Graffiti und Street Art gelten als äußerst kontroverse Kunstformen. Die eine Seite hält Graffiti für nutzloses Geschmiere, das lediglich das schöne Stadtbild verunstaltet – und die andere Seite sieht darin grandiose Kunstwerke, die Farbe in sonst graue Betonlandschaften bringen.
Bei dieser Diskussion zu pauschalisieren, ist allerdings der falsche Weg. Wie bei jedem Kunstwerk, hängt die Qualität der Bilder vom jeweiligen Künstler ab. Es gibt die einen, die lediglich ihre Namen auf die Bahnsitze schmieren, und andere, die großartige, farbenfrohe Kunstwerke an ganze Häuserwände zeichnen (zumeist auch mit Genehmigung der Eigentümer).
Die Bundeskunsthalle in Bonn entschied sich nun dafür, einen Beitrag zur Diskussion um Street Art und Graffiti zu leisten und eröffnet vorübergehend die größte Indoor-Hall-of-Fame Deutschlands – die BundeskunstHall of Fame. Es gibt echte Graffiti auf echten Museumswänden innerhalb der Ausstellungsräume.
Als Hall of Fame gelten in der Sprayer-Szene öffentliche Plätze auf denen legal und ohne Risiko Wände bemalt werden dürfen. Dadurch, dass der vorhandene Platz begrenzt ist, genießen die Bilder meist jedoch nur ein sehr kurzes Leben. Nur die besten Graffiti werden aus Respekt vor den Künstlern stehen gelassen und überdauern längere Zeiträume. Dadurch entwickelt die Subkultur eine ganz eigene Dynamik, die von Konkurrenz und gegenseitiger Anerkennung geprägt ist.
Das Graffiti & Street Art Festival schließt sich diesem Gedanken an und lädt an zehn Tagen internationale Szenegrößen und Newcomer in die BundeskunstHall of Fame ein, um sich selbst zu präsentieren. Die Besucher des Festivals können live mitverfolgen, wie aus kahlen Betonwänden geschmückte Kunstwerke entstehen, die nachfolgend wieder überarbeitet werden. Diverse Workshops, die es ermöglichen, aktiv in den Gestaltungsprozess einzugreifen, runden das Angebot ab.
Graffiti und Street Art sind übrigens nicht das selbe, gelten beide aber als differenzierte Genres der Urban Art. Im Prinzip kann man Graffiti als Form der Reviermarkierungen ansehen – dargestellt werden meist die Namen der Sprayer oder einprägsame Slogans – und das möglichst originell und kreativ. Street Art hingegen möchte nach außen hin politische oder soziale Werte vermitteln – oder einfach nur amüsieren oder verzaubern. Die Unterschiede der Genres sind allerdings fließend und die Meinungen gehen auseinander, wo Graffiti aufhört und Street Art anfängt.
Die Kuratoren Allan Gretzki und Robert Kaltenhäuser haben eine vielfältige Auswahl an Künstlern innerhalb der Genres ausgewählt, die besonders durch spezielle Techniken, Stile und Strategien ein unverkennbares Markenzeichen entwickelten. Mittels dieser Ausstellung schafft die Bundeskunsthalle einen längst überfälligen Raum für eine Kunstform, die sich ihren Platz im Museum redlich verdient hat.
Graffiti & Street Art Festival | Fr 21.11. bis So 29.11. | Bundekunsthalle Bonn | www.bundeskunsthalle.de
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