Ob in Europa oder den USA, die westliche Welt befindet sich, ob ihrer Orientierungslosigkeit und Verunsicherung, in einem gefährlichen nationalistischen Backlash, dessen größte Erfolge der Brexit und die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA darstellen. Ihr Rezept: die Negierung der fortschreitenden Verstrickung der globalen Abhängigkeiten und eine Vereinfachung und Homogenisierung der eigenen Identität, durch Abgrenzung gegen das „Außen“. Als favorisierte Feindbilder dienen besonders Muslime, linke „Gutmenschen“ oder auch, besonders bei Trumps protektionistischem Wirtschaftskurs, „die Chinesen“. Mit dumpfer und aggressiver Gebärde wird da von einer Gefahr aus dem Osten gewarnt, die dem amerikanischen Arbeiter seinen Arbeitsplatz wegnehmen würden.
Das hinter dieser „Gefahr aus dem Osten“ aber auch ganz normale Menschen stecken, davon konnte man sich am 10.8. im Filmforum des Museum Ludwig überzeugen. „Es ist immer wichtig, ob in schlechten oder in guten Zeiten, im Dialog zu bleiben“, merkte Andreas Lehrfeld von der Stiftung Mercator in seiner Eröffnungsrede an. „Wir sind überzeugt, dass globale Probleme, wie der Klimawandel oder die Migration nur durch internationale Kommunikation gelöst werden können.“ Nach diesem Prinzip wurde der Schüleraustausch zwischen 30 Schülerinnen und Schülern aus Deutschland und China konzipiert. Jeweils drei Wochen waren sie in China und in Deutschland unterwegs, um das Land und die Kultur der jeweils anderen kennenzulernen, aber auch um gemeinsam einen Kurzfilm zu drehen, der das Kennenlernen des vormals Fremden dokumentierte.
Die Kölner Macromedia Fachhochschule unterstütze das Projekt nicht nur mit ihrer professionellen Ausrüstung, sondern auch mit Rat und Tat. Jeder der fünf Gruppen stand ein „Student Advisor“ vor, der die Ideen und die Umsetzung des Films begleitete. In den Filmen wurde dies sichtbar. Sicherlich war zu sehen, dass hier keine Profis am Werk waren, doch immer wieder blitzten in den Vorführungen erfrischende Ideen auf, die mit starken Kameraperspektiven oder treffender Sounduntermalung überzeugten. Die meisten der Kurzfilme waren komödiantisch überzeichnet und handelten von der Überforderung und den kommunikativen Schwierigkeiten, die sich ergeben, wenn zwei fremde Kulturen aufeinander treffen. Aber zu sehen war auch, dass diese Schwierigkeiten genau dann überwunden werden können, wenn beide Seiten sich aufeinander einlassen und miteinander kommunizieren.
„Medien sind ein wirkmächtiges Instrument. Und ihre Rolle wird immer entscheidender“, sagt Prof. Sybille Stürmer in ihrer Rede. „Umso wichtiger ist es für Jugendliche zu verstehen, wie die Medien funktionieren. Sowohl wie die Faszination und die Kunst, als auch wie Propaganda und Manipulation hergestellt werden.“ Schaut man sich die Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler des Austauschprojektes an, kann man zuversichtlich sein, dass nicht nur die Rolle der Medien zunimmt, sondern dass dieser Einfluss sich auch positiv auf ein besseres interkulturelles Verständnis auswirken kann.
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