Worüber einer lachen kann, hängt von der Lage seines eigenen Komikzentrums ab. Das besitzt nämlich jeder. Gut, bei manchen hat es sich im kleinen Zeh verkrochen. So jemand lacht nur, wenn man ihm auf die Füße tritt. Bei den meisten anderen Menschen – ja, ja, auch in Deutschland – ist es prächtig entwickelt. Mit einem bisschen guten Willen und dem festen Vorsatz sich zu amüsieren, klappt es schon mit dem homerischen Gelächter.
Dabei sind es oft die besten unter den Spaßmachern, die ein leises In-sichrein- Kichern statt lautes Schenkelklopfen provozieren. Wer zu welcher Sorte gehört, zeigen rund 250 Comedians bei 130 Veranstaltungen in 23 „handverlesenen“ Spielstätten beim „19. Köln Comedy Festival“, das vom 15. bis 31. Oktober über die Bühne geht. Bekannte und weniger bekannte Nasen bieten die Gelegenheit, die Spreu vom Weizen zu unterscheiden. Wobei die Einteilung in die eine oder andere Kategorie eindeutig Geschmacksache ist.
Klar, Leute wie Hagen Rether und Dieter Nuhr, Piet Klocke und der omnipräsente Dr. med. Eckart von Hirschhausen garantieren Qualität. Wesentlich aufregender ist es aber, selbst Entdeckungen zu machen und zu beobachten, wie sich ein Nachwuchstalent entwickelt, um später einmal sagen zu können: „Ich war dabei, als keine Sau René Marik kannte und er seinen ersten Solo- Auftritt beim Comedy-Festival hatte.“
Zum Beispiel Cloozy, die gelernte Berlinerin – ein Ausbund an Skurrilität und eine Autorität in Sachen Lifestyle. Muss man gesehen haben. Auch den Schwarzseher Matthias Reuter kann ich Ihnen ans Herz legen, genauso wie Chris Boettcher oder Peter Spielbauer, der Philosoph und Alltagsforscher unter den Comedians, Helge und das Udo, die sich das komplette Werk der Augsburger Puppenkiste draufgeschafft haben und den Allround-Künstler Hans Holzbecher, der als Ganzkörperkunstwerk auftritt.
Und dann ist da noch Fräulein Cäsar – ob Sie’s glauben oder nicht: Sie ist der rasanteste und originellste schöpferische Einfall seit Erfindung des Klavierunterrichts. Hat Alexandra Gauger bereits in ihrem ersten Programm zu (Lach-)Tränen gerührt, so legt sie diesmal noch einen drauf, indem sie die Unwägbarkeiten des Lebens auf den Punkt bringt. Da lacht die Koralle, und der Waschbär kugelt sich.
Ebenfalls ein Geheimtipp, der sich bei näherem Hinsehen als Sensation herausstellt: Der Schauspieler Hilmi Sözer („Kanak Attack“), die Kabarettisten Kristian Bader und Michael Ehnert („Bader-Ehnert-Kommando“) und Jan Christof Scheibe, der ehemalige Bühnenpartner von Sissi Perlinger, haben „Schillers sämtlich Werke - leicht gekürzt“ im Gepäck. Wenn das mal nicht der absolute Kick in Sachen Klassiker-Entblätterung wird.
Seit Menschengedenken der berühmteste unbekannte Kleinkünstler ist Erwin Grosche, dessen neues Programm „Eisgenussverstärker“ heißt. Der aus Paderborn kommende poetische Revolutionär und Transplanteur des Geistes in die Materie, ist eine Art Außerirdischer, der auf die Welt gekommen ist, um zu zeigen, dass man alles auch mit ganz anderen Augen anschauen und dabei so manchen Schöpfungsfehler entdecken kann.
Auf den anarchistischen Putz haut dagegen Leo Bassi, der mit derart vollem Körpereinsatz gegen die Auswüchse des Kapitalismus anstinkt, dass einem Hören und Sehen vergeht – aber nicht das Lachen. (Termine und Tickets: www.koelncomedy. de) Auf den Oktober freut sich wie Bolle die Ihnen stets ergebene
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