Abgrundtiefe Drones, sphärisch schürfende Flächensounds und hypnotische Rhythmen auf stilistisch breit gefächert hohem Niveau: Um dem musikalischen Gestus, der Erzeugung von Tiefenwirkung im offenen Koordinatensystem ineinander übergreifender Stilistiken des „Dark Ambient“, gerecht zu werden, wird auch in diesem Jahr die Elberfelder Sophienkirche einen adäquaten Raum zur effektiven Klangentfaltung bieten. Dabei präsentieren gleich fünf namhafte Vertreter ihre Interpretation von genuin kryptisch gehaltener Klangästhetik.
Von den Feuilletons des (musikalischen) Mainstreams seit jeher ignoriert, treibt die „Dark Ambient“-Szene unbeirrt ihre teils faszinierenden, teils verstörenden Blüten. Hervorgegangen aus Avantgarde, Industrial und (elektronischer) Experimentalmusik (um nur die prominentesten Paten zu nennen), zielt das marginalisierte Genre, die eigenen subversiven Ansätze säkularisierend, dezidiert auf durchgängig nachvollziehbare Effekte und Erlebniswelten ab. Wenn auch nach wie vor erklärte Minimalisten das Spektrum der finsteren Töne mit bereichern, das „Phobos“ steht fürs Spektakuläre in lautstarker Opulenz und zugleich für eine kontemplativ-meditativ angelegte Sensorik, der eine entsprechende Lichtsetzung zuarbeitet.
Initiator Martin Stürtzer, dem es als Organist der Sophienkirche vergönnt war, das Festival vor Ort ins Leben zu rufen, betont im Gespräch den internationalen Stellenwert der Veranstaltung: „Wir erwarten Gäste aus ganz Europa, Russland, Kanada, den USA und Mexiko. Mit den Künstlern werden zugleich auch die wichtigsten Labels für Dark Ambient, wie Cold Meat Industry, Cyclic Law, Malignant oder Loki, vertreten sein.“ Dabei steht der persönliche Austausch im Vordergrund. „Bands und Fans reisen bereits in der Woche an, schon viele Kooperationen und gemeinsame Aufnahmen haben sozusagen in meinem Wohnzimmer ihren Anfang genommen“, hebt Martin Stürtzer hervor.
Auch für ihn wird der 3. November wieder die Gelegenheit bieten, sein eigenes musikalisches Schaffen zu präsentieren. Unter dem Projektnamen „Sphäre Sechs“ wird er an der Seite von Christian Stritzel seine Exegese von „Ultra Deep Ambient“ vorstellen, wobei der Titel der jüngsten Veröffentlichung des Duos, „Tiefschlaf“, sicherlich nicht pejorativ zu deuten ist.
Weiterhin setzt sich das Line-up aus alten und neueren Szenegrößen zusammen. Schon seit Jahren etabliert ist der Schwede Johan Levin alias „Desiderii Marginis“, der seine behutsam evolvierten Soundgebilde mit folkloristischen Elementen und Songstrukturen verziert. Besonders gespannt dürften Kenner auf die Performance von „S.E.T.I.“ sein, die ein Wiedersehen mit dem Szene-Urgestein Andrew Lagowski („Die Datenschleuder“) in Aussicht stellt: „Dark Techno & Atmospheres since 1982“.
Komplettiert wird das Event von dem Niederländer Sjaak Overgaauw, der als „Premonition Factory“ auf in Echtzeit modulierte Loops setzt, sowie dem kanadischen Duo „Aun“, das Einflüsse aus Psychedelia, Shoegaze und „kosmische“ Klänge in seinen Klanginstallationen miteinander verwebt.
Bleibt zu wünschen, dass ein Festival wie „Phobos“ ähnlich veranlagte Veranstaltungen nach sich zieht, die den speziellen Genuss von „Dark Ambient“, dem Abtauchen ins „Finstere“ (und Innere) und dem Aufgehen in sphärische Höhen, auch breiteren Publikumsschichten zugänglich machen.
Es muss ja nicht immer nur (der allerbestenfalls seifige) „Schiller“ sein, wenn einem der Sinn nach gepflegter akustischer (Tiefen-) Entspannung steht.
Phobos iV | Sa. 3.11., um 20 Uhr | Sophienkirche | Sophienstr. 39, Wuppertal | www.phelios.de/phobos
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