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Sprudelt wie ein Wasserfall: das Improvisationsgenie Sascha Korf
Foto: Presse

Flottes Mundwerk antrainiert

26. Juli 2012

Sascha Korf, Stefan Waghubinger und Thomas Kreimeyer – Komikzentrum 08/12

Nicht jeder besitzt die Gabe, auf dumme Fragen eine schlagfertige Antwort zu geben. Den meisten Menschen fällt sie erst Stunden später ein. Selbst einem Improvisationsgenie wie Sascha Korf geht es manchmal so. Allerdings eher selten, weil er eigentlich nichts anderes tut, als lustige Repliken zu produzieren. Wenn ihn jemand auf einer Party mit den Worten: „Naaa! Auch hier?“ anbaggert, antwortet er: „Nein, bin ich nicht. Ich bin nur ein Hologramm und komme vom Planeten Manga 8. Wir studieren gerade das merkwürdige Anmachverhalten der menschlichen Rasse. Und du hast es gerade auf Platz eins geschafft“.

Gut, das hat sich der Comedian natürlich zu Hause am Schreibtisch ausgedacht. Oder im Zug am Laptop, oder im Caféhaus – wo auch immer. Egal: Er gibt sich alle Mühe, sein Talent für spontane Aktionen auf der Bühne und im Alltag weiterzugeben. Der „Crashkurs für ein flottes Mundwerk“ findet am 24. August im Casino des Bonner Pantheon statt – eben jenem Bühnen-Ableger, der auch weniger bekannten Nasen innerhalb der Zukunft ein Zuhause bietet. Wobei Korf seit Jahrzehnten beweist, dass er zu den Besten seines Fachs gehört. „Wer zuletzt lacht, denkt zu langsam!“ heißt das Programm, mit dem er dem Publikum – und inzwischen via Buch-Veröffentlichung auch dem Leser – die Chance einräumt, den öden Alltag zum Happening zu machen; oder der Schlaftabletten-Beziehung wieder auf die Sprünge hilft.

Korf unterstellt jedem Menschen auf diesem Planeten, dass er spontan reagieren kann – ohne Zwang zur Originalität. Das ist schon mal eine ermunternde Ausgangsthese, mit der er das Publikum aus der Reserve lockt. Denn eines steht fest: Etwas von sich zu geben, ohne vorher lange überlegen zu müssen, ob das, was man sagt, der eigenen kritischen Beurteilung standhält, ist verflixt entspannend für vergrübelte Deutsche.

Ein begnadeter Miesepeter kommt aus Österreich: Stefan Waghubinger lebt zwar seit 20 Jahren in Stuttgart, aber so richtig deutsch ist er immer noch nicht, obwohl er wunderbar an allem und jedem herumnörgeln kann. „Langsam werde ich ungemütlich“ heißt das Programm des nicht mehr ganz jungen Newcomers, der im zarten Alter von 42 Jahren die Kleinkunstbühnen der Nation entdeckt hat – und diese seitdem mit seinen Klagen über Gott – den kennt der ausgebildete Theologe persönlich – und die deprimierende Weltlage beglückt (am 31.8. im Pantheon).

Was „Steh-Greif-Kabarett“ ist, demonstriert Thomas Kreimeyer seit Ende der 90er Jahre mit erstaunlichem Ergebnis: Ähnlich wie bei Sascha Korf gibt es keinen Abend, der wie der andere ist. Mit dem Unterschied, dass Kreimeyer keine Spielchen macht, sondern sich mit dem Publikum unterhält. Man glaubt es kaum, wie belebend das ist: „Kabarett der rote Stuhl“ nennt er seine Form der Improvisation, die von den Vorgaben der Zuschauer lebt (am 1.8. im Pantheon-Casino). Dabei macht er sich keineswegs lustig über das, was ihm zu Ohren kommt, sondern geht den Dingen auf den Grund. Man kann schon nachdenklich werden, wenn eine Frau behauptet, sie koche harte Eier „nach Gefühl“ – Loriot lässt grüßen! Der Bodensatz, auf dem hier Komik entsteht, besteht aus einer tiefen Ratlosigkeit. Erst auf der Bühne wurde Kreimeyer klar, wie man diese genießen und auskosten kann. Und zwar zur ungetrübten Freude der Anwesenden – verspricht wie immer hoch und heilig die Ihnen stets ergebene

ANNE NÜME

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