Ihre Erleuchtung ist im Elektrofachhandel angesiedelt: Silvia Doberenz ist alles andere als eine in wabernden Sphären schwebende Esoterikerin. Wobei man angesichts ihrer strahlenden Erscheinung durchaus von über-sinnlich sprechen könnte. Egal: Die 1978 im real existierenden Sozialismus geborene Kabarettistin beweist mit ihrem ersten Solo-Programm „Erleuchtung für Anfänger!“, dass sie nicht nur eine verblüffend intensive Bühnenpräsenz besitzt, sondern auch jede Menge spielerische Lust, Improvisationstalent und die Fähigkeit, sich selbst auf den Arm zu nehmen. Genauer: Als gelernte Yoga-Lehrerin und praktizierender Coach hat sie gleich einer indischen Göttin mehrere Gliedmaßen, sprich: Sie springt leichtfüßig von einer Rolle zur anderen. Mal als sächsisch parlierende Naive, mal als Indisch-Übersetzerin oder Expertin im Umgang mit dem „Karma-Messgerät Shiva 3000“. Ihr „Crash-Kurs in Bewusstseinserheiterung“ ist zweifelsohne der Beginn einer wunderbaren Kleinkünstler-Karriere. Zu erleben ist das Inspirations-Wunder in diesem Monat am 15. im Atelier Theater.
Eine mit allen Bühnenwassern gewaschene Künstlerin ist dagegen Christine Prayon (am 29.5. im Bonner Pantheon, am 30.5. im Theater 509 im Bürgerhaus Stollwerck). Als „Diplom-Animatöse“ haut die 2012 mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnete Kabarettistin den Zuschauern die Perversitäten des täglichen Lebens um die Ohren, als Korrespondentin Birte Schneider ist sie die ideale Ergänzung von Oliver Welke in der „heute-show“ und als Christine Prayon einfach bewundernswert in ihrer Konsequenz und Intelligenz. Sie nennt ihr Stück einen „Spiegel der Gesellschaft, der das Leben reflektiert, in dem einem permanent etwas verkauft wird“. Sie mutet dem Publikum einiges zu – keine Innenansichten, sondern eine Imitation der Imitation. Wie zum Beispiel die Lesung aus dem „ersten Band zeitgenössischer Lyrik“. Dabei handelt es sich um den Zyklus „Männer sind primitiv, aber glücklich“ von Mario Barth, der mit den hingehauchten Worten „Pass auf, pass auf, pass auf“ endet. Sehr komisch!
Einer, der alles andere als Massenwitzhaltung anbietet: Der Österreicher Alfred Dorfer zieht (am 10. und 11.5. in der Comedia) in „bisjetzt“ keine Bilanz, sondern klaubt aus dem Konvolut seiner bisherigen Programme wie etwa „heim.at“ oder „fremd“ einzelne Stücke zusammen, kombiniert und kontrastiert die Ausschnitte so, dass ein eigenständiges Solo entsteht – eine originäre Mixtour, die jeden Abend neu zusammengestellt wird. Was da unterm Strich herauskommt, ist nichts weniger als die Summe gedanklicher Tiefenbohrungen, an deren Oberfläche die besten Antworten auf philosophische Fragen auftauchen. Am Beispiel des Musiklehrers Robert Brenneis, der eigentlich Rocker werden wollte und nun mit voller Wucht in eine Sinnkrise stolpert, filtert er die tragikomische Essenz einer verpfuschten Existenz heraus. Hört sich ziemlich verkopft an, ist es aber keineswegs. Nicht zuletzt dank der Combo, bestehend aus den herausragenden Musikern Günther (Gunkl) Paal, Peter Herrmann und Lothar Scherpe. Dass Dorfer nicht nur singen kann, sondern überdies dazu in der Lage ist, das Gesagte mittels Körpersprache zu illustrieren und zu karikieren, macht seine kabarettistischen Therapiestunden schlicht großartig.
Einer, der mit ergreifender Virtuosität in die Tasten haut und dabei in wahnwitzigem Tempo quer durch die Musikgeschichte rast, die immer nur kurz angespielten Stücke zugleich hintersinnig und saukomisch kommentiert, ist der aus den Niederlanden kommende Hans Liberg: Mit seiner „Symphonie Libergique“ tritt er zusammen mit der Nordwestdeutschen Philharmonie unter Leitung von Basil Coleman am 14.5. in der Philharmonie auf. Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass der Mann ein musikalisches Genie ist – und ein großer Komödiant. Eben diese Kombination findet sich nicht so oft auf dieser Welt. Deswegen: Lassen Sie sich den Auftritt nicht entgehen, so Sie an glücklich machender Unterhaltung interessiert sind. Empfiehlt für den Wonnemond Mai die Ihnen stets ergebene
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