Amazon, Privatpersonen und Länder, die der Vorwurf trifft, den Betrug ermöglicht zu haben, darunter Irland, die Schweiz, die Niederlande, Belgien, Hongkong, Singapur oder die britischen Kanalinseln. Auch Deutschland spielt keine rühmliche Rolle. Bundesfinanzminister Scholz warnte in diesem Zusammenhang im vorigen Jahr gar vor einer Dämonisierung der großen Digitalunternehmen.
Da ist der Lobbyismus. Externes Fachwissen, das der Politik hilft, ausgewogene Gesetze zu verabschieden? Ja, bitte! Verbände und Konzerne, die gemeinsam mit PolitikerInnen die Grenzen zwischen Wirtschaft und Gesetzgebung verwischen? Nein, bewahre! Und doch sind sich viele sicher: So läuft das, hinter den Kulissen, etwa in der Auto-, Landwirtschafts-, Gesundheits-, Waffen-, Finanz- oder Medienindustrie. Werden wir von Lobbys regiert?
Der politische Streit um Regulierung und Transparenz dieser Macht- und Geldströme dauert an. Wie kommt er voran, in welche Richtung führt er?
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