Es sieht ganz einfach aus, ist es aber nicht: Improvisieren will gelernt sein. Wer glaubt, er könne auf Zuruf lustige Geschichten erfinden, sollte sich erst mal auf einem Kindergeburtstag ausproben – und dabei merken, wie schwer es ist, andere zum Lachen zu bringen. Wobei man die Kunst, aus dem Stegreif Szenen und Sketche zu erfinden, durchaus trainieren kann. Das beweisen auch die Teilnehmer des 8. Kölner ImproFestivals (19.-23.3.), in dessen Verlauf kräftig auf den Putz gehauen wird. Am letzten Tag wird „Der Goldene ImproStern 2013“ ausgelobt: Das Publikum entscheidet – unterstützt von einer Jury –, wer der beste von insgesamt zwölf Impro-Spielern ist, die gegeneinander antreten (am 23.3. im Gloria-Theater).
Eröffnet wird das Festival am 19.3. im Klüngelpütz-Theater von den Gastgebern, die unter dem Motto „10 Jahre und kein bisschen leise!“ ihren zehnten Geburtstag feiern: „clamotta“ nennt sich das Trio, bestehend aus Eva Thiel, Markus Hahn und Stefan Thiel, das mit witzigen Einfällen, guter Laune und Geistesblitzen um sich wirft. Wie bereits betont: Die Kunst der Improvisation besteht nicht zuletzt aus Talent und Techniken, die eingeübt sein wollen. Premier Cru, so der Name der Oldenburger Truppe, versprechen schon im Voraus einen Abend (am 20.3. in der clamotta ImproSchule) voll spannender Wendungen und spontaner Gefühlsausbrüche.
Man muss keine Wahrsagerin sein, um zu prophezeien, dass der „Kampf der Gigangen“ (am 21. im Gloria-Theater) einer der Höhepunkte des Festivals sein wird: clamotta und ImproBerlin wollen es richtig krachen lassen. Die Zuschauer entscheiden Runde um Runde, aus welcher der beiden Städte die besten Einfälle kommen – und umsetzt werden. Denn darauf kommt es an, wenn man punkten will: Blitzschnelles Wahrnehmungsvermögen gepaart mit Phantasie, Spielfreude und Rampensau-Qualitäten sind Voraussetzung für eine gelungene Improvisation – und die Fähigkeit, sich auf die Mitspieler einzulassen. Stars gibt es hier keine, entsprechende Allüren schon gar nicht.
Das macht den Theatersport so sympathisch und erfrischend: Hier lässt jeder den anderen gut aussehen. Die Zurufe aus dem Publikum müssen gemeinsam sondiert werden – und zwar in aller Eile. Wenn, wie im Fall von Total Recall, veritable Sänger eine musikalische Castingshow improvisieren, sich dabei nach dem Vorbild entsprechender Fernsehformate in die Wolle kriegen oder geheime Bündnisse schließen, entstehen garantiert überraschend melodische „Kurzfilme“.
Zum ersten Mal dabei sind Blind Date mit „Gib der Liebe eine Chance!“. Sechs Personen machen als drei Pärchen eine Zeitreise in die Zukunft, bevor sich die Hardcore-Impro-Fans die „Marathonnacht“ (beides am 22.3. in der Lutherkirche, Südstadt) um die Ohren schlagen. Alle am Festival beteiligten Künstler wollen den derzeitigen Rekord im DauerFreeze brechen. Zur Information: Er liegt bei vier Stunden und 16 Minuten. Es wird so lange gespielt, bis mehr Akteure auf der Bühne sind als Zuschauer in der Kirche. Das kann dauern.
Wer auch immer den Goldenen ImproStern nach Hause transportieren darf – eins steht fest: Unter den bisherigen sieben Preisträgern sind drei Männer und drei Frauen. Das ist richtig gerechnet, weil einer von ihnen – nämlich Frederik Malsy – den Preis gleich zweimal einkassiert hat. Was ja wohl nichts anderes bedeutet, als dass Frauen genauso lustig, spontan und einfallsreich sind wie Männer. Und sich was trauen. Was wir ja immer schon geahnt haben. Denn eines steht fest: Es braucht schon Mut und Selbstvertrauen, sich ohne Scheu und ohne ein fertiges Stück vor ein Publikum zu stellen. Im Übrigen gilt: Auch die Zuschauer sind gefordert, originelle Vorgaben zu liefern. Also nix wie hin, abgelacht und ausgelacht, bis die Schwarte kracht – empfiehlt die Ihnen stets ergebene
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