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„Einfach mal macheni“: der Ehrenfelder „Salon Zwei“
Foto: Amélie Kai

Im Netzwerk starker Frauen

30. Mai 2013

Der „Salon Zwei“ und die kleine Kreativwirtschaft in Köln – Thema 06/13 Kreative Masse

„Alle, die beim Film arbeiten und um die 40 sind, wollen irgendwann ein Café oder einen Laden eröffnen“, erzählt Claudia Schaaf. „Und ich hab's halt gemacht.“ Ihr Laden, das ist der „Salon Zwei“ in der Gutenbergstraße in Ehrenfeld, direkt gegenüber vom 4711-Gebäude. Vor dem Laden steht eine türkisfarbene Holzbank, im Laden schwere Ledersessel – Überbleibsel aus der Zeit, als hier noch ein Herrenfriseur residierte. Heute sind die Waschbecken mit Make-Up-Utensilien bedeckt, und aus der Maskenbildnerin Claudia Schaaf ist eine Unternehmerin geworden. Finanziert hat sie den Start in die Selbstständigkeit alleine, ohne Banken oder Gründungsprogramme. „Ich kenne die Unsicherheit, dass man auf den nächsten Job wartet“, beschreibt sie die Unterschiede. „Aber einen eigenen Betrieb zu führen, das ist nochmal was anderes. Ich denke jetzt viel langfristiger.“

Sechs Tage die Woche arbeitet sie für das eigene Geschäft: Buchhaltung, Ware sichten, Kunden beraten und Kundinnen schminken. Das Herz des Salon Zwei ist das Make-Up: Naturkosmetik, am liebsten Fair Trade, ohne Tierversuche. „Es muss meinen Ansprüchen genügen.“ Sie findet ihre Produkte auf Messen oder Blogs wie Beautyjagd.de, aber Make-Up anzubieten, ist nicht alles. Im Mittelpunkt steht die individuelle Schminkberatung von Frauen – egal ob Schauspielerinnen oder Privatpersonen. „Die Frauen, die sich hier schminken lassen, haben keine Angst, dass sie verkleidet werden“, beschreibt Schaaf ihre Arbeit als „Green Make-Up-Artist“.

Aber was ist ein „Make-Up-Artist“ – Kreativwirtschaft? Dienstleistung? Oder wenn es am Filmset stattfindet gar beides? Mit den Begriffen der Wirtschaftsförderung die Realität zu beschreiben, ist schwierig. Das Ehrenfelder „Kreativcluster“ – der Lieblingsausdruck von Stadtplanern, wenn es um die Ansammlung von Betrieben geht – ist für Schaaf eher auf dem Papier existent. Mit den Kleinstbetrieben aus Musik und Grafik, die bis Anfang 2013 das 4711-Haus bewohnten, kam der „Salon Zwei“ wenig in Kontakt. „Die hatten drüben ihre eigene Community und kamen eher, wenn sie ein Geschenk gesucht haben.“ Ein Netzwerk existiert eher mit den anderen Läden rund um die Ehrenfelder Körnerstraße wie dem Design-Laden „Utensil“ oder „Le Pop Lingerie“. „Alle diese Läden werden von unglaublich geilen, starken Frauen geführt“, erzählt Schaaf. „Da gibt es einen Zusammenhalt, da entstehen Freundschaften.“ Sichtbar wird dieses Netzwerk bei Veranstaltungen wie dem Körnerstraßenfest, für die Zukunft ist ein Stadtplan mit Einkaufsmöglichkeiten in Ehrenfeld geplant.

Und der Film? Ist diese Episode ihres Lebens abgeschlossen? „Letztes Jahr habe ich drei Tage die Woche an einer Serie mitgearbeitet“, erzählt sie. „Das war kräftemäßig desaströs, aber finanziell wichtig.“ Mittlerweile arbeitet sie nur noch tageweise zur Aushilfe an Filmsets mit. Vielleicht will sie sich einen Film „gönnen“, aber die Zukunft liegt im Laden: „Es ist Wahnsinn, mit wie viel menschlichem Glück man überschüttet wird.“

CHRISTIAN WERTHSCHULTE

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