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Blumen aus einer anderen Welt
Spanien 1999, Laufzeit: 106 Min.
Regie: Icíar Bollaín
Darsteller: José Sancho, Lissete Mejía, Luis Tosar, Marilín Torres, Chete Lera, Elena Irureta, Amparo Valle, Rubén Ochandiano

Drei Frauen aus Madrid kommen mit einer Busladung von Heiratswilligen in ein abgelegenes kastilisches Dorf. Hier im nordspanischen Gebirgsland lebt es sich hart. Eine Gegend ohne Zukunft - und ohne Frauen. Single-Partys werden organisiert. Man sucht "Blumen" für die Einsamen in diesem zur Macho-Welt gehörigen Teil Europas. Patricia bleibt bei Damian, der bei seiner Mutter lebt und eine Landwirtschaft betreibt. Sie ist Immigrantin aus der Dominikanischen Republik, hat zwei Kinder, deren Vater sie im Stich gelassen hat, und sehnt sich nach Sicherheit und etwas Zuneigung. Milady ist eine flippige Kubanerin und trägt gern hautenge Miniröcke und Leggings. Der reichste Mann des Dorfes, ein kleiner Bauunternehmer, hat sie sich geangelt. Mit seiner Protzerei glaubt er, guten Sex eingekauft zu haben. Marirrosi lebt in Bilbao bei ihrem heranwachsenden Sohn und verliebt sich in den äußerst zuvorkommenden und zärtlichen Besitzer der Gärtnerei. Doch leider will sie von Sohn und Stadt nicht lassen. Die Schauspielerin Iciar Bollain (sie war unter anderem in Ken Loachs Bürgerkriegs-Film "Land and Freedom" zu sehen) beherzigte in ihrem zweiten Werk als Regisseurin auf vorbildliche Weise eine der wesentlichen Regeln für das Funktionieren einer überzeugenden Geschichte jenseits des Mainstram-Kinos: man gehe so präzise, so minimalistisch wie möglich vor, um die Lebensbedingungen der dargestellten Personen zu schildern, begrenze also radikal den Landstrich, den Lebensraum, die Beziehungen, die man nachzeichnen will, um so die Essenz der Figuren zu ermitteln, und ziehe dann eine Verknüpfung zu den gleichsam anthropologischen Konstanten, die in diesem Mikrokosmos wirken, lasse sie in all ihrer Schlichtheit auf den Betrachter des Films einwirken - und man erhält ein Kleinod, einen filmisches Zauberstück, das berührt und begeistert. Wenn verhärmte, in sich verschlossene Menschen wie der unter dem Diktat seiner Mutter lebende, zunächst wie teilnahmslos wirkende Damian, der noch dazu nicht gerade eine Schönheit ist, plötzlich auf das quicklebendige, kaffeebraune Energiebündel Patricia trifft, so ist dieser Zusammenprall von Feuer und Eis zwar von geradezu tragischer Aussichtslosigkeit, aber trotzdem so voller Witz und menschlichem Tiefgang, dass die Zuschauer selber ebenso wundersam zwischen Hoffen und Zagen schwanken wie die lebensnahen Figuren auf der Leinwand. Iciar Bollains zärtliche Ethno-Studie enthält eine Fülle köstlicher Szenen, macht nachdenklich, unterhält auf äußerst angenehme Weise. Und man fragt sich, wie sie das angesichts der im Winter bitterkalten, im Sommer nur harte Arbeit fordernden, entlegenen Landschaft erreicht hat. Wahrscheinlich dank der tiefen Sympathie, die sie für die Menschen ihrer Geschichte hegt. Der heiter-melancholische Film macht es uns leicht, diese Zuneigung ebenso zu empfinden.

(Heinz Holzapfel)

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