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Igby
USA 2002, Laufzeit: 98 Min., FSK 12
Regie: Burr Steers
Darsteller: Kieran Culkin, Susan Sarandon, Jeff Goldblum, Claire Danes, Ryan Phillippe, Bill Pullman, Amanda Peet, Jared Harris, Rory Culkin, Kathleen Gáti, Cassidy Ladden, David Arrow, Gannon Forrester, Erin Fritch, Amber Gross, Dean Nolen

Burr Steers, Regisseur und Drehbuchautor, muss es wissen. Jacqueline Kennedy-Onassis war seine Stieftante. Er versteht, was es heißt, mit immensem Reichtum geschlagen zu sein. In seinem Debütfilm hat er die in eisigen Höhen um Etikette, Stil und Unvergleichlichkeit buhlenden Figuren der New Yorker Oberschicht porträtiert und ihnen in seinem jugendlichen Helden "Igby" - brillant dargestellt von Jungstar Kieran Culkin ("The Mighty") ­ die rebellierende Anti-Figur entgegen gestellt. Der unzähmbare Sohn der strengen und gehassten Übermutter Mimi (Susan Sarandon) fliegt von jedem College, provoziert die Verwandtschaft, wo er kann, dealt nach Taschengeldentzug zur Not mit Drogen und weiß nicht so recht, welchen Platz er eigentlich im Leben einnehmen soll. Es könnte ihm ähnlich ergehen wie seinem Vater Jason (Bill Pullman), der vorsorglich in die Schizophrenie abgetaucht ist. Bruder Ryan (Oliver Slocumb) hingegen: immer gehorsam und wie aus dem Ei gepellt. Er läuft zwar auch völlig neben der Bahn, erfüllt aber opportunistisch alle in ihn gesetzten Erwartungen. Als er aber Igby das liebenswerte, unverdorbene Mädchen Sookie (Claire Danes) ausspannt, das aus einfachen Verhältnissen stammt, ist die spätpubertäre Lebenskrise perfekt. In Igbys Onkel "D.H." hat Burr Steers die Figur eines sündhaft reichen, perfekt gestylten und abgrundtief miesen Gönners und Tyrannen gezeichnet und in Jeff Goldblum ("Das lange Elend") einen Darsteller gefunden, durch dessen hinreißende Performance das verlogene Gehabe und die unfassbare Arroganz dieser Gesellschaftsschicht geradezu physisch spürbar wird. Der Film präsentiert völlig überzeichnete Karikaturen und ist dabei nicht gerade zimperlich, in der Zuspitzung einiger Episoden sogar ausgesprochen drastisch, zum Beispiel wenn am Ende des Films die Brüder auf Anordnung der todkranken Mutter zur aktiven Sterbehilfe schreiten. Nur der Schluss ist leider etwas unbefriedigend: man sieht das Flugzeug abheben, das Igby endgültig weg von der Familie nach Kalifornien bringt, vorher jedoch waren überdeutlich einige Indizien ins Bild gekommen, die erwarten ließen, dass der Muttermord noch Nachforschungen und Beschuldigungen nach sich ziehen könnte. Man wird ins Ungewisse entlassen, so als wäre schon "Igby 2" geplant, wo dann Onkel "D.H." wegen Nichtverhinderung einer Straftat vor Gericht steht und Igby an der Westküste seine Sookie Alles in allem aber trotzdem eine intelligente Satire und wieder eines jener US-Kinostücke, die ­ wie zuletzt "Punch Drunk Love" (der allerdings um Klassen besser ist) ­ den Mut aufbringen, alles Seichte und Anbiedernde beiseite zu schieben und kompromisslos kritisch den Kern dessen bloß zu legen, was man den "american way of life" nennt.

(Heinz Holzapfel)

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