Genau genommen hat Hans-Joachim Heist auf Kleinkunst-Bühnen nichts verloren: Der Mann ist Schauspieler, bestenfalls könnte man ihn auch als Parodisten bezeichnen, weil er Leute wie Heinz Erhardt, Hans Moser oder Theo Lingen drauf hat. Dass Heist ab September in so ziemlich allen renommierten Musentempel gastieren wird und ihn die Veranstalter gleichsam „blind“ gebucht haben, hat einen – wenn man so will – banalen Grund: Das Fernsehen hat ihn bekannt gemacht. Seitdem Heist als Gernot Hassknecht Oliver Welkes „heute-show“ im ZDF mit seinen Tobsuchtsanfällen bereichert, ist er so was wie ein personifiziertes Maskottchen. Nicht mehr wegzudenken aus der Sendung und dem Bewusstsein des Publikums, das auf einen wie ihn offenbar nur gewartet hat. „Das Hassknecht Prinzip – in zwölf Schritten zum Choleriker“ heißt sein Programm, mit dem er dem Affen Zucker geben wird, so viel steht schon mal fest. Auch, dass der Mann ein feines Gespür für die eigenen Stärken und Schwächen hat und genau weiß, was er kann, und was nicht. Am 18.9. tritt er im Bonner Pantheon auf – in Köln muss man sich bis zu seinem Gastspiel am 13. Oktober in der Comedia gedulden.
Sehr schön ausrasten können auch die Männer von der Berliner „Lesedüne“: Wenn Marc-Uwe Kling, Sebastian Lehmann, Maik Martschinkowsky und Julius Fischer ganz und gar unplugged „Das ist ein bequemes System“ im perfekten Timing zelebrieren und die verbalen Ohrwürmer wie „Sammeln Sie Punkte“ oder „Der nächste freie Sachbearbeiter ist für Sie reserviert“ als eine der drei größten Lügen entlarven, lauert im Hintergrund ein unbekannter Amokläufer auf seinen großen Auftritt. Anders formuliert: Am 6.9. wird in der Comedia ein post-post-ironisches Team-Performance-Live-Literatur-Event mit kafkaesken Energiespartipps über die Bühne gehen.
„I try my best and I give all I can do... Du du du du du duuu ...!“ Wenn so ein Spruch aus der Kehle von Hildegart Scholten quillt, darf man sicher sein, dass sie es ernst, sehr ernst meint. Die Frau mit dem Image einer zu kurz gekommenen Handarbeitslehrerin verkörpert Inbrunst und Brunft in einem. Mit dem Mut einer Verzweifelten stürzt sie sich (am 5.9. im Atelier Theater) in die Rolle einer nach Liebe oder wenigstens Zuwendung Suchenden – was zur Folge hat, dass der männliche Teil des Publikums ihren Improvisations-Künsten ausgeliefert ist. Aber keine Bange, meine Herren, vorgeführt wird nur sie selbst, oder genauer: die Frau, für die sie gehalten wird.
Dass Frauenmangel auf Deutschlands Kleinkunstbühnen herrscht, ist eines jener weit verbreiteten Klagelieder, in die all jene einstimmen, die lustige Frauen nur aus dem Privatfernsehen kennen. Dort kommt eine wie Anny Hartmann nie und nimmer vor. Eine politische Kabarettistin schafft es sowieso nur in die Glotze, wenn sie mindestens so gut ausschaut wie Monika Gruber – also blonde Haare und lange Beine hat. Damit kann die Hartmann nicht aufwarten. Stattdessen besitzt sie Haltung, Humor und jede Menge Grips. „Ist das Politik oder kann das weg?“ heißt ihr neues Programm, mit dem sie am 21.9. im Pantheon-Casino auftritt. Die Kölner wiederum müssen bis zum 17. und 18. Oktober warten, um sie zu erleben. Wie man die Zeit gut überbrücken kann? Ganz einfach: zum Beispiel, indem man am 17. oder 18.9. ins Senftöpfchen-Theater geht, wo Timo Wopp mit „Passion“ einen atemberaubenden Parforceritt durch die schummrige Welt der Coachs und Keynote-Speaker unternimmt – Schwindelattacken seitens des Publikums können nicht ausgeschlossen werden. Warnt mit Nachdruck Ihre stets ergebene
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