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Die andere Seite des Mondes
Kanada 2003, Laufzeit: 105 Min., FSK 0
Regie: Robert Lepage
Darsteller: Robert Lepage, Anne-Marie Cadieux, Marco Poulin, Céline Bonnier, Grégory Hlady, Yves Amyot, Richard Frechette

Philippe wohnt mit 40 Jahren noch in der Wohnung seiner Eltern. Der Vater ist zwar tot und die Mutter im Altersheim untergebracht, doch an der Einrichtung hat sich trotzdem nicht viel geändert. Während er versucht, sein Studium endlich zu Ende zu bringen, jobbt er in einem Call-Center. Sein Bruder, der jüngere André, ist relativ erfolgreich als "Wetterfrosch" im Fernsehen. Der Kontakt der ungleichen Geschwister ist jedoch seit langer Zeit gestört. Als die Mutter stirbt, müssen die beiden notgedrungen miteinander klar kommen. Dabei brechen die alten Konflikte auf, und Philippes Unzufriedenheit prallt auf Andrés Minderwertigkeitsgefühl. Kein Wunder, hat es Philippe mit seinem Zynismus doch ganz gut drauf, andere vor den Kopf zu stoßen. Er kann aber vor allem auch unglaublich witzig sein, und seine Fantasie ist beflügelnd. Nicht zuletzt mit Hilfe dieser Fantasien entflieht Philippe gerne und häufig der Wirklichkeit und träumt sich in die Schwerelosigkeit des Weltalls. Der Regisseur Robert Lepage, der hier auch in der Doppelrolle als Philippe und dessen imaginiertes Alter Ego auftritt, nutzt diese Weltfluchten und Fantastereien für großartige Einfälle, lässt den sympathischen Antihelden in ungeahnte Höhen fliegen, zu erstaunlicher Größe anwachsen oder im Guckloch der Waschmaschine die Weiten des Alls erblicken. Der Film ist garniert mit unzähligen kleinen Ideen, einem unaufdringlich subtilen Humor und großer Wärme für den Protagonisten. Man ist versucht, an "Die fabelhafte Welt der Amélie" zu denken, doch wo bei Jeunet die Naivität und Niedlichkeit seiner Hauptfigur und der manchmal etwas polternde Humor den Film der Wirklichkeit komplett enthebt, lässt Lepage seine Figur durchaus in der Wirklichkeit ankommen. Und es tut dem Film unglaublich gut, dass zwischen den märchenhaften Momenten immer wieder die zuweilen schmerzhafte Wirklichkeit erscheint. Und ? wen wundert's ? danach kann man auch die Träumereien wieder umso mehr genießen.

(Christian Meyer)

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