Weihnachten und wertkonservativ passt zusammen. Wertkonservativ und Motörhead passt zusammen. Aber passt Motörhead und Weihnachten zusammen? Ach, wen kümmert‘s, wenn Lemmy und Konsorten am 1. Dezember ab 19 Uhr im Palladium ihren seit „Ace of Spades“ recht unveränderten Dampfwalzensound loslassen? Wer nicht auf Dampfwalzen steht, geht am selben Abend besser ins Gebäude 9, wo ab 20 Uhr Port O‘Brien aus San Francisco mit ihrem versponnenen Indie-Folk aufspielen und ihr neues, sehr schönes Album „Threadbare“ vorstellen. Das klingt fast schon weihnachtlich. Und weiter im Sauseschritt durch die Musikstile: Das Institut für Feinmotorik macht seit vielen Jahren Musik nur mit Plattenspielern. Gut, das kennt man – spätestens seit dem Turntablism der Hip Hop-Avantgarde.
Nur, dass das Institut wesentlich reduzierter arbeitet und mitunter auch die Platten weglässt und stattdessen anderes Material wie Schmirgelpapier zum Klingen bringt. Den Plattennadeln wird’s weniger gefallen, den Zuhörern und -schauern im Tsunami am 2.12. um 21 Uhr umso mehr. Immer gerne im Kunstkontext unterwegs, aber wohl deutlich tanzbarer als das Institut für Feinmotorik ist das Köln-Düsseldorfer Trio Kreidler. Auf ihrem aktuellen Album loten sie auf atmosphärisch-technoider Ebene allerlei Rhythmen aus und haben sich dabei auch von afrikanischer Musik inspirieren lassen. Am 9.12. spielen sie ab 20 Uhr im Gebäude 9. Noch minimalistischer veranlagt ist Mortiz von Oswald. Der Forscher in Sachen Dub und Techno hält das mit seinem Trio, bei dem der Techno- und Houseproduzent Vladislav Delay am Schlagzeug sitzt und Max Loderbauer am Synthesizer, nicht anders: Hier finden Techno und Afro-Elemente zusammen und amalgamieren zu einem Industrial-Dub einer hypnotischen Parallelwelt.
Zusammen mit Deadbeat spielen sie am 10.12. ab 21 Uhr im Stadtgarten. Das Kölner Indie-Label Tumbleweed präsentiert nach einiger Auszeit wieder eine Weihnachtsfeier. Ebenfalls am 10. Dezember werden ab 20 Uhr Bum Khun Cha Youth, Die Oliver Mink Erfahrung, Luke, The Truth About und Lauter Bäumen für viel musikalische Abwechslung sorgen. Dass am 11. Dezember um 21.30 Uhr im Sonic Ballroom Nichts spielen, mutet schon etwas skurril an. Die NDW-Punks hatten Anfang der 80er Jahre mit ihren zwei Alben richtig viel Erfolg. Jetzt haben sie sich – warum auch immer – wiedervereint und touren durch Mini-Clubs. Hauptsache, es macht Spaß. Besser als Markus ist das allemal. Am selben Tag ist im Tsunami ab 21 Uhr auch der Wirbelwind Vice Cooler unter seinem Alias Hawnay Troof zu sehen. Als (ehemaliges?) Mitglied der Hardcore-Band XBXRX gibt es vor allem Gitarren und Gekreische, solo macht er digital produzierten Party-Irrsinn, der sich undogmatisch zwischen elektronischem Clubsound, Rap – in etwa Beastie Boys-Style – und geschreddertem Stolperbeat Gehör verschafft. Auf der Bühne wirkt er entsprechend hyperaktiv. Eine powergeladene Electro-Sause. Peaches, die ihn gerade im Vorprogramm hatte, ist bereits großer Fan. Sie selbst spielt am 15.12. ab 21 Uhr im Bürgerhaus Stollwerck. Der Bart ist wieder ab, das Gendercrossing macht ihr aber weiterhin ebenso viel Spaß wie sexy Verkleidung und cooles Posing zu obercooler Elektronik. Live ist die explizite Dame sowieso immer ein Erlebnis. Das gilt sicher auch für Japanische Kampfhörspiele. Die Essener machen politischen Grindcore mit komischen Effekten wie Grunzlauten und Piepsstimme im Duett. Am 18.12. spielen sie ab 21.30 Uhr zusammen mit den Death Metallern World Downfall. Frohe Dampfwalze!
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