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Rockt auch ohne Kapelle die Kirche: Rocko Schamoni
Foto: Dorle Bahlburg

Atemberaubend gut

20. Dezember 2010

Nicht sonderlich viel, aber viel Sonderbares bringt der Januar - Unterhaltungsmusik 01/11

Das könnte eng werden: Das Blue Shell lädt zur elektronischen Silvesterparty ein. Neben DJs wird es auch Live-Sets von den Kölner Elektronik-Größen Popnoname, Mathias Schaffhäuser und The Modernist geben (31.12., 21 Uhr). Nicht ganz so voll wird es vielleicht bei der Cologne Music Week, die c/o pop zum dritten Mal begleitend zur Interior Design Week „Passagen“ im Stadtgarten veranstaltet. Dort werden eher unbekanntere Bands präsentiert. Unbekannt stimmt aber nur bedingt, denn hinter John Goldtrain, der am 17.1. spielt, steckt z.B. der Sänger von Timid Tiger. Die Komplizen der Spielregeln haben auch schon ein Album veröffentlicht und kreuzen Hamburger Schule mit vertracktem Ami-Rock im Sinne des Labels SST: Vielschichtig, energetisch und melodiös zugleich, zuweilen sogar jazzig angehaucht (20.1.). The Smack – noch ohne Label und Veröffentlichung – machen analogen Minimaltechno mit Schlagzeug und Bass (21.1.). Cologne Tape ist wiederum eine Kölner Supergroup um – die schon wieder – The Modernist, Popnoname, Ada, The Field, Von Spar u.a., die weite Krautrock-Teppiche knüpfen. Eine EP ist bereits auf dem neuen Kölner Label Magazine erschienen (22.1.). Alle Konzerte finden ab 22 Uhr im Stadtgarten Restaurant statt, und: Der Eintritt ist frei!

Kein Konzert, aber es passt gerade so gut (schließlich hat der Mann Rock im Namen): Rocko Schamoni kommt für einen „Tag der geschlossenen Tür“ in die Kulturkirche und liest aus seinem neuen, gleichnamigen Roman, der im Januar erscheinen wird. Aber erst mal reinkommen, bei dem Titel (14.1., 20 Uhr, Kulturkirche Nippes). Kantiger Rock mit parolenhaften Texten und einer angemessen arroganten Haltung. Damit macht sich das junge Hamburger Trio 1000 Robota nun schon seit zwei Alben gleichermaßen Freunde und Feinde. Zuletzt spielten sie einen „Wohnzimmer-Gig“ im kleineren King Georg, jetzt geht’s ins größere Gebäude 9 für die solide Rock-Show (20.1., 20 Uhr, Gebäude 9). Auch außer der Reihe, weil nicht wirklich Unterhaltungs- also Popmusik (oder doch?): der Komponist Nino Rota. Das Wunderkind ist allerdings weniger für seine klassischen Werke – darunter zehn Opern, 23 Ballettkompostionen und drei Sinfonien – als für seine Filmmusiken bekannt. Ganze 150 hat er komponiert, darunter für „Der Pate“ oder „Der Leopard“. Am bekanntesten sind vielleicht seine Arbeiten für Fellini, dessen Filme grundsätzlich bis zum Tode Rotas 1979 von dessen Musik begleitet wurden. Nach den ersten beiden Konzerten der Reihe mit Musik zu den Filmen von Hitchcock (Bernard Herrmann) und Spielberg (John Williams) spielt nun das Nationale Symphonieorchester des Polnischen Rundfunks Auszüge aus Rotas Musik zu den Fellini-Filmen „La Strada“ (1954), „La Dolce Vita“ (1960), „8 1/2“ (1963), „Julia und die Geister“ (1965), „Die Clowns“ (1970), „Amarcord“ (1973) und „Orchesterprobe“ (1978) (21.1., 20 Uhr, Philharmonie).

Sumie Nagamo ist eine schwedische Singer/Songwriterin. Nur mit Stimme und Gitarre trägt sie ihre intimen Stücke vor. Das King Georg wirkt sich sicher noch verstärkend auf die Stimmung ihrer eh schon sehr privat anmutenden Stücke aus (25.1., 20 Uhr). Zum Schluss tut‘s noch mal kurz weh: Schon der Bandname schmerzt, aber auch die Musik des New Yorker Trios Child Abuse hat es in sich. Die Mixtur aus Breakcore, Death Metal, Jazz-Rock und anderen Formen von ADS-Noise ist atemberaubend. Atemberaubend gut übrigens (25.1., 21.30 Uhr, Sonic Ballroom).

CHRISTIAN MEYER

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