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Foto: Anna Sarvira

„Keine Angst vor einem Förderantrag!“

11. Oktober 2024

Gründungsmitglied André Patten über das zehnjährige Bestehen des Kölner Literaturvereins Land in Sicht – Interview 10/24

Im Interview spricht Gründungsmitglied André Patten über das zehnjährige Bestehen des Kölner Literaturvereins Land in Sicht, die letzte Ausgabe der gleichