Sometimes Happy Sometimes Sad
Indien 2001, Laufzeit: 210 Min., FSK 6
Regie: Karan Johar
Darsteller: Amitabh Bachchan, Jaya Bachchan, Shahrukh Khan, Kajol, Hrithik Roshan, Kareena Kapoor, Rani Mukherji, Simone Singh, Himami Shivpuri
Dies ist mehr als ein Film! Es ist ein psychosomatisches Ereignis. Es ist eine Mantra gleiche Einführung in die Kunst des großen Gefühls. Es ist das perfekte Lehrbeispiel zum Thema Kulturtransfer bzw. verunglückter Kulturtransfer. Und es ist natürlich auch ein Film. Ob ein guter oder ein schlechter - wer kann das in diesem Fall schon genau sagen? Sometimes Happy, Sometimes Sad (vom Originaltitel abgeleitet kurz K3G genannt) ist ein klassischer Bollywood Film mit einer tränenreichen Story und imposanten Tanzszenen vor atemberaubender Landschaft - wahlweise teuren Autos. Am Anfang steht die glückliche Familie Raichard. Und da es in den stark reglementierten indischen Filmen aus den Studios Bombays stets ein Happy End gibt, steht auch am Ende die glückliche Familie Raichard. Soviel kann man verraten, ohne was zu verraten! Dazwischen liegen 210 Minuten, in denen der ältere Sohn Rahul die nicht standesgemäße Anjali heiratet und von seinem Vater deswegen verstoßen wird (105 Minuten). Halbzeit! Im zweiten Teil versucht der jüngere Sohn Rohan die Familie wieder zusammen zu bringen (noch mal 105 Minuten). Ende! Inder finden das wohl einfach toll! Von hier aus - Europa, Deutschland - sieht das etwas komplizierter aus: Ästhetisch schwankt der Film zwischen hyperübersteigertem Soap-Kitsch und hyperkünstlicher Werbeästhetik (Weichzeichner, Gefühlsregungen in Zeitlupe und wehende Haare trotz geschlossener Räume), was man in einer Rezension nur schwer als gut' vermitteln kann. Die ausladenden Tanzszenen in prunkvollem Ambiente, stilistisch zwischen indischer Tradition und MTV angesiedelt - für die Musik gilt ähnliches - faszinieren zunächst auch mehr weil sie so absurd sind, als durch ihre Qualität. Aber genau diese Irritation durch die absurde Kombination von Elementen aus verschiedenen Kulturen und deren vollkommen übersteigerte Karikatur kann wohl am besten erklären, warum der Film auch hierzulande so begeistern kann: getragen durch den Glanz des Exotischen und gestärkt von der Absurdität des Überzeichneten findet man sich in einem atemberaubenden Kultur-Clash und Kultur-Crash wieder, der einen sprachlos macht. Dass das alles im Tal der Tränen, mit grenzenloser Gefühlsentäußerung und unter ständiger Intonation des wunderbaren Titelsongs geschieht, macht den Film so ergreifend.
(Christian Meyer)
Der Meister des Filmplakats
Renato Casaro ist tot – Nachruf 10/25
Schritt für Schritt zum Schnitt
25. Edimotion-Festival für Filmschnitt und Montagekunst in Köln – Festival 10/25
Schnappatmung von rechts
Wenn Filme Haltung zeigen – Vorspann 10/25
Stimmen für Veränderung
„How to Build a Library“ im Filmforum – Foyer 09/25
Eine sympathische Bruderkomödie
„Ganzer halber Bruder“ im Cinedom – Foyer 09/25
Wo Grenzen verschwinden und Geister sprechen
Das Afrika Film Festival Köln 2025 – Festival 09/25
„Es ist vertraut, aber dennoch spannend“
Schauspielerin Barbara Auer über „Miroirs No. 3“ – Roter Teppich 09/25
Weinende Wände
Das Filmtheater als Begegnungs- und Spielstätte – Vorspann 09/25
„Das Leben ist absurd, nicht der Film“
Regisseur Elmar Imanov über „Der Kuss des Grashüpfers“ – Gespräch zum Film 08/25
Jung-Bäuerinnen bei der Arbeit
„Milch ins Feuer“ im Odeon – Foyer 08/25
Drama, Baby?
Das Arthouse und der Schenkelklopfer – Vorspann 08/25
Gar nicht mal so stumm
Die Internationalen Stummfilmtage in Bonn 2025 – Festival 08/25
Sommergefühle
Leichte Kino-Kost im Juli – Vorspann 07/25
Im Abschiebegefängnis
„An Hour From the Middle of Nowhere“ im Filmhaus – Foyer 06/25
Fortsetzung folgt nicht
Serielles Erzählen in Arthouse und Mainstream – Vorspann 06/25
Wohnen im Film
Die Reihe Filmgeschichten mit „Träumen von Räumen“ im Filmforum NRW – Filmreihe 05/25
Der Filmfrühling ist angebrochen
Die erste Jahreshälfte startet mit bedeutenden Filmfestivals – Vorspann 04/25
Filmischer Feminismus
Das IFFF 2025 in Köln – Festival 04/25
Über die Todesangst
„Sterben ohne Gott“ im Filmhaus – Foyer 03/25
Alles für die Musik
Publikumspremiere von „Köln 75“ im Cinenova – Foyer 03/25
Schlechte Zeiten?
Merz im März und ernste Kost im Kino – Vorspann 03/25
Mit Trauer umgehen
„Poison – Eine Liebesgeschichte“ im Odeon – Foyer 02/25
Gute Zeiten
Wie lang darf ein Film sein? – Vorspann 02/25
Bittersüße Dystopie
„Ein schöner Ort“ in der Aula der KHM – Foyer 01/25
Zeit-Fragen
Symposium der dokumentarfilminitiative im Filmhaus – Foyer 01/25