Alle reden von der Krise - kein Geld nirgends. Oder besser: es befindet sich in den falsche Händen resp. Safes. Banken zu überfallen lohnt sich auch längst nicht mehr. Die Kassen sind leer und die Investmentfonds das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind. Wie gut, dass man wieder breite Gürtel trägt - die kann man prima enger schnallen, und zwar so lange, bis einem die Luft weg bleibt. Da kommt die sommerliche Veranstaltungsreihe „Gratis und nicht umsonst“ im Atelier-Theater wie gerufen.
Am Montag, 8. Juni geht es los (jeweils Montag bis Donnerstag, um 21.30 Uhr. Bis Ende August sind unter anderen Johannes Flöck, Diva La Kruttke, Thomas Müller und Stephan Masur gratis zu begutachten). Auf der der kleinen Bühne im Café tritt der viel versprechende Comedy-Nachwuchs in Erscheinung - und niemand muss eine Eintrittskarte erwerben. Es empfiehlt sich lediglich, nicht zu spät einzutrudeln, so man einen Sitzplatz ergattern will.
Den Anfang machen die beiden ehemaligen Spatensoldatinnen der DDRGrenztruppen, P.Laste & E.Laste, genauer: Petra und Erika (Willy Habicht und Danny Frede) haben ihren Einbürgerungstest glorreich bestanden und es ist zu vermuten, dass sie auch in diesem Jahr wieder für Tumulte vor den Schaufenstern sorgen werden, wie Hausherrin Rosa K. Wirtz es in der Vergangenheit erleben durfte.
Nicht umsonst ist in diesem Monat auch ein Besuch der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn: man begebe sich zum Beispiel ins schöne „Haus der Springmaus“, wo Tobias Mann dem „Sinn des Lebens in zwei Stunden“ auf den Grund geht (4. und 5.), wo sechs wild gewordene Weiber den „Klimawechsel“ feiern (6. und 7.) und Bodo Wartke den „König Ödipus“ wieder auferstehen lässt (10. und 11.).
Im Pantheon am Bundeskanzlerplatz wiederum ist Sebastian Krämer zu Gast (10.): Der gerade mit dem Kleinkunstpreis des Mainzer Unterhauses ausgezeichnete Poet und Sänger, Satiriker und unwiderstehliche Verführer in Sachen Horrorfilm ist jede Reise wert. Als seinen Bruder im - skurrilen - Geiste könnte man Marc-Uwe Kling bezeichnen, ein Poetry-Slam-Meister, der in Berlin mit einem kommunistischen Känguru zusammen lebt. Welche Tücken eine solche WG in sich birgt, verrät er in den Radio-Kolumnen des RBB. Wer die nicht empfangen kann - und das dürften die meisten Menschen im Rheinland sein - der sollte sich am 5. Juni in die Kölner Comedia begeben. Hier erfährt man nicht nur, wieso das Tier bei ihm eingezogen ist, sondern auch, warum es eine zwar ziemlich anstrengende, aber auch große Bereicherung des Alltags darstellt. Kostprobe gefällig?
„Darf ich fragen, was Sie beruflich machen?“ fragt das Känguru. „Wieso?“ frage ich. „Sie sind tagsüber immer zu Hause und - ohne Ihnen jetzt zu nahe treten zu wollen - es ist 13 Uhr, und Sie sind immer noch im Pyjama.“ „Ich bin, äh, na ja, äh, irgendwie, äh, Künstler“, sage ich. „Ich arbeite nachts.“ „Anschaffender Künstler?“, fragt das Känguru. „Freischaffend heißt das“, sage ich. „Ach so“. „Ich schreibe Geschichten und Lieder, und dann trete ich auf und...“. Noch Fragen? Nein? Dann ist es ja gut. Und bitte nicht vergessen: australische Einwanderer immer gut behandeln. In diesem Sinne verabschiedet sich die Ihnen stets ergebene
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