Seit seinen Tagen bei den Dead Kennedys hat Jello Biafra nicht mehr so gut gepunkrockt wie mit seiner aktuellen Band The Guantanamo School of Medicine. Schon der Name der Band zeigt, dass auch sein politisches Bewusstsein nicht nachgelassen hat. Am 3.9. rücken sie ab 20 Uhr in der Live Music Hall unserem Gewissen zu Leibe. Das Bewusstsein der deutschen Thrash-Metaller Tankard dürfte spätestens mit ihrem hohen Bierkonsum abgesoffen sein. Seit 27 Jahren gibt es ihren Säufer-Metal jetzt schon. Am 4.9. kann man ab 20 Uhr ihre Bierbäuche im Underground bewundern. Andere Welt: Am 7.9. spielen ab 20 Uhr die Isländer Múm im Gebäude 9. Die Zwillingsschwestern Valtýsdóttir haben die Band inzwischen verlassen, der Rest macht immer noch entrückte Indietronic-Folklore. Mal ganz zart, mal ziept und zirpt es mächtig. Live kann man ihr spannendes Instrumentarium bewundern. Da hat Bob Log III auch einiges zu bieten: Als One-Man-Band sitzt er mit Motorradhelm Gitarre spielend vor einem Schlagzeug und singt durch einen in den Helm montierten Telefonhörer. Das sieht nicht nur cool aus, sein roher Bluesrock ist auch sehr unterhaltend. Am 9.9. ab 20 Uhr im Tsunami. The Meteors sind Urgesteine des Psychobilly. Seit 30 Jahren gibt es ihren im Fahrwasser der Cramps von Punk infizierten Rockabilly. Sänger und Gitarrist P. Paul Fenech ist seit 1982 einziges Stammmitglied, der Backkatalog umfasst trotzdem 25 Alben. An Songmaterial wird es am 12.9. im MTC nicht mangeln.
Die Schwedin Anna Ternheim hat gerade ihr drittes Album veröffentlicht. Darauf hört man melancholische Songs mit ihrer klaren Stimme und klassizistischer Instrumentierung. Am 13.9. ist sie um 21 Uhr im Stadtgarten zu hören. Betont roh klingt Tune Yards. Der Homerecorder scheint seine Songs nicht nur in der Küche aufzunehmen, sondern auch Küchengeräte für die Soundgewinnung zu verwenden. Seine erstaunlich emotionalen Stücke kocht der gerade von 4AD, dem Label von TV on the Radio und Future of the Left gesignte Musiker am 17.9. im King Georg.
Lust auf gut gekleidete Männer auf der Bühne? Nach sechs Jahren Pause, die er mit Arbeiten für Madonna und andere ausfüllte, hat Stuart Price Zoot Woman wieder zusammengerufen, um Stil unters Volk zu bringen. Der Electro-Pop des Trios hat auch mit dem dritten Album nichts an Glamour eingebüßt. Am 21.9. präsentieren sie im Gloria Eleganz und Euphorie. Die oben erwähnten Future of the Left, ein Folgeprojekt von Mitgliedern der Noiserocker Mclusky, spielen am 22.9. ab 20 Uhr im Gebäude 9. Wuchtiger Sound mit rostig schnarrendem Bass, der einen glatt an die Wand drückt. Gut festhalten! Bei Funny van Dannen muss man sich um seine Ohren nicht sorgen, höchstens um die Lachmuskeln. Der Liedermacher beweist am 24.9. im Gloria, dass Texte über Arbeitsplatzvernichtung und Schilddrüsenunterfunktion sehr komisch sein können. Und dass Musik mit gutem Humor nicht bei Kabarett mit schlechter Musik enden muss. Das zeigt auch sein gerade erschienenes neues Album „Saharasand“. Einen ganz eigenen, surrealen Humor pflegt David Thomas seit 35 Jahren mit seiner Band Pere Ubu. Die aktuelle Platte (Rezension S.66) ist wieder großartig: gebrochen schöner Avant- Rock! Am 28.9. ist Mr. Pere Ubu mit der aktuellen Besetzung seiner Band im Gebäude 9 zu hören.
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