5 x 2 Fünf mal Zwei
Frankreich 2004, Laufzeit: 90 Min.
Regie: François Ozon
Darsteller: Valeria Bruni-Tedeschi, Stéphane Freiss, Géraldine Pailhas, Franoise Fabian, Michael Lonsdale, Antoine Chappey, Marc Ruchmann, Jason Tavassoli, Jean-Pol Brissart
Francois Ozon versenkt sich erneut in die Beziehungslosigkeit eines Paares, wo Gewohnheit Neugier und Toleranz Verlangen ersetzt. In fünf Episoden spürt er retrospektiv dem Scheitern einer Ehe nach.Ein Film über die Normalität des unerfüllten LiebesanspruchsNach der klamottenhaften, auf theatralische Effekte und Schauspielerinnenschau sich beschränkenden Komödie "8 Frauen" (2002) und dem wieder einmal den alten, bei Hermann Hesse bereits endlos durchgespielten Dualismus zwischen Geist und Körper herbei beschwörenden, mit einem kleinen Mord angereicherten Thriller "Swimming Pool" (2003) kehrt Ozon mit "5 x 2" zu seiner Qualität der Dechiffrierung des Mikrokosmos der Gewohnheit, der Verdrängungsmechanismen und fatalen Machtspiele zurück, die er bereits in dem Fassbinder folgenden "Tropfen auf heiße Steine" (1999) und vor allem in "Unter dem Sand" (2001) unter Beweis gestellt hatte. Ozon indiziert fünf Stadien der Beziehung eines Paares, von der letzten Etappe der Selbstpreisgabe, die die unmittelbare Umgebung zu Zwangszeugen erniedrigt, bis zur ersten pastellfarbigen romantischen Liebesbegegnung am Strand. Durch die umgekehrte Chronologie, die seinen Film strukturiert, gewinnt Ozon die Dimension einer Spurensuche, die das unspektakuläre Desaster des Endes zu den allerersten Anzeichen des Missklangs zurückverfolgt.Nicht in der Routine als solcher will Ozon das eigentliche Problem erkennen. Er begibt sich, seinen eigenen Worten nach, auf die Suche nach den verborgenen Gründen des Auseinanderdriftens, die Gewohnheit erst zum Problem werden lassen. Ein begrüßenswertes, an Claude Sautets filmische Subtilität erinnerndes Projekt. Doch schürft Ozons Blick nicht allzu tief: er signalisiert von vornherein das eigentliche, kaum originelle Konfliktfeld: den Mangel des Begehrens seitens des Mannes, der vielleicht seine homosexuellen Tendenzen nicht auszuleben vermag und seine Frau schließlich zur Beihelferin seines Lustgewinns erniedrigt. Sie duldet ? auch dies nicht wirklich originell ? weil sie ihn schätzt und nicht verlieren will. In "Unter dem Sand" war die Unfähigkeit zur unmittelbaren Wahrnehmung hinter die Routineschicht derart massiv, das eine Frau ein Jahr brauchte, um den Verlust ihres ? wie sie ebenfalls übersah - depressiven Mannes auch nur anzuerkennen. In "5 x 2" wird die Unsagbarkeit des abgewiesenen Begehrens auf Dauer geschaltet. Die Rückkehr zu anscheinend glücklicheren Tagen bietet kein Idyll, sondern nur den Anfang vom Ende.
(Dieter Wieczorek)
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24
Ungewöhnliches Liebesdrama
„Alle die du bist“ im Odeon – Foyer 05/24
Doppelter Einsatz für „Afrika“
Spendenaufruf des Afrika Film Festivals – Festival 05/24