Gute Vorsätze finden die Vier von der „Schlachtplatte“ vermutlich komplett daneben. Sie halten eher etwas von einer deftigen kabarettistischen Mahlzeit, in deren Verlauf sie die ultimative „Endabrechnung“ vorlegen: mit allem, was das vergangene Jahr an Hirnrissigkeiten, seltsamen gesellschaftlichen Entwicklungen und geistigem Dünnpfiff von Seiten der Prominenz des Landes zu bieten hatte. Da kann man zuvor Wetten abschließen, wer die meisten Backpfeifen abbekommt, ob es eher den zerknirscht daherschleimenden Heuchler Karl-Theodor, die Finanz-Obermöpse oder die noch amtierenden politischen Nasen mit ihren feinen Riechern für Volksverdummungen trifft. Wie auch immer: wenn Robert Griess, Achim Konejung, Wolfgang Nitschke und Jens Neutag (die Reihenfolge ist streng alphabetisch) in der Comedia (am Fr 6. und Sa 7. und am 23.1. im Bonner Pantheon) ihre Messer wetzen, bleibt kein Auge trocken und kein sich noch so geschickt verstellender Populist verschont.
Den angebrannten Braten riecht auch der aus Freiburg kommende Kabarettist Matthias Deutschmann (ebenfalls in der Comedia, am 20.1.) schon von weitem. Nach seiner einjährigen Bühnenabstinenz – auch Männer müssen hin und wieder in sich gehen – kommt er mit einem neuen Programm namens „Solo 2012“ zurück – natürlich nicht ohne sein Cello – und zieht eine niederschmetternde Bilanz aus den vergangenen Monaten. Nach den Berechnungen der Atomindustrie passiert ein Supergau wie der in Fukushima alle 33.000 Jahre. Da kann man nur sagen: Die Zeit vergeht im Sauseschritt – und Deutschmann hält mit. An selber Stelle geht es einen Tag später (am 21.1.) mit Matthias Egersdörfer zwar weniger sarkastisch denn menschelnd zu. Wenn der Misanthrop unter den Satirikern gesteht „Ich mein's doch nur gut“ kann man sicher sein, dass er bei seinen Versuchen, sich mit der Umwelt zu arrangieren, so ziemlich alles falsch macht: ein Miesepeter, den garantiert niemand vergisst, der ihn einmal auf der Bühne erlebt hat.
Neben den Kabarettisten mit ihren Wutkäppis auf dem Kopf und den schwarzen Rollkragenpullis am Leib beginnen sich nach der Neujahrs-Pause im Rheinland wieder die karnevalistischen Gene zu regen – mit den einschlägigen „alternativlosen“ Veranstaltungen wie der Pink Punk Pantheon-Revue, die zwar bereits Ende Dezember in Bonn Premiere hatte, aber im Januar und Februar rauf und runter zu sehen ist. Genauso wie die Stunksitzung im Kölner E-Werk, deren Besuch zu den Pflichtterminen in der fünften Jahreszeit gehört.
Davon einmal abgesehen, gibt es noch eine Reihe anderer Veranstaltungen, die pure Freude bereiten: Etwa das Gastspiel von Ulrich Tukur & seinen Rhythmus Boys mit „Musik für schwache Stunden“ (am 8.1., im Rahmen der Reihe Quatsch keine Oper", in der Oper Bonn), sowie Ick Hans Liberg an selber Stelle (am 14.1.): Der vielseitige Tausendsassa aus den Niederlanden präsentiert nicht nur ein komplett neues Programm, er spielt überdies auch die einzigartige „Wurst-Sonate von Clint Eastwood“, offenbar ein musikalisches Frühwerk des Schauspielers, das endlich einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.
Und was die guten Vorsätze fürs neue Jahr angeht: Ich nehme mir vor, mich zwölf Monate lang wegzulachen – und dabei dennoch nicht von der Bildfläche zu verschwinden. Wie man das macht? Ganz einfach – lesen Sie das Komikzentrum, dann klappt's – verspricht wie immer hoch und heilig die Ihnen stets ergebene
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