Es gibt mit Algen betriebene Laternen und ein paar Null-Emissions-Häuser mit begrünten Dächern. Autostellplätze sind teuer, in der Hoffnung, dass die Menschen aufs Fahrrad oder auf die viel zu selten fahrenden Elektrobusse umsteigen. Die Zeit ist die nahe Zukunft und der Ort ist Neuhof. Ein Ortsteil wie jeder andere in jeder anderen Stadt. Die Einwohner sind beschäftigt mit ihrem Alltag, geprägt von der ständigen Sorge um steigende Lebenshaltungskosten, den Zustand der Welt und der Flut von schlechten Nachrichten.
Doch in einer Ecke Neuhoffs, versteckt in einer kleinen, mit vernachlässigten vertikalen Gärten bedeckten Gasse, hat sich das Öko-Utopien-Kollektiv Neue Hoffnung formiert. Eine Gruppe von Optimisten, die fest an die Kraft der Erzählung glauben und davon überzeugt sind, dass die richtige Geschichte die Macht hat, die Welt zu verändern.
Erst die Idee, dann die Wirklichkeit
Jede Woche trifft sich das Kollektiv, um Geschichten auszutauschen, die nicht von Untergang und drohender Apokalypse handeln, sondern von Hoffnung, Innovation und Zusammenarbeit. Einige dieser Geschichten sind Fiktion, andere handeln von echten Ereignissen und Ideen. Aber alle haben eins gemeinsam: Sie zeigen eine Welt, in der die Menschheit gemeinsam den Herausforderungen der Zeit begegnet.
Da ist die Geschichte von Tom und Aylin, einem Paar, das ein Netzwerk von Gemeinschaftsgärten in der Stadt gegründet hat, die nicht nur frisches Obst und Gemüse produzieren, sondern auch einen Ort des Austauschs und der Gemeinschaft bieten. Manche Geschichten sind etwas größer, etwa die von Mara, einer jungen Bio-Ingenieurin, die mittels Gen-Schere einen Pilz erschaffen hat, der sich von Mikroplastik ernährt und selbst im Salzwasser überlebt. Manche bevorzugen den Blick zurück und die nackten Zahlen. Sie erzählen von weniger Analphabeten und mehr erfolgreichen Frauen, von weniger Malaria und neuen Universitäten.
Zuversicht geht viral
Das Kollektiv weiß, dass nicht jede Fantasie Wirklichkeit werden wird. Nicht jedes reale Unterfangen wird die Welt verändern, nicht jeder Trend sich ewig fortsetzen. Aber sie sind überzeugt, dass es ohne solche Erzählungen schwer wird, sich eine bessere Zukunft vorzustellen. Denn wer keine Vision hat, kann auch nichts verändern.
Eines Tages stolpert ein junger Journalist in eine ihrer Sitzungen. Er ist eigentlich auf der Suche nach einer Story über die dunklen Seiten der Stadt, aber er lässt sich von der Energie und dem Optimismus der Gruppe anstecken. Er beschließt, eine Serie über das Kollektiv und ihre Geschichten zu schreiben. Jede Wocheveröffentlicht er eine dieser Geschichten auf einem Webportal. „Wie eine junge Frau den großen Durst in Ostafrika stillen will.“ „Arztbesuch mal anders: Die App, die Medizin an die entlegensten Orte bringt!“ „Die gute Flucht: So entkommen jeden Tag 100.000 Menschen der extremen Armut.“ Schonbald verbreiten sich diese positiven Visionen im ganzen Land.
Naiv oder inspirierend
Die Reaktionen sind gemischt. Einige sehen es als naive Träumerei, andere als inspirierende Vision. Aber eines ist sicher: Die Menschen beginnen wieder zu reden – über die Zukunft, über Möglichkeiten und über das, was sie gemeinsam erreichen können.
Lassen wir uns nicht von düsteren Nachrichten unterkriegen! Gemeinsam können wir inspirierende Geschichten erzählen, die die Magie des Möglichen entfalten. Lasst uns wie das Kollektiv „Neue Hoffnung“ daran glauben, dass die richtige Erzählung die Macht besitzt, die Welt zum Besseren zu verändern. Lasst uns diesen Wandel zum positiven Denken gemeinsam in Gang setzen, denn nur Optimismus kann dazu motivieren und inspirieren, die Welt besser zu machen.
SCHÖNE NEUE ZUKUNFT - Aktiv im Thema
fian.de | Die in Köln ansässige NGO setzt sich international für Menschenrechte ein, vor allem für das Recht auf Nahrung.
mehr-demokratie.de | Der bundesweit vertretene Verein setzt sich ein für „direkte Demokratie, ein faires Wahlrecht, Transparenz und wirksame Bürgerbeteiligung“.
mitarbeit.de | Die Stiftung Mitarbeit möchte „Menschen ermutigen, Eigeninitiative zu entwickeln und sich an der Lösung von Gemeinschaftsaufgaben zu beteiligen“.
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