Es gibt 2 Beiträge von Kevitt
weitere Infos zu diesem Film | 6 Forenbeiträge
22.04.2014
Maßlosigkeit, Hochmut, Trägheit, Wollust, Habgier, Zorn und Neid. Sieben Todsünden und sieben Motive. Zwei Polizisten, ein Killer und ein Spiel nach seinen Regeln. Als die Polizei einen 700 Pfund schweren toten Mann findet, der essen musste bis seine Innereien platzten, ahnen die beiden Detectives William Somerset (Morgan Freeman) und David Mills (Brad Pitt) noch nicht, dass sie selbst Teil eines perfide geplanten und teuflischen Werks sind. In seiner perversen Struktur wird es sie an eine Quelle menschlicher Boshaftigkeit führen.
Die Grundstory dieses düsteren Thrillers von David Fincher wirkt zunächst recht flach: Ein alter Haudegen (Freeman) der in Rente will, bekommt einen jungen Wilden (Pitt) als Partner zugewiesen und muss nun seinen letzten Fall lösen. Ein Serienmörder treibt sein Unwesen und verwickelt die beiden in ein perfides Katz- und Mausspiel. Soweit, so gut. Man kann dem Film auf den ersten Blick ein Standardplot mit klischeebeladenen Hauptfiguren unterstellen. Der Ausgangsstoff für viele Krimifilme und Thriller. Doch es ist genau diese genormte und allseits bekannte Ausgangslage, die „Sieben“ benötigt, um aus einer gewohnten Krimiatmosphäre eine nihilistische Talfahrt zu starten.
Die Kameraschnitte (Oscarnominierung) und Bilder lassen zwei verschiedene Welten miteinander korrespondieren und gar zu einer Symbiose verschmelzen. Der Film lebt vom Dualismus. Dem Kontrast zwischen alltäglicher Normalität und finsterer, brutaler Gewalt. „Sieben“ ästhetisiert die dunkle Seite der Großstadt und zeigt, dass Bildung und Intellekt einen Menschen ebenso in den Wahnsinn treiben können, wie Elend, Schicksal und Armut. Er erinnert aber auch daran, dass die Sünde ein Teil der menschlichen Natur ist und zu was es führen kann, wenn der Glaube an eine Religion die Vernunft und das Mitgefühl außer Kraft setzt. Ein zeitloses Thema. Die Atmosphäre bleibt durchweg finster. Alles Positive wird verneint. Ähnlich wie in „Das Schweigen der Lämmer“ wird ein subtil arrangierter Spannungsbogen verfolgt. Das drastische und überraschende Finale, lässt keine Wünsche offen und macht „Sieben“ zu einem sicherlich brutalen und abgründigen, dennoch zu einem der besten Thriller und Kriminalfilme überhaupt.
weitere Infos zu diesem Film | 12 Forenbeiträge
02.04.2014
Sean Penn, der namhafte Macher des Films sagte einmal im Interview: „Wissen Sie, was ich glaube? Dass wir in eine Welt hineingeboren werden, in der sich niemand die Zeit nimmt, der zu werden, der er ist – und all diese Menschen, die nicht sie selbst sind, verletzen die wenigen Menschen, die sich diese Zeit nehmen.“ - Christopher McCandless war einer jener Menschen, die sich diese Zeit nehmen wollten. Verletzt durch die Menschen - die nicht sie selbst sind - zieht es ihn auf einen Pfad zurück zu den Wurzeln des menschlichen Seins.
2007: In einem sensiblen Portrait verfilmte Sean Penn das Leben des im Wohlstand geborenen Studenten Christopher McCandless (hier verkörpert durch Emile Hirsch). Ein 22 -jähriger Student der mit allen gesellschaftlichen Konventionen bricht - sämtliche Ausweise, Pässe und Kreditkarten eines durchgenormten Philistertums aufgibt, um in der Wildnis Alaskas Einklang und Unmittelbarkeit zu erfahren. Die Erleuchtung jedoch, kostete ihn einen hohen Preis.
Der Film baut auf der gleichnamigen Reportage von Jon Krakauer auf. In weiteren Rollen sind u. a. William Hurt, Vince Vaughn, Jena Malone und Kristen Stewart zu sehen. Die musikalische Untermalung des Films, entstammt zum Größten Teil der Feder des US-Musikers Eddie Vedder. Die Stimmung des Soundtracks ist passend, dennoch hätte der Film an einigen Stellen etwas mehr Ruhe vertragen. Des Weiteren steht der Film dem Leben des Hauptprotagonisten völlig unkritisch gegenüber. Verzweifelte und besorgte Eltern, Familie, große Chancen auf Karriere und sozialen Aufstieg werden völlig unreflektiert zur Vergangenheit erklärt. An dieser Stelle also zwei kleinere Mankos in einer ansonsten eher makellosen Landschaft.
Ganzheitlich betrachtet ist „ Into the Wild“ ein absolut sehenswerter Film der zum Nachdenken anregt und dem Zuschauer einen besonderen Blickwinkel auf unsere Gesellschaft und unseren Bezug zum Leben an sich bietet. Die Geschichte lebt vom Panorama. Eine Reise die nicht nur in die Wildnis Alaskas führt. Sie führt auch in die Herzen eines Jeden, der sich in einer immer schneller werdenden Welt immer schneller entscheiden und orientieren muss um ein Kleinod an Ruhe und Freiheit zu wahren. In der beeindruckenden Natur wird deutlich was Sean Penn zum Ausdruck bringen will: Das Leben der Mensch hat sich von der Natur entfremdet. Er muss ihre Gesetzte erst neu verstehen lernen. An der Quelle des echten Lebens steht nichts als der nackte Mensch unter dem blanken Antlitz der Natur. Und die Natur holt sich zurück was ihr gehört.
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24