Es gibt Musik, die möchte man den ganzen Tag summen, mitsingen, sich von ihr durch den Tag begleiten lassen. Die traurig-nachdenklichen Melodien des Kölner Duos toi et moi gehören dazu. Gitarren als musikalisches Grundelement, zu denen sich abwechselnd Piano, Mandoline oder Akkordeon gesellen – dazu Julia Klomfass’ rauchige Stimme, die im Wechsel oder gemeinsam mit Raphael Hansen einen wunderschönen Klangteppich aus Melancholie schaffen. Die beiden beweisen wieder einmal, dass auch der Einsatz weniger Instrumente ausreicht, um mit Musik atmosphärische Dichte zu schaffen. Klomfass’ Freude am Experimentieren mit Gegenständen, die nicht primär zum Musikmachen geschaffen wurden, verdanken die Zuhörer Stücke, bei denen zum Beispiel eine Säge ihre klanglichen Eigenschaften zum Besten geben kann: Das Publikum wird mucksmäuschenstill, um dem feinen Summen der Säge zuzuhören.
Der kleine Konzertkeller im Coco Schmitz ist voll, es ist eng, unter den Zuhörern drängen sich Fans des Duos, sowie einige, die sichtlich angenehm überrascht sitzen- oder stehen bleiben, um zu lauschen. „toi et moi“ macht ihr Auftritt offensichtlich Spaß, die Stimmung in dem kleinen Keller ist fröhlich-entspannt, gespannt auf die weiteren Stücke. Wer Französisch spricht und versteht, ist klar im Vorteil, denn die Chansons im Singer/Songwriter-Stil, die trotz der Bezeichnung eher wenig mit dem klassischen Vibrato energischer französischer Chansonniers zu tun haben, erzählen von verloren gegangener Liebe, Wendepunkten und Offenbarungen im Leben.
Warum die beiden Französisch als Sprache gewählt haben? „Raphael ist Halbfranzose“, so Klomfass, „und Englisch gibt es ja nun schon sehr oft. Französisch macht auch etwas ganz anderes mit der Sprache. Und wir haben auch schon Musikprojekte auf Deutsch und Englisch.“ Vor zwei Jahren begann das Projekt „toi et moi“, im Kölner Volksgarten, im Sommer. Erstes Ergebnis der darauf folgenden Arbeit war das CD-Release-Konzert vor knapp einem Jahr.
Der Zuhörer gleitet schnell in eine melancholische Stimmung, wie den Gesichtern zu entnehmen ist, doch die intensive Performance und das ruhig-verträumte Tempo der Stücke der beiden entlässt die Anwesenden beschwingt und beseelt in den Abend. Hoffentlich lassen toi et moi noch viel von sich hören.
Für Fans von Kings of Convenience und Tiger Lou.
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