Nicht jeder besitzt die Gabe, auf dumme Fragen eine schlagfertige Antwort zu geben. Den meisten Menschen fällt sie erst Stunden später ein. Selbst einem Improvisationsgenie wie Sascha Korf geht es manchmal so. Allerdings eher selten, weil er eigentlich nichts anderes tut, als lustige Repliken zu produzieren. Wenn ihn jemand auf einer Party mit den Worten: „Naaa! Auch hier?“ anbaggert, antwortet er: „Nein, bin ich nicht. Ich bin nur ein Hologramm und komme vom Planeten Manga 8. Wir studieren gerade das merkwürdige Anmachverhalten der menschlichen Rasse. Und du hast es gerade auf Platz eins geschafft“.
Gut, das hat sich der Comedian natürlich zu Hause am Schreibtisch ausgedacht. Oder im Zug am Laptop, oder im Caféhaus – wo auch immer. Egal: Er gibt sich alle Mühe, sein Talent für spontane Aktionen auf der Bühne und im Alltag weiterzugeben. Der „Crashkurs für ein flottes Mundwerk“ findet am 24. August im Casino des Bonner Pantheon statt – eben jenem Bühnen-Ableger, der auch weniger bekannten Nasen innerhalb der Zukunft ein Zuhause bietet. Wobei Korf seit Jahrzehnten beweist, dass er zu den Besten seines Fachs gehört. „Wer zuletzt lacht, denkt zu langsam!“ heißt das Programm, mit dem er dem Publikum – und inzwischen via Buch-Veröffentlichung auch dem Leser – die Chance einräumt, den öden Alltag zum Happening zu machen; oder der Schlaftabletten-Beziehung wieder auf die Sprünge hilft.
Korf unterstellt jedem Menschen auf diesem Planeten, dass er spontan reagieren kann – ohne Zwang zur Originalität. Das ist schon mal eine ermunternde Ausgangsthese, mit der er das Publikum aus der Reserve lockt. Denn eines steht fest: Etwas von sich zu geben, ohne vorher lange überlegen zu müssen, ob das, was man sagt, der eigenen kritischen Beurteilung standhält, ist verflixt entspannend für vergrübelte Deutsche.
Ein begnadeter Miesepeter kommt aus Österreich: Stefan Waghubinger lebt zwar seit 20 Jahren in Stuttgart, aber so richtig deutsch ist er immer noch nicht, obwohl er wunderbar an allem und jedem herumnörgeln kann. „Langsam werde ich ungemütlich“ heißt das Programm des nicht mehr ganz jungen Newcomers, der im zarten Alter von 42 Jahren die Kleinkunstbühnen der Nation entdeckt hat – und diese seitdem mit seinen Klagen über Gott – den kennt der ausgebildete Theologe persönlich – und die deprimierende Weltlage beglückt (am 31.8. im Pantheon).
Was „Steh-Greif-Kabarett“ ist, demonstriert Thomas Kreimeyer seit Ende der 90er Jahre mit erstaunlichem Ergebnis: Ähnlich wie bei Sascha Korf gibt es keinen Abend, der wie der andere ist. Mit dem Unterschied, dass Kreimeyer keine Spielchen macht, sondern sich mit dem Publikum unterhält. Man glaubt es kaum, wie belebend das ist: „Kabarett der rote Stuhl“ nennt er seine Form der Improvisation, die von den Vorgaben der Zuschauer lebt (am 1.8. im Pantheon-Casino). Dabei macht er sich keineswegs lustig über das, was ihm zu Ohren kommt, sondern geht den Dingen auf den Grund. Man kann schon nachdenklich werden, wenn eine Frau behauptet, sie koche harte Eier „nach Gefühl“ – Loriot lässt grüßen! Der Bodensatz, auf dem hier Komik entsteht, besteht aus einer tiefen Ratlosigkeit. Erst auf der Bühne wurde Kreimeyer klar, wie man diese genießen und auskosten kann. Und zwar zur ungetrübten Freude der Anwesenden – verspricht wie immer hoch und heilig die Ihnen stets ergebene
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Überbordende Fantasie
Micha Marx‘ neues Programm im Senftöpfchen – Komikzentrum 09/21
#dieshowgehtweiter
Senftöpfchen-Streaming-Show mit Kölner Künstler*innen – Komikzentrum 06/21
Kabarettistischer Denkraum
Fatih Cevikkollu denkt vor, das Publikum denkt nach – Komikzentrum 03/20
Absurdität mit Haltung
Torsten Schlosser regt sich auf – Komikzentrum 02/20
25 Jahre Bühnenzauber
Ingo Oschmann und sein aktuelles Jubiläumsprogramm – Komikzentrum 01/20
Lautes Lachen und positives Zinken
Anka Zink mit ihrem aktuellen Programm – Komikzentrum 12/19
Gekonnter Metier-Mix
Lennard Rosar auch als Stand-Up-Comedian – Komikzentrum 11/19
Der Sex, die Laus und der Spaß
Jürgen Becker und das begehrende Volk – Komikzentrum 10/19
Frisch und frech
Maria Clara Gropplers neues Programm – Komikzentrum 09/19
Zirkus auf der Bühne
Stephan Masur und seine Artisten – Komikzentrum 08/19
„Wir wollen gerne, dass die Leute lachen“
Ensemble TheaterKönig zeigt „Der Blaue Falke“ – Komikzentrum 07/19
Wenn die Zunge bricht
Comedy-Reihe „Gratis & nicht umsonst“ im Atelier-Theater – Komikzentrum 06/19
Kabarett-Knaller
Robert Griess’ politisches Feuerwerk – Komikzentrum 05/19
Glühende 20er Jahre
30 Jahre Swing mit den Glühwürmchen – Komikzentrum 04/19
Buntes Programm
Das Atelier Theater im März – Komikzentrum 03/19
Känguru, Chaos und Schnapspralinen
„Die Känguru-Chroniken“ in der Comedia – Komikzentrum 02/19
Spontan und interaktiv
Bei den ImproVisaToren ist auch das Publikum gefragt – Komikzentrum 01/19
Die Frau in Blau
Vicki Blau im Atelier Theater – Komikzentrum 12/18
Mit Herz und Humor
Musikkabarettist Robert Kreis lädt zum Lachen ein – Komikzentrum 11/18
Charmant und schamlos
Patrick Salmen und Quichotte mit der Delayed Night Show – Komikzentrum 10/18
Am linken Flügel
Lockenkopf Martin Zingsheim ist in guter Gesellschaft – Komikzentrum 09/18
Komödiantische Sonderklasse
Gerburg Jahnke lädt Gästinnen in den Tanzbrunnen ein – Komikzentrum 08/18
Das X-Mysterium
Akrobaten verzaubern im sommerlichen Varietétheater – Komikzentrum 07/18
Allerhand zum Piepen
Die Reihe „Gratis und nicht umsonst“ wird 21 Jahre alt – Komikzentrum 06/18
Ganz ruhig bleiben
Zum 10. Mal: „Das Schwarze Schaf“ wird in Duisburg gekürt – Komikzentrum 05/18