Erstaunlich genug, dass es eine Handvoll Kleinkünstler wagt, im Dunstkreis der am 12. Juni in Brasilien startenden Fußball-Weltmeisterschaft in einem der regionalen Musentempel aufzutreten. Gut, es gibt Menschen, die diesem Event inklusive Public Viewing und ähnlichen Scherzen nichts abgewinnen können und deswegen dankbar für jede unsportliche Darbietung sind. Aber mutig ist es schon, sich dem Risiko auszusetzen, vor einer Handvoll Zuschauern spielen zu müssen. Thomas Schweinsberg hält den Ball flach, indem er als Tomao dos Schwebaos mit einem WM-Special aufwartet (am 2. Juni im Senftöpfchen-Theater). „...das Spiel lesen können!“ heißt der Abend, an dem sich alles um den Ball dreht. Ob er aus Büchern von Fußball-Assen zitiert oder Selbstgeschriebenes vorträgt: Schweinsberg stimmt mit seinem Programm auf die WM-Wochen ein.
Gar nichts mit Brasilien-Fieber am Hut hat Maxi Schafroth. Der aus dem Allgäu kommende Kabarettist und Gewinner des Jurypreises des Prix Pantheon 2013 untersucht in seinem Programm „Faszination Allgäu“ (am 6. im Senftöpfchen-Theater, am 7. im Pantheon) in lupenreinem Hochdeutsch so unterschiedliche Lebenswelten wie seine bodenständig-bäuerliche Herkunft und seine Erfahrungen als Banker. Und siehe da: Man beginnt die angebliche Rückständigkeit seiner Landsleute dem schnelllebigen Dasein in den Zentren der Geldvernichtung vorzuziehen. Den Allgäuer beschreibt Schafroth als einen, der sich gerade so schnell bewegt, dass man ihm nicht vorwerfen könne, rückwärts zu gehen. Also das komplette Gegenmodell zum Geschwindigkeits- und Wachstumswahn. Zusammen mit dem Gitarristen Markus Schalk liefert der 1985 geborene Kabarettist den Beweis dafür, dass Köpfe wie er dringend gebraucht werden – zwecks Erleuchtung der Zuschauer-Birnen.
Keine Konkurrenz zur WM: Dennoch lässt die Prix Pantheon Gala am 5. im Bonner Brückenforum die Herzen all jener höher schlagen, die eine geballte Ladung an bekannten Namen und originellem Nachwuchs erleben möchten. Da sind der unnachahmliche Volker Pispers, der mit treuherziger Miene die größten Ungeheuerlichkeiten zutage fördert, da ist Piet Klocke, der als Meister der unvollendeten Sätze die Karikatur eines zerstreuten Professors zeichnet und Gernot Hassknecht alias Hans-Joachim Heist, der gut daran getan hat, seinerzeit das Bauingenieurs-Studium abzubrechen und Schauspielunterricht zu nehmen. Sein relativ später Ruhm als „heute-show“-Ausraster ist ihm zu gönnen: Auch toben will gekonnt sein.
Mit Tobias Mann ist einer der Allround-Talente zu Gast: mitreißendes Kabarett mit Unterbodenschutz, glasklar durchdacht und gut gemacht. Ebenfalls dabei: Torsten Sträter, der späte Nachwuchs-Vorleser, dessen schräge Geschichten auf der Basis bewusstseinserweiternder Substanzen entstanden zu sein scheinen, und Florian Schroeder, der beim Prix-Pantheon-Wettbewerb Ende April bewiesen hat, dass er nicht nur ein hervorragender Moderator ist, sondern auch improvisieren kann.
Selbstredend mit von der Partie: die beiden Prix Pantheon-Preisträger Simon & Jan und Özcan Cosar. Letzterer in der Kategorie „Beklatscht und ausgebuht“. Ein Multitalent mit Migrationshintergrund. Der Mann kommt aus Stuttgart und kann so ziemlich alles, was es braucht, um die Bühne in ein Magnetfeld zu verwandeln, dessen Anziehungskraft sich niemand entziehen kann. Nicht weniger berauschend: die beiden Liedermacher aus Oldenburg, deren Wirkung auf den Hypothalamus zu erstaunlichen Reaktionen führt: Das zieht einem die Schuhe aus.
Für eine vertrauensbildende Dosis Altersstarrsinn sorgen – natürlich – Fritz Litzmann und Hermann Schwaderlappen alias Rainer Pause und Norbert Alich. Garantiert jugendfrei. Bis zur Bekanntgabe bei der Gala am 5. darf (muss!) noch gewählt werden. Unter www.prixpantheon.wdr.de wird der Online-Preisträger (der natürlich auch eine Preisträgerin sein kann) in der Kategorie „Geklickt & Gevotet“ ermittelt: Kneifen gilt nicht – mahnt die Ihnen stets ergebene
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