19
Japan 2000, Laufzeit: 83 Min.
Regie: Kazushi Watanabe
Darsteller: Daijiro Kawaoka, Kazushi Watanabe, Takeo Noro, Ryo Shinmyo
Kazushi Watanabe hat bereits mit 19 Jahren den prämierten Kurzfilm 19¹ gedreht. Fünf Jahre später hat er aus dem Stoff seinen ersten abendfüllenden Film entwickelt. Die Story, obwohl in groben Zügen von einem Freund Watanabes tatsächlich erlebt, hängt merkwürdig surreal in der Schwebe (und die Bilder stehen dem in Nichts nach doch dazu später): Der Student Usami wird von drei wortkargen Halbstarken¹ im Auto entführt. Gründe erfährt er nicht, außergewöhnliche Ereignisse folgen zunächst auch nicht. Stattdessen kurven die vier in der Stadt herum, gehen Essen, fahren in den Zoo, kaufen neue Schuhe für Usami, schlendern den Einkaufswagen füllend durch den Supermarkt und fahren schließlich mit neu geklautem Auto an den Strand (eine Szene zwischen Spiel und Gewalt, die deutlich auf Takeshi Kitanos Strandszenen in Sonatine Bezug nimmt!). Doch die latente Gewalt innerhalb dieser Alltagsszenen ist nicht nur wegen Usamis Fluchtversuch zu spüren: Ständige Machtspiele beherrschen die Szenerie des ansonsten eher ziellosen Treibens! Als ein zweiter Jugendlicher in die Gewalt der drei gerät, versuchen diese, die beiden Gefangenen gegeneinander auszuspielen. Doch das ist eigentlich gar nicht mehr nötig, ist sich Usami doch längst nicht mehr so sicher, ob er überhaupt noch fliehen möchte.Watanabes Film ist eine Meditation über Machtgefüge, Regeln und Regelbrüche. Meditation ist insofern ein angemessenes Wort, da der Film auf unnachahmliche Weise zugleich statisch wirkt und gleichmäßig fließt. Die wenigen Ereignisse geschehen einfach, ohne dass groß nach Gründen und Folgen gefragt wird. Diese Interesselosigkeit der Protagonisten gilt gleichsam für das, was geschieht, wie für das, was sie selber tun. Die Interesselosigkeit zeugt natürlich von innerer Leere, es ist aber eine Leere, die sie selbstbestimmt erschaffen: Die gelangweilten Gesetzlosen öffnen einen leeren Raum ohne Regeln , der Gefahr bedeutet. Sie öffnen damit aber auch einen Raum ohne Regeln, der Freiheit bedeutet! Das merkt auch Usami. Beides, Gefahr und Freiheit liegen nah beieinander, die Konturen sind kaum auszumachen, die Übergänge fließend. Und genau das spiegeln die Bilder des Films wieder: auch sie sind wie oben angedeutet in einem Schwebezustand. Voller Ruhe (selbst bewegte Szenen wirken wie in Zeitlupe gedreht), und doch beängstigend. Grobkörnige, überbelichtete Bilder der Leere? Der Freiheit?
(Christian Meyer)
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24