Was machen wir hier eigentlich – Monat für Monat? Klar, wir schreiben Filmkritiken für unsere Leser. Wir empfehlen Filme, die wir gut finden. Und wir hoffen, damit eine Entscheidung in der Masse der Kinostarts zu erleichtern. Wir hoffen auch, damit den ein oder anderen kleineren, ‚schwierigeren‘ Film ein wenig ins Blickfeld zu rücken, der sonst vielleicht in Zeiten kurzer Kinoauswertungsfenster leicht übersehen werden würde. Und auf was baut all diese Hoffnung auf? Sie baut auf dem Glauben auf, dass wir einerseits einen guten Blick für die Qualität eines Filmes haben (oder seine Mängel) und andererseits eine Fähigkeit, diese Qualitäten zu vermitteln. Das Ergebnis wäre dann wohl eine gute Filmkritik. Wäre wohl … das sind vage Worte. Etwas genauer möchte es zurzeit die Akademie der Künste in Berlin wissen. Deren Sektion „Film- und Medienkunst“ hat jüngst einen „Aufruf zu einer notwendigen Debatte über die Qualität des deutschen Films“ gestartet. Darin wird auch gefragt: „Nach welchen Kriterien wollen wir Filme bewerten? Nach welchen Kriterien entscheidet das Publikum? Hat die Kritik einen anderen Zugang zur siebten Kunst?“ Und schließlich „Was verstehen ... [Filmemacher] unter einem guten Film?“ Und wohl wissend, dass Qualitätskriterien in der Kunst immer subjektiv sind, fragen die Verfasser des Aufrufs in die Reihen der Filmkritiker: „Was macht die Qualität eines Filmes aus?“ Wir sind dem Aufruf nachgekommen und erwarten die Auswertung der Akademie mit großer Spannung.
Über die Quantität an Filmen kann man sich im Oktober sicher nicht beklagen, und auch die Qualität lässt im Großen und Ganzen nichts zu wünschen übrig. Da gibt es – unserer bescheidenen Meinung nach – mal wieder äußerst viele gute und auch wichtige Filme. Filme, die sich ästhetischen Fragen stellen, die sich auch politischen und gesellschaftlichen Fragen stellen. Und die im besten Fall nicht die immer gleichen Antworten geben. Oft reicht es ja, wenn man die richtigen Fragen stellt, um etwas in Gang zu bringen. Damit man nicht nur auf die Bilder starrt, sondern tief in sie hinein blickt. Ein guter Film gewährt einem diese Freiheit. Dafür bricht er notfalls die gängigen Regeln. Ein Film darf das.
Eine zweite Frage stellt der Aufruf der Akademie der Künste nicht: „Was macht die Qualität einer guten Filmkritik aus?“ Die Jury des Michael-Althen-Preises möchte die Frage im Oktober jedoch schon zum vierten Mal mit der Auszeichnung einer besonders gelungenen Filmkritik beantworten. Prämiert werden soll ein Text, in dem „analytische Schärfe und Emotion einander bedingen und ergänzen“. Eine gute Mischung aus einer genauen Beschreibung und Einordnung von Phänomenen, gefüllt mit subjektiver Begeisterung und Emphase. Ein Balanceakt, den auch ein guter Film leisten könnte. Es soll ja Filmschaffende geben, die den Filmkritiker als den natürlichen Feind des Filmemachers sehen. Aber spätestens hier sollte sich diese Dichotomie auflösen. Denn letztendlich wollen wir doch alle nur das eine: Gute Filme! Mehr dazu in unserem Filmteil ...
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