Die Nouvelle Chanson-Compilation Le Pop geht in die sechste Runde. Im Pressetext wird postuliert, es handele sich um einen „Aufbruch zu neuen Soundwelten“. Das muss man nicht unbedingt nachvollziehen, die 16 Stücke sind aber tatsächlich vermehrt von neuen Künstlern und Künstlerinnen, stilistisch weit gefächert und dabei so gut wie eh und je (Le Pop Musik). Die großartigen Dirty Projectors erweitern ihr diesjähriges Album „Bitte Orca“. Jetzt erscheint eine Expanded Edition, die auf einer zweiten CD 6 Live-Akustik-Versionen und sechs weitere Non-Album-Tracks und Remixe liefert. Das ist nicht nur eine Marketingidee, sondern musikalisch großartiger Avantgarde-Pop (Domino).
Tom Jenkinson aka Squarepusher hat sich darauf eingelassen, mit ein paar Jungspunden – angeblich aus der Metalszene – eine Band zu gründen. Die haben ihn so lange bedrängt, bis er einwilligte, seine neuesten Stücke mit ihnen als Shobaleader One einzuspielen. Das Plattencover von „d‘Demonstrator“ gibt den richtigen Hinweis, denn mit Vocoder und gut durchdachten Fiesheiten klingt Squarepusher hier immer mal wieder nach Daft Punk. Ungewöhnlich soft, aber irgendwie interessant. Auch Klangtüftler Brian Eno hat sich mit dem Nachwuchs abgegeben. Zusammen mit Leo Abrahams und Jon Hopkins macht er auf „Small Craft on a Milk Sea“ zunächst schlierigen Ambient, bevor es dann mit Beat düster losrumpelt. Klingt nicht, als wäre der Mann über 60 (beide Warp). Als Bot‘Ox haben der Fench House-Produzent Cosmo Vitelli und Julien Briffaz das Konzeptalbum „Babylon by Car“ veröffentlicht. Zwischen House, Techno, Krautrock, Cosmic Disco und New Wave schwirren sie mit einer Ode an das Automobil durch die Clubs und verbuchen damit den einen oder anderen Hit (I‘m a Cliché). Mit jeder neuen Compilation bestätigt Sven Väth seinen guten Musikgeschmack und seinen schlechten Style. Auf zwei CDs liefert er als Abschluss der elften Ibiza-Saison im „Amnesia“ wieder ein ruhigeres und ein heftigeres Set mit dem amtlichen Clubsound. Das Cover präsentiert ihn dieses Mal als wilde Raubkatze. Ganz schön crazy … (Cocoon).
Spektakel! Als „The Big Four“ wurde die Tour angekündigt, die erstmals die vier erfolgreichsten Thrash Metal-Bands vereint: Anthrax, Megadeath, Slayer und als Headliner Metallica – für Fans des Genres ein Fest. Nachträgliche Anteilnahme ermöglicht nun die Doppel-DVD, die das komplette vierstündige Konzert aus Sofia und Bonusmaterial zeigt. Anthrax klingen am lustigsten, Megadeath am ältesten, Metallica am prätentiösesten und Slayer – keine Frage – am coolsten (Universal).
ANBB steht für Alva Noto und Blixa Bargeld. Bei dem Projekt treffen auf merkwürdige Art der Pathos des Sängers der Einstürzenden Neubauten auf die mathematisch kühle Klangästhetik von Carsten Nicolai alias Alva Noto. Um es kurz zu machen: Das Ganze ist zu Bargelds Vorteil. Nicolais klarer, knackiger Minimalismus setzt einen guten Kontrast zu dem theatralischen Gesang (raster-noton). Das Berliner Ensemble Zeitkratzer unter der Leitung Reinhold Friedl führt zwei CD-Reihen fort: Nach John Cage und James Tenney widmen sie sich in der Reihe „Old School“ dem Komponisten Alvin Lucier. Fünf Stücke aus den 80er und 90er Jahren erforschen flirrende Interferenzen. Der Pop-Avantgarde widmet sich Zeitkratzer mit „electronics“. Nach Therre Thaemlitz, Keiji Haino und Carsten Nicolai befassen sie sich im vierten Teil der Reihe mit dem harschen Industrialsound von William Bennett aka Whitehouse. Zeitkratzer transformieren Bennetts Power Electronics in nervösen, akustischen Lärm (Zeitkratzer).
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