Die Amsterdam Klezmer Band hat gerade ihr Bandjubiläum mit einem Livealbum gefeiert, jetzt kann man das CD-Liveerlebnis auch live erleben. Das lohnt sich bei der vielköpfigen Klezmerband auf jeden Fall: Sie vermischen osteuropäische Musik mit Jazzelementen – damit sind sie auf den Balkan Beat Box-Compilations gelandet. Elektronische Sounds sucht man bei ihnen allerdings vergeblich (30.5., 20.30 Uhr, Stadtgarten). Für die dreiteilige Konzertreihe „King Ludwig“ rücken das King Georg und das Museum Ludwig zusammen. Man trifft sich am 9.6. um 15 Uhr erstmals auf dem Dach des Museums, um niemand Geringeres als Stephen Malkmus vor der Domkulisse zu erleben. Der Bandleader von Pavement und The Jicks wird ein Solo-Set spielen. Am 24. Juni um 16 Uhr folgt an gleichem Ort ein Konzert der Peaking Lights, eines Ehepaars aus Wisconsin, das mit viel Hall die Pophistorie erforscht. Das Etikett Dream-Pop liegt nahe. Die Musik von Julia Holter, die am 3. Juli den Abschluss der kleinen Reihe bildet, ist auch von Hall durchsetzt, atmet sowohl klanglich als auch strukturell größtmögliche Freiheit, ohne den Popkontext zu verlassen. Spannend und betörend ist das. Pentagram sind zusammen mit Black Sabbath die Väter des Doom-Metal. Während die Briten um Ozzy Osbourne und Tony Iommi in den Siebziger Jahren einen Siegeszug antraten, spielten die Amerikaner um Bobby Liebling in ihrem ersten Jahrzehnt nur drei verstreute Singles ein, bevor sich die Band nahezu auflöste. Erst 1984 gab es das erste Album, ihr Legendenstatus reicht indes weit – wahrscheinlich auch bis nach Köln (12.6., 20 Uhr, Gebäude 9).
Im Zentrum des Junis steht natürlich die neunte Ausgabe von c/opop, die vom 20. bis 24. Juni im ganzen Stadtgebiet stattfindet. Die Vorbereitungen laufen auf vollen Touren. Das Line Up ist noch längst nicht komplett, aber einige Acts sind schon bekannt. Aus dem Clubbereich werden Motorcity Drum Ensemble, Steve Bug, Roman Flügel, Robag Wruhme, und viele andere erwartet. Die ehemalige Kölnerin Dillon präsentiert sich eher im Konzertformat. Aus Norwegen kommen Kakkmaddafakka angereist. Das Duo PrinzhornDanceSchoolsollte bereits vor zwei Monaten in Köln spielen, musste aber krankheitsbedingt kurzfristig absagen. Nun versuchen sie einen zweiten Anlauf. Joanas Police Women darf einen neuen Spielort der c/o-pop einweihen – das Millowitsch-Theater. Ganz besonders darf man sich auf Palais Schaumburg freuen, die mit ihrem Debüt 1981 die sogenannte Neue Deutsche Welle in ungeahnte Richtungen öffneten – legendär. Die Schweizer Yello waren Anfang der 80er Jahre ebenfalls im Post Punk zu verorten, auch wenn sie bald andere Wege einschlugen. Bei c/o-pop präsentieren sie „Touch Yello – a virtuell concert“ – was immer das sein mag. Ein Höhepunkt zum Schluss ist sicherlich der Auftritt von Soap & Skin alias Anja Plaschg in der Philharmonie. Die junge Österreicherin erinnert an große Künstlerinnen wie Nico oder Björk, ohne Eigenständigkeit missen zu lassen.
Aber es gibt auch eine Musikwelt jenseits von c/o-pop. Das Konzert ist zwar am Abschlussabend des großen Festivals, findet aber nicht in dessen Rahmen statt: The Mars Volta um den Gitarristen Omar Rodriguez-Lopez und seit einigen Jahren erweitert um John Frusciante, bestens bekannt von den Red Hot Chili Peppers, bringen ihren komplexen Rocksound auf die Bühne des E-Werk. Live zerlegen sie ihre sowieso schon ausladenden Songs und entgrenzen ihre Stücke mitunter bis zur Unkenntlichkeit – selten zum Nachteil (24.6., 19 Uhr, E-Werk).
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