Wonder Boys
USA 2000, Laufzeit: 112 Min., FSK 12
Regie: Curtis Hanson
Darsteller: Michael Douglas, Tobey Maguire, Frances McDormand, Robert Downey jr., Katie Holmes, Rip Torn, Richard Thomas, Philip Bosco, Jane Adams
Das soll es geben. Jemand lebt sein Leben mit kleinen und mittleren Katastrophen wie Ehe-, Schaffens- und sonstigen Krisen und glaubt trotzdem, immer den holprigen Lebenspfad im Blick, er bewege sich auf einigermaßen sicherem Terrain. Dann kommt der Tag, da merkt der Trottel, dass er nie nach rechts oder links geschaut hat, dass er sich immer schon hart am Rand eines steilen Abhangs bewegt hat. Doch dann ist es bereits zu spät. Er ist ins Straucheln geraten und bewegt sich mit zunehmender Geschwindigkeit bergab, mehr und mehr die Kontrolle verlierend.So einer ist Grady Tripp (Michael Douglas), seines Zeichens Literaturprofessor an der Pittsburg University. Sein letzter Roman war ein wundersamer Erfolg, aber er hat ihn schon vor Jahrzehnten geschrieben. Das neue Buch, das der Verlag seit Jahren erwartet, ist auf Tausende unübersichtlicher Manuskriptseiten angewachsen. Am liebsten zündet Grady sich einen Joint an und tuckert mit seinem alten Chevy durch die tristen, regennassen Straßen zu seiner Geliebten Sara (Frances McDormand), der Ehefrau ausgerechnet seines Lehrstuhl-Chefs.Doch an diesem Wochenende ist das alljährliche "Wordfest", ein Literatur-Wettbewerb, und hierzu tauchen sein Lektor Crabtree (Robert Downey Jr.) und mit ungeahnter Macht der literarische Wunderknabe James Leer (Tobey Maguire) auf, der das Unglück nur so anzieht: eine unheilige Allianz, die Gradys Absturz eine atemberaubende Geschwindigkeit verleiht. Bald hat er einen toten Hund im Kofferraum, wird wegen Diebstahls von der Polizei verfolgt, hat einen Killertypen, einen Bestseller-Autor und eine schwärmerische, sexgierige Schülerin am Hals, und erfährt, dass Sara von ihm schwanger ist. Der Hund im Kofferaum hat ihn vor dessen gewaltsamem Tod gebissen, und da er keine Zeit findet, die Wunde zu behandeln, humpelt er am Schluss mit Stoppelbart und rosa Bademantel durch den Film wie ein altes angeschlagenes Wild, das nur noch seine Haut retten will.Eine herrliche Tragikomödie (nach dem Buch von Michael Chabon) von Curtis Hanson, dem Regisseur von "L.A. Confidential", in der Michael Douglas - ganz im Kontrast zu seinen bisherigen Rollenklischees wie zuletzt in "Wall Street", "Falling Down", "Ein perfekter Mord" oder "The Game" - perfekt und mit unwiderstehlichem Charme den abgewrackten Versagertypen spielt. Tobey Maguire ("Der Eissturm", "Gottes Werk und Teufels Beitrag") beweist erneut, dass er zu den talentiertesten Jungdarstellern Hollywoods gehört. Ein witziges Puzzle aus schlimmen persönlichen Desastern, unvorhersehbaren Glücksmomenten und präziser Milieustudie, voller Humor und Tiefgang: ein echtes Vergnügen.
(Heinz Holzapfel)
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