Es gibt 392 Beiträge von Raspa
weitere Infos zu diesem Film | 2 Forenbeiträge
31.08.2020
In den späten 50er und 60er Jahren gab es im britischen Theater und Kino den Trend des sog. "kitchen sink realism". Ken Loach ist jemand, der sich auch heute noch dieser Tradition verpflichtet fühlt. Und es ist ihm selten so eindringlich gelungen wie in diesem Film. Prekäre Arbeitsverhältnisse, diesen Begriff hört man oft, aber selten wurde einem so drastisch gezeigt, was diese mit einzelen Menschen und mit Familien anrichtet. In diesem Fall zugespitzt durch die Tatsache, dass beide Eltern sich in solch üblen Arbeitsverhältnissen bis zur völligen Erschöpfung abmühen müssen. Man braucht kein Kommunist zu sein, um solche Zustände, besonders die Falle der Scheinselbstständigkeit, unhaltbar zu finden.
Die vier Darsteller der Eltern und der beiden Kinder spielen sich die Seele aus dem Leib und verhelfen dem Film zu einer ungeheueren Intensität. Ein beeindruckendes Stück Sozialgeschichte!
weitere Infos zu diesem Film | 1 Forenbeitrag
04.08.2020
Man kennt sie alle aus früheren Allen - Filmen, die Liebeleien, die Verwicklungen, die manchmal etwas zu cleveren Dialoge, die Liebe zu alten musikalischen Standards. Es wirkt ein wenig aufgewärmt, ein zweiter Aufguss der wunderbaren frühen Komödien des Altmeisters. Mein Lieblingszitat ist diesmal der Ausspruch des Protagonisten überr seine kulturbeflissenene Mutter: "She's a culture vulture."
Peinlich finde ich übrigens die nachträgliche Distanzierung einiger Akteure vom Regisseur wegen der bekannten Vorwürfe, die bekanntlich alles andere als bewiesen sind. Das wirkt auf mich wie billiger Gratismut.
weitere Infos zu diesem Film | 1 Forenbeitrag
22.07.2020
Nachdem ich diesen Film zunächst im Kino gesehen und erst anschließend die epd - Kritik gelesen habe, muss ich sagen: Nein, so schlecht darf man ihn nicht beurteilen. Ja, die Dramaturgie ist eher altmodisch, vieles ist eher holzschnittartig geraten - ABER: Das Thema ist brennend aktuell, weil wir ja wissen, wie sehr die Sklaverei des 19. Jahrhunderts bis in unsere Zeit hineinwirkt, die Ereignisse packen den Zuschauer trotz der genannten Schwächen, und v.a. sehen wir eine fabelhafte Hauptdarstellerin, die mit ihrer umwerfenden Energie den Film fast alleine trägt. Insgesamt also eine klare Empfehlung von meiner Seite!
Überhaupt sollten wir Kinofreunde nun, da endlich wieder einige neuie Filme zu sehen sind, die Theater nicht im Stich lassen und wieder verstärkt die Kinos besuchen. In meiner Vorstellung waren gerade einmal drei Zuschauer - so können die Kinos nicht überleben. Also, geht wieder hin, dann gibt es auch endlich wieder Besprechungen neuer Filme hier im Forum!
weitere Infos zu diesem Film | 1 Forenbeitrag
20.06.2020
Der Film ist eine nette Unterhaltung vom Typ Roadmovie. Soweit, so gut. Aber wer kommt auf die bescheuerte Idee, einem Film, der im Original "Chef" heißt, den deutschen ( ! ) Titel "Kiss The Cook" zu verpassen? Es geht nicht mal um Küsse, es ist in erster Linie eine Vater - Sohn - Geschichte ( der Junge spielt übrigens seine Rolle wunderbar ). Ähnlich lächerlich war einst die Änderung des originalen Titels von "Bend it Like Beckham " in "Kick it ...".
Aber das Publikum will es ja so, oder?
weitere Infos zu diesem Film | 1 Forenbeitrag
09.06.2020
Halten wir zuerst mal fest: Was Renée Z. hier abliefert, ist eine der größten darstellerischen Leistungen auf der Leinwand in den letzten Jahren. Punkt. Das muss man gar nicht weiter begründen, jeder, der den Film gesehen hat, wird das bestätigen.
Eine interessante Parallele zu einem anderen Biopic, nämlich "Stan & Ollie", besteht darin, dass in beiden Fällen der bzw. die alternden Star(s) in den USA als überholt gelten und deshalb versuchen, in GB noch einmal an ehemalige Erfolge anzuknüpfen. Und beide Filme sind auch deshalb so gelungen, weil sie - bis auf sparsam eingesetzte Rückblenden - nur die Spätphase der jeweiligen Karriere beleuchten. Was Judy Garland betrifft, so zeigt sich hier ein ähnliches Muster wie etwa bei Elvis Presley oder Michael Jackson: Bühnenkünstler, die allzu früh von unbarmherzigen Eltern und Managern zur Ausbeutung ihrer Fähigkeiten ausgenutzt werden und an der Flucht in Drogen, besonders in die Tablettensucht, zugrunde gehen. Großartig an der Verkörperung der Garland ist aber, dass Zellweger sie nicht einfach als Wrack darstellt ( die Gefahr lag nahe, schließlich starb sie bereits ein Jahr später mit nur 47 Jahren ), sondern als einen hin- und hergerissenen Menschen, der uns wirklich "Furcht und Mitleid" ( Aristoteles ) abverlangt. Einzig die leicht kitschige Schlussszene ( Over the Rainbow ) trübt den Gesamteindruck ein wenig. Nun ja, eine leichte Konzession an Hollywood - Dramaturgie musste wohl sein.
