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Drei Anlässe

27. Oktober 2016

Jubiläumsschau „Wir nennen es Ludwig“ im Museum Ludwig – kunst & gut 11/16

Es müssen nicht nur die monografischen Ausstellungen sein, die bleibenden Eindruck hinterlassen. Die thematische Schau „Wir nennen es Ludwig“ bezieht Künstler unterschiedlicher Generationen und Kulturen ein und berücksichtigt die traditionellen Bildmedien ebenso wie neue mediale Ansätze. Dabei ist alles plausibel ineinander verzahnt. Die Schau setzt sich noch in den Sammlungsräumen fort. Zunächst aber ist der Wechselausstellungsbereich versperrt: Ahmet Öğüts Installation „Bakunin‘s Barricade“ ist ein furioser Auftakt. Ein gekipptes Auto, Verkehrsschilder, Gitter sowie Gemälde aus der Museumssammlung wirken provisorisch zusammengerafft wie die Barrikaden einer Straßenschlacht. Darunter befinden sich Kokoschkas Ansicht von Köln, Hussmanns Porträt von Josef Haubrich und Warhols Bildnis von Peter Ludwig: Damit sind wir mitten im Thema der Ausstellung. Ahmet Öğütholt die Gemälde von der schützenden Museumswand und konfrontiert mit ihnen. Er stellt sie programmatisch zur Diskussion.

Die Ausstellung hat gleich drei Ereignisse zum Anlass: 1946 schenkte Josef Haubrich der Stadt Köln seine Sammlung mit Werken der klassischen Moderne, 1976 unterzeichnete das Ehepaar Irene und Peter Ludwig ihren Schenkungsvertrag zeitgenössischer Kunst und zehn Jahre später konnte der (damit verbundene) Museumsneubau eröffnet werden. – Wie aber muss eine Ausstellung aussehen, um diese Kontexte substanziell und differenziert zu betrachten? Dazu haben die Kuratoren des Hauses um seinen Direktor Yilmaz Dziewior fünfundzwanzig Künstler und Künstlerkollektive eingeladen, mit Bezug auf das Museum Ludwig eine Arbeit zu erstellen. Oder es gibt diese schon? Dazu gehört der „Pralinenmeister“ (1981) von Hans Haacke, eine 14-teilige Serie mit Textblättern, denen jeweils das Fotoporträt von Peter Ludwig vorgesetzt ist und die den Einfluss des Schokoladenfabrikanten auf kulturelle Prozesse und die steuerlichen Vorteile seiner Stiftungsaktivitäten aufzeigt. Ganz anders dagegen „Köln“ (2001), ein utopisches architektonisches Ensemble des kongolesischen Künstlers Bodys Isek Kingelez als Porträt der Domstadt im dritten Jahrtausend, bei dem gesellschaftliche und paradiesische Vorstellungen und konkrete Vorschläge eine Einheit bilden.

Yilmaz Dziewior
Foto: Oliver Abraham

Der Museumsdirektor

Yilmaz Dziewior (*1964 in Bonn) studierte Kunstgeschichte und übernahm 2014 die Direktion des Museum Ludwig. Zuvor leitete er den Hamburger Kunstverein und das Kunsthaus Bregenz. Die Ausstellung kuratiert er gemeinsam mit den KuratorInnen des Museums.



Neben den Künstlern aus fernen Ländern sind mehrere „lokale“ Künstler dabei, die aber ebenso von Weltrang sind, darunter Rosemarie Trockel, Gerhard Richter, Marcel Odenbach und Candida Höfer, sämtlich mit bereits vorhandene Arbeiten, die ganz unterschiedliche Themen als Grundlage haben. Candida Höfer fotografierte 2001 während des Umbaus des Hauses – also mit der Abwesenheit der Kunst und der Besucher – einzelne Orte in diesem, darunter die Verwaltungsräume und die Depots. Ihre fotografische Serie ist zugleich eine Recherche über den Umgang mit Kunst und den Kontext ihrer Präsentation. Den Strukturen ihrer Verwaltung geht dann Maria Eichhorn nach. Als Beitrag zur Ausstellung wechselte sie die Seiten und arbeitete mit einem Werkvertrag als Angestellte des Museums; die Dokumente ihrer Bewerbung und ihrer Verträge sind in Vitrinen einzusehen.

Über die Anschaulichkeit hinaus – die die meisten der Kunstwerke besitzen – hinterfragt die Ausstellung die Institution im Allgemeinen und im Besonderen als Museum Ludwig: Was ist ein Museum und was sind seine Funktionen, welche Rolle spielt es in der Gesellschaft und in der Stadt, was könnten Kriterien für die Kunstsammlung sein und wie bleibt diese in der Gegenwart lebendig? Wie vital sie in Köln tatsächlich ist, demonstrieren dann in der Ausstellung u.a. Ai Weiwei, Ei Arakawa und Minerva Cuevas, die auf Exponate aus dem Museumsbestand reagieren. Diese zeitgenössische Auseinandersetzung schärft noch den Blick für die „alten“ Werke von Duchamp, Buthe oder Mondrian und für deren Potential. So zeitlos kann Kunst sein.

„Wir nennen es Ludwig – Das Museum wird 40!“ | bis 8.1. | Museum Ludwig | 0221 22 12 61 65

THOMAS HIRSCH

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