Angeblich klingen sie heute wieder sehr nach ihren Anfangstagen: Killing Joke waren zu Beginn der 80er Jahre so was wie die depressiven Hardrocker unter den Post Punk-Bands. Schmirgelnde Gitarren – eiskalt serviert. Dazu der beschwörende Gesang des archaisch geschminkten Sängers Jaz Coleman. Der trieb sich zwischenzeitlich bei diversen Symphonieorchestern als Dirigent und Komponist rum und hat auch schon für den Pop-Geiger Nigel Kennedy gearbeitet. Seit 2008 spielen Killing Joke wieder in Originalbesetzung, ein neues Album soll im Oktober erscheinen (2.10., 18.30 Uhr, Werkstatt). Die Berliner Band Mutter um Max Müller macht seit ungefähr zwei Jahrzehnten musikalische Verzweiflungsgesten zwischen Ballade und Noiserock. Schwermütig klingt das immer, aber irgendwo lauert Sehnsucht und vielleicht sogar ein Fünkchen Hoffnung (7.10., 20 Uhr, Gebäude 9). Der Däne Trentemøller steht für glasklaren und aufgeräumten Techno mit Pop-Elementen. Mitunter neigt er auch zu Soundscape-artigen Ambienttracks. Sehr edel. Wie das in einer großen Halle live funktioniert, muss man abwarten (10.10., 19 Uhr, Live Music Hall). Jose Gonzales kennt man als Solokünstler mit Akustikgitarre. Seine butterweiche, melancholische Stimme leiht der schwedische Sänger mit südamerikanischer Herkunft aber auch dem Trio Junip. Dort widmet man sich mit federndem Schlagzeug und einem prägnanten Orgelsound hübschen, leicht psychedelischen Popsongs (12.10., 20 Uhr, Gebäude 9).
Zwei Bands – vier Musiker: Eagle Twin ist ein Doom-Metal-Duo aus Salt Lake City, das wahrscheinlich so viel mit Mormonen zu tun hat wie die Gratis-Bibel der Mormonen mit Punk-Rock. Langgezogene, düstere Gitarrenriffs und tiefer Gesang prägen auch Pompagira, das zweite Duo des Abends, das aus London angereist kommt (12.10., 21 Uhr, Tsunami). Nick Cave hat mit seiner Blues Rock-Band Grinderman ein wüstes zweites Album veröffentlicht. Wer ihn noch von seiner Früh-Achtziger-Band The Birthday Party kennt, den wird die Energie nicht so überraschen, alle anderen lernen mit Grinderman einen neuen, aggressiveren Nick Cave kennen (15.10., 18.30 Uhr, E-Werk). Mr. Quintron ist ein irrer Alleinunterhalter, der mit Orgel und sonstigem Gerät wilden Blues, Rock‘n‘Roll und Swamp-Sound zum Besten gibt. Wenn er sich die Bühne mit der fabelhaften Miss Pussycat teilt, dann heißt das nicht nur, dass es weiblichen Gesang und feinstes Posing dazu gibt, sondern vor dem Konzert auch noch Miss Pussycats überdrehtes Puppentheater. Be there or be square (19.10., 21 Uhr, Tsunami).
Sein erstes Solo-Album nach dem Ende von Blumfeld hat Jochen Distelmeyer mit einer Tour im letzten Jahr erfolgreich vorgestellt. Neue Tour – also vielleicht auch schon das nächste Album fertig? Noch nicht ganz, daher auch der Titel „Einfach so“-Tour. Auf so schöne Live-Erlebnisse wie Patty Smiths „Dancing Barefoot“ wird man sich wohl wieder freuen können (25.10., 20 Uhr, Gebäude 9). Neil Hannon von The Divine Comedy ist ein Mann mit Stil. Und ebenso stylish ist sein orchestraler Retro-Pop im Fahrwasser eines Scott Walker – Burt Bacharach nennt er auch als Vorbild. Schöne Musik, die im Ambiente der Kulturkirche sicher vortrefflich zur Geltung kommt (26.10., 20 Uhr, Kulturkirche). Old School Hip Hop-Legende Kurtis Blow – inzwischen auch schon über 50 Jahre alt – gibt sich noch mal die Ehre. Mit dem heutigen, chromglänzenden High-Tech-Hip Hop haben seine Hits wie „The Breaks“ von 1980 nichts mehr gemein, neue Musik gibt es seit über 20 Jahren nicht von ihm. Es wird also eine charmante Retro-Veranstaltung mit Allnigth Aftershow Party (28.10., 20 Uhr, Underground).
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