weitere Infos zu diesem Film | 1 Forenbeitrag
14.05.2020
Als ich vor Jahrzehnten die "Deutschstunde" zum ersten Mal las, war Emil Nolde noch das integre Vorbild für den Maler Max Nansen. Heute, da man inzwischen weiß, was für ein - mit Verlaub - menschliches Arschloch dieser Mann war, ein Nazi und Denunziant ( trotz des Berufsverbots als "entarteter Maler" ), muss man Nansen einfach als eine fiktionale Figur betrachten und diese von Nolde abstrahieren. Insofern ist Moretti auch eine sehr gute Besetzung, da er viel weniger "noldehaft" daher kommt als W. Büttner in der TV - Fassung von 1971. Arno Assmann war damals eine wunderbare Verkörperung des verbohrten Pflichtmenschen Jepsen, den Noethen nun aber ebenso überzeugend verkörpert.Die damalige Fassung folgte der Romanvorlage sehr viel getreuer, was sich auch in einer größeren Anzahl von Charakteren, mehr Dialog und einer deutlich epischeren Erzählweise manifestierte. Schwochow verzichtet fast völlig darauf, die Handlung streng historisch einzubetten. Ihm geht es mehr um das Modellhafte der Geschichte, die sich überall so oder ähnlich ereignen kann, wo Freiheitsrechte außer Kraft gesetzt werden und "brauchbare Menschen" das Idealbild des Staatsbürgers darstellen.
Und natürlich gibt es, wie in der früheren Version auch, sehr eindrucksvolle Bilder der kargen Nordseelandschaft, nur deutlich dunkler und düsterer als damals.
Schwochows Verfilmung kann durchaus für sich selbst stehen; wenn so mancher Zuschauer aber angeregt werden sollte, den Roman zum ersten oder auch zum erneuten Male zur Hand zu nehmen, so wäre das sicher auch kein Schaden.
weitere Infos zu diesem Film | 3 Forenbeiträge
10.05.2020
So ganz realistisch ist das Szenario ja nicht, weil es eigentlich in den USA unter den großen Gastgebern für diese Art von Sendung zwar Letter-man und andere Men gibt, tatsächlich aber keine Frau. Wenn man dies aber mal beiseite lässt, so muss man sagen: Emma Thompson ist die ideale Besetzung für diese Frau, die zwar nicht loslassen will, aber dennoch nicht mehr so recht weiß, warum sie diesen Job macht und wie sie ihr früheres Niveau wieder erreichen könnte.
Wegen dieser hinreißenden Performance kann man über einige dramaturgische Schwächen hinwegsehen. Fazit also: Insgesamt sehenswert.
weitere Infos zu diesem Film | 2 Forenbeiträge
23.03.2020
Ich habe mir den Film, den ich vor ca. 30 Jahren im Kino sah, jetzt nochmal angeschaut. Um es kurz zu machen: Kinokeule hat völlig recht. Eines von Allens schönsten Werken, mit vielen herrlichen Charakteren. Wunderbar die inneren Dialoge, z.B. wenn Mickey ( Woody ) mit seinen Hypochondrieanfällen kämpft. Ein Film, der sehr gut gealtert ist - was man sicher nicht von allzu vielen Filmen aus den 80er Jahren sagen kann. Fazit: Ich bleibe ein Woody - Fan!
weitere Infos zu diesem Film | 1 Forenbeitrag
04.03.2020
B-Movies im eigentlichen Sinne gibt es natürlich heute nicht mehr. In den 50er und 60er Jahren war Roger Corman der Großmeister dieser oft schauerlichen Stories, die er in rascher Folge auf den Markt brachte und mit denen er trotz beschränkter technischer Mittel viele Zuschauer das Gruseln lehrte.Dieser Film, der sehr lose auf Motiven von H.G. Wells beruht, ist natürlich von der Filmtechnik her überhaupt nicht vergleichbar mit Cormans rasch gedrehten Genrewerken. Und doch erinnert er in der Machart und der reichlich kruden Handlung an diese B-Pictures. Lohnt es sich dann überhaupt, ihn anzusehen. Ja, denn Elisabeth Moss liefert eine grandiose Performance ab. Diese Darstellerin, die durch ihre Rolle als Peggy in der fantastischen Serie "Mad Men" zum ersten Mal einem breiten Publikum bekannt wurde, ist schon jetzt eine der besten Schauspielerinnen der jüngeren Generation. Es ist beeindruckend, wie sie die Not der unerbittlich verfolgten Frau verkörpert, ohne dabei lzu dick aufzutragen. Das lässt über einige teilweise doch arg überzogene Wendungen in der Handlung hinwegsehen.
weitere Infos zu diesem Film | 3 Forenbeiträge
08.02.2020
Egal, wie man zu seinen lange zurückliegenden Verfehlungen stehen mag, dieser Film zeigt, dass Polanski immer noch zu den ganz Großen des heutigen Kinos gehört. Die Dreyfus - Affaire wird von ihm ohne jede Effekthascherei und dennoch spannend wie ein Thriller in Szene gesetzt. Jean Dujardin ist die ideale Besetzung für den Geheimdienstchef, der einerseits auch ein Teil des Systems und ein Kind seiner Zeit ist, der es aber andererseits nicht ertragen kann, dass die für ihn offenkundige Wahrheit verbogen und vertuscht werden soll. Besonders gut gefiel mir die ruhige Art der filmischen Erzählweise unter weitgehendem Verzicht auf untermalende Musik. Kann man zum Besuch raten? Unbedingt ja.
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24