Vor Wochen die „Chameleons“ oder die „Stranglers“ live in Köln, „Ultravox“ veröffentlichen nach achtundzwanzig Jahren das erste Album in Originalbesetzung: Bands der achtziger Jahre erleben ungeahnten Zulauf. In diesem Kontext waren „And Also The Trees“ am vergangenen Freitag herzlich empfangene Gäste im Luxor.
Anders als die anderen: Nicht nur der Sound ist einzigartig geblieben, auch das Line-up besticht durch Kontinuität: Die Band um Sänger und Lyriker Simon Huw Jones und Gitarrist Justin Jones ist in über dreißig Jahren Bandgeschichte nicht von der Vision abgewichen, britisch-eleganten Gothic-Provinzialismus mit musikalischem Anspruch stimmig in Einklang zu bringen.
Moritaten, Märchen und weitere literarische Anspielungen bilden in theatral gehaltenem Timbre die Grundlage für irisierende Gitarrensounds und Keyboard-Flächen, die ihresgleichen suchen, indes nicht finden.
So auch am vergangenen Freitag im „Luxor“ - und genau dort liegt der Hase im Pfeffer, dort entschwindet „Jacob Fleet“ (Songtitel) in die Unwürdigkeit: Das „Luxor“, klassische Venue für Rock (und Roll), wird „And Also The Trees“ nicht gerecht. Die mitunter kolportierten Vergleiche mit den Norwegern „Madrugada“ oder gar den Indie-Superstars „Calexico“ hinken: zu filigran das Soundkorsett, zu bedacht gedichtet, die Texte.
Das von den Fans lang erwartete Konzert leidet, vom ersten Ton an. Sei es bei der Interpretation des gelungenen, wenn auch sehr düsteren neuen Albums „Hunter, not the hunted“, sei es bei den eingestreuten „Hits“ aus vergangenen Zeiten („Dialogue“, „Misfortunes“) - die immer wieder beschworene Clubatmosphäre erweist sich abträglich, die Intimität wiegt die Intensität nicht auf.
Aber das ist Klagen auf hohem Niveau: Letztlich boten „And Also The Trees“, klanglich verstärkt durch Keyboarderin und Dulcimer-Virtuosin Emer Brizzolara, ein Programm, das den Fans – gefallen haben dürfte. Und dies scheint auch für die nächsten dreißig Jahre richtungsweisend ausschlaggebend zu sein: Die noch vor einem Jahrzehnt („Angelfish“) bemühten US-Barjazz-Anleihen werden nicht mehr bedient, es bleibt fürderhin bei der Repräsentation angelsächsischer Randstandslyrik, deren literarische Bezüge noch mehr Bezugspunkte offerieren, als die Musik, die für sich spricht.
Man kommt nicht umhin der Vorstellung zu erliegen, dass, sollten etwa „De Bläck Fööss“ mit ihren Balladen (!) in Worchestershire (Herkunftsregion von „And Also The Trees“) reüssieren, ähnlichen Zuspruch finden könnten, so Genregrenzen entgrenzt werden. Spürbar bleibt in diesem Zusammenhang, dass „And Also The Trees“ sich nach wie vor nicht von einer „ganz gewissen“ Szene vereinnahmen lassen. Und auch sich auch nie vereinnahmen lassen wollten, vom ersten Album an, dasnoch als „The Cure“-Klon daher kam (1984).
Will sagen: Bei aller Emphase sind und bleiben „And Also The Trees“ eine einzigartige Folkband, die zu konzertant, durchdacht und „kultig“ (geworden) ist, um noch in den Rahmen eines Rockclubs zu passen. Übereinstimmende Meinung: Die sollten in die Philharmonie!
Auch wenn der Abend nicht perfekt gewesen sein sollte: Mitachtziger (vulgo: Mitvierziger) konnten sich dahingehend versichern, dass qualitativ hochwertige Musik Weltordnungen statuieren kann. Und so warten die Kölner Fans auf das nächste Konzert, in fünf bis zehn Jahren, an einem anderen Ort.
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