Ein Dach über dem Kopf haben. Die Redeweise fasst zusammen, dass der Mensch einen geschützten Ort braucht. Es klingt bescheiden. Aber bekanntlich reicht meist kein einfaches Dach. Unsere Häuser sind komplexe Verbünde, unter anderem aus schier unverwüstlichen Kunststoffen, Sand, der durch den Betonbau zur knappen Ressource wird oder Heizungsanlagen. Bauen und Wohnen bedeuten auch, Rohstoffe aufzubrauchen und Energie zu verschwenden, im Jahr 2019 machten sie laut UN-Umweltprogramm 38 Prozent der globalen CO2-Emissionen aus. Städte zerstören die Welt. Es braucht nachhaltige Lösungen, nicht zuletzt, um den Altbestand energetisch zu sanieren. Manche Architekten besinnen sich auf Lehm und Stroh und schaffen daraus kompostierbare Wohnhäuser, die Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz versprechen. Das Bewusstsein dafür wächst, dass Städte grüner geplant müssen, um Erderwärmung und Artensterben etwas entgegenzusetzen oder dass bereits auf dem Balkon eigenes Gemüse neben Futterpflanzen für Wildtiere wachsen kann. Dem gehen wir im Monatsthema ALTMODISCH BAUEN nach.
Unsere Leitartikel plädieren für die konsequente Umsetzung ökologischer Baulösungen, für eine mutige Stadtplanung, um soziale und ökologische Probleme anzugehen und für eine kleinbäuerliche Landwirtschaft, die effizienter als die Agrarindustrie produziert.
In unseren Interviews diskutiert Felix Jansen von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, warum es keine Patentlösung für nachhaltiges Bauen gibt, die Landschaftsarchitektin Simone Linke erklärt, warum Kommunen daran scheitern, klimagerechte Städte zu entwickeln und die Gärtnerin Hannelore Zech gibt Tipps für die Selbstversorgung.
In Köln erfahren wir beim Architekten und Wissenschaftler Thorsten Burgmer, wie technische und soziale Faktoren nachhaltiges Bauen beeinflussen, in Mülheim beim Verein Wilde Biene, warum Städte unverzichtbare Lebensräume für Insekten sind und in Wuppertal beim Permakulturhof vorm Eichholz wie eine Kreislaufwirtschaft entsteht.
Mietsteigerungen, Immobilienspekulation, der gegenwärtige Preisschock – dergleichen trägt dazu bei, dass ein bezahlbares Dach über dem Kopf für mehr und mehr Menschen nicht länger selbstverständlich ist. Hoffnung sollte das Koalitionsvorhaben machen, bald einen Entwurf für einen nicht gewinnorientierten Wohnsektor vorzulegen. Bundesbauministerin Geywitz und Kanzler Scholz (beide SPD) redeten allerdings gerade erst das Bauziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen inklusive 100.000 Sozialwohnungen schön – als es längst grandios gescheitert war. Dann ist da noch die FDP, das Koalitionsmitglied, das wie keine andere Partei dafür steht, Sozialstaatsaufgaben zu privatisieren – eine Praxis, die unter anderem den sozialen Wohnungsbau ad absurdum geführt hat. Dennoch, nichts spricht dagegen, auf Besserung zu hoffen. Drauf wetten würde ich nicht.
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Prima wohnen
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