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Hat was zu sagen: Schorsch Kamerun
Foto: Sebastian Moretto

Crossover

28. Februar 2013

Klassik tanzt mit Techno – Unterhaltungsmusik 03/13

1991 feierte das damals noch Kölner Musikmagazin Spex mit einem Open Air-Konzert im Tanzbrunnen die „Monsters of Spex“ – mit dabei: Dinosaur jr. und Nirvana – kurz vor „Nevermind“. 2013 wird der Name wieder ausgepackt, um frische deutsche Bands wie Messer, Trümmer oder Zucker (nur DJ-Set) – allesamt im Fahrwasser der rabaukigeren Klassen der Hamburger Schule – zu promoten (1.3., 21 Uhr, artheater). Sie sind Mitte der 80er Jahre als Erben von Black Sabbath angetreten und wurden die Meister des Doom Metal. Vor ein paar Jahren feierten Saint Vitus Reunion, und siehe da: Nicht nur die alten Fans waren noch da, auch neue, jüngere sind im Zuge diverser Neuerungen des Genres, zu denen ihr Zeitlupensound hervorragend passt, hinzugekommen. Als Vorband kommen Mos Generator, die mit einem Bein im Bluesrock der 70er Jahre stehen (5.3., 20 Uhr, Luxor).

Brandt Brauer Frick sind nicht die einzigen, die den Crossover zwischen Clubmusik und Klassik wagen: Jeff Mills ging symphonisch, Francesco Tristano transkribiert fürs Klavier, und Herbert nimmt sich im Mai beim „Acht Brücken“-Festival in Köln Terry Riley vor. Das Berliner Trio Brandt Brauer Frick trumpft nicht nur mit groovender Kammermusik auf, sondern auch mit einem adäquaten Style (8.3., 21 Uhr, Gloria). Hierzulande dürften viele BaBa ZuLas Mix aus psychedelischem Rock und dubiger Folklore erst durch Fatih Akins Doku „Crossing the Bridge“, in der Alexander Hacke von den Einstürzenden Neubauten die Musikszene Istanbuls erforscht, begegnet sein – wenn überhaupt. Denn noch ist die Formation bei uns eher ein Geheimtipp (15.3., 19 Uhr, ClubBahnhofEhrenfeld). Jamie Lidells Digi-Funk orientiert sich an P-Funk à la Parliament und auch am Prince der 80er Jahre. Musikalisch hat er somit mit Labelkollegen von Warp Records wie Aphex Twin oder Autechre nicht viel gemein, doch die Produktion kommt auch bei ihm aus dem Laptop. Live entpuppt er sich als echte Rampensau mit großem Stimmvolumen (16.3., 21 Uhr, Bürgerhaus Stollwerck). Mit dem „Freedom Sounds Festival“ kommt vielleicht endlich der Frühling nach Köln. Das Festival bringt Reggae und Ska aus England und Deutschland von Dr. Ring Ding Ska Vaganza, den Goldmaster Allstars, Sebastian Sturm & Exile Airline, Cartoon Violence und Mason Arms plus Akustik-Sets von Jamaika Jupp und Joe Scholes (16.3., 17.30 Uhr, Gebäude 9).

Die schottische Noise Core-Band Divorce wird gerne mal mit den japanischen Melt Banana verglichen. Das liegt zum einen an ihrem energetischen Radau, vor allem aber am ähnlich hochtönig die Trommelfelle attackierenden Gekreische der Sängerin. Divorce spielen auch mal aus einem Lieferwagen heraus unter einem Brückenkopf. Da müsste ihnen die Kölner Venue geradezu luxuriös vorkommen (23.3., 19 Uhr, Baustelle Kalk). Das neue Album des amerikanischen Collagen-Konzept-House-Duos Matmos klingt mit klassischem Instrumentarium geradezu neutönerisch und akademisch – Musique Concrète ist da nicht weit. Da passt der Kölner Komponist Marcus Schmickler, der gerne mit Pop-Aspekten arbeitet, gut ins Vorprogramm. Er präsentiert sein neues Projekt mit Can-Schlagzeuger Jaki Liebezeit (24.3., 20.30 Uhr, Stadtgarten). Auch Schorsch Kamerun, umtriebiger Sänger der Goldenen Zitronen, liebäugelt auf seinem neuen Album mit hochkulturellen Verweisen. Seine Theaterarbeit hinterlässt auf dem großartigen Album „Der Mensch lässt nach“ deutliche Spuren. Live mit Band weiß der charismatische Sänger sicher auch jenseits der Songs zu unterhalten (28.3., 20 Uhr, King Georg).

CHRISTIAN MEYER

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