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Get well soon – immer elegant
Foto: presse

Handbremse

04. Januar 2013

Genre-Deformationen und kleine Wunder - Unterhaltungsmusik 01/13

Der gebürtige Kölner Patric Catani hat als Teenager unter dem Alias E De Cologne irrwitzigen Gabber gemacht. Als Candie Hank widmet er sich Hip Hop, Ghetto Funk und anderen urbanen Definitionen von Cool, um sie betont uncool mit Spielzeugsounds, Country oder anderen galoppierenden Rhythmen zu verzieren. Hin und wieder kommt auch der Gabber-Reflex zum Vorschein und es wird ein wenig geschreddert (27.12., 20 Uhr, King Georg). Chilly Gonzales spielt auch in diesem Jahr kurz vor Jahreswechsel in der Philharmonie. Im letzten Jahr überraschte er das Publikum mit zarten Klavierstücken, prolligem Hip Hop und wagemutigem Körpereinsatz und wurde entsprechend gefeiert. Jetzt lädt er wieder ein und präsentiert sein letztes Album „Solo Piano II“. Das Kammerorchester Strings Deluxe ist auch wieder dabei. Die Messlatte liegt hoch – mal sehen, was der Derwisch sich dieses mal hat einfallen lassen, um den Saal für sich zu gewinnen (29.12., 21 Uhr, Philharmonie).

Zum fünften mal findet die von c/o-pop veranstaltete „Cologne Music Week“, das Festival für lokale Newcomer, statt. An sechs Tagen kann man bei freiem Eintritt neue Musik antesten, die Musiker haben im Gegenzug die Chance, sich in diesem Rahmen mit hohem Aufmerksamkeitsfaktor auf einer Bühne dem Publikum zu präsentieren. Massenhaft Bands und Solokünstler treten in diversen Kölner Clubs auf, dazwischen gibt es immer wieder Parties. Die sind allerdings nicht gratis (14. - 19.1., diverse Orte / www.colognemusicweek.de). Seit den frühen 80er Jahren sind The Fuzztones um Sänger Rudi Protrudi eine Institution und haben mit ihrem von Orgelsounds getriebenen Garage-Punk in den letzten 30 Jahren schon einige 60s-Revivals überstanden. Dabei war Protrudi schon in den echten 60ern aktiv und ist auch jetzt immer noch dabei (19.1., 21.30 Uhr, Blue Shell). Get well soon … alias Konstantin Gropper und Band kommen, um ihr neustes Album vorzustellen. Das ist nicht minder prätentiös als die Vorgänger, geht aber mit schmachtendem Gesang und melancholischen Melodien auch ebenso gut ins Ohr (20.1., 20 Uhr, Gloria). Ron Carter hat auf über 2000 Alben gespielt, darunter Jazz-Klassiker von Eric Dolphy, Miles Davies oder Archie Shepp. Zusammen mit der WDR Big Band schreitet der 75-Jährige nun durch seine persönliche Jazzgeschichte (25.1., 20 Uhr, Philharmonie).

Wechsel Garland ist der Kölner Musiker Jörg Follert, der auch schon mal unter dem Namen Wunder Platten veröffentlicht hat. Der Name war nicht zu hoch gegriffen, denn wundervoll sind so manche seiner elektro-akustischen Popsongs wie beispielsweise das wehmütig-euphorische „Vessels“ vom aktuellen Album „Dreams become Things“ (25.1., 20 Uhr, King Georg). Mark Eitzel, Bandleader des Americn Music Club, hat mit „Don't be a Stranger“ im Herbst wieder ein Soloalbum veröffentlicht. Und das ist so entspannend schön und melancholisch geworden, dass es aus der langen Diskografie des Singer/Songwriters herausragt. Im intimen Club kommen die Songs sicher besonders gut zur Geltung (30.1., 20 Uhr, King Georg). Eine gute Ladung dunklen Metal gibt es im Blue Shell: Für die Death Metaler Chapel of Desease aus Köln und die dreckiger klingenen Kollegen Occvlta aus Berlin ist der Gig das Vorspiel für die Tags darauf startende UK-Tour. Dazu gesellen sich Nightslug aus Düsseldorf: Die Doom-Spezialisten ziehen natürlich die Handbremse an und erkunden die Faszination der Langsamkeit (28.1. 20 Uhr, Blue Shell).

Christian Meyer

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