Ein paar Jahre sind vergangen, seit das Sams bei Herrn Taschenbier aufgekreuzt ist und dessen Leben auf den Kopf gestellt hat. Autor Paul Maar wagt ein Gedankenexperiment, eine „Was-wäre-wenn-Geschichte“, wie er sie nennt: Was wäre wohl passiert, wenn die Wunschmaschine am Ende des zweiten Sams-Bandes nicht kaputt gegangen wäre? Mit Sicherheit wäre den Lesern ein einmaliges Buch vorenthalten worden. Im Sommer letzten Jahres erschien der neue Band im Oetinger Verlag unter dem Titel „Das Sams und der blaue Drache“.
Die Geschichte wird für Leser ab sieben Jahren empfohlen und richtet sich auch an Sams-Neulinge: Zwar schließt der zehnte Band der Sams-Reihe inhaltlich an das zweite Buch an, doch man muss die ersten Bände nicht unbedingt gelesen haben, um der Handlung der aktuellen Geschichte folgen zu können. Zu Beginn der Erzählung gibt Paul Maar eine kleine Einführung, à la „Was zuletzt geschah“.
Hauptfigur ist dieses Mal, neben dem rothaarigen Sams in seinem Taucheranzug, ein weiteres Fabelwesen: ein blauer Drache. Genau genommen ein chinesischer Glücksdrache namens „Ralfer“. Eigentlich hatte sich das Sams einen Flugdrachen von der Wunschmaschine gewünscht, doch anstelle eines schlichten Papierdrachens steht plötzlich ein lebendiges kleines Exemplar in Herrn Taschenbiers Zimmer. Ein aufregendes Versteckspiel beginnt, denn Papa Taschenbier darf nichts von dem neuen Hausbewohner wissen, schließlich hat er dem Sams verboten, die Wunschmaschine zu benutzen. Außerdem hat die Nachbarin Frau Rotkohl ein striktes Tierverbot im Haus verhängt. Da lässt es sich nicht ganz vermeiden, dass die beiden sie an der Nase herumführen, um nicht entdeckt zu werden. Dabei wird gereimt, was das Zeug hält, und Frau Rotkohls Geduld auf die Probe gestellt.
Während die beiden neuen Freunde ihre Späße treiben, gerät so einiges durcheinander. Das Sams sitzt plötzlich auf dem Dach, Frau Rotkohl ruft die Feuerwehr, den Fußboden ziert ein Brandfleck, und der blaue Glücksdrache wird von Herrn Mon und den Taschenbiers im Kinderwagen durch die Stadt geschoben. Chaos vorprogrammiert!
Auch mit diesem Buch hat Autor Paul Maar sein kreatives Können wieder bewiesen: Neben der Geschichte stammen auch die Illustrationen aus seiner Feder, und so fällt es nicht schwer, in die bildliche Imagination des Schriftstellers einzutauchen. Die Kapitelüberschriften sind erstmals in Reimform verfasst, als habe das Sams sie selbst geschrieben. Neben all den lustigen Sprüchen und Dichtungen geht es aber vor allem um eins: eine unverhoffte Freundschaft.
Paul Maar: Das Sams und der blaue Drache | Oetinger Verlag | ab 7 Jahren | 194 S. | 13 €
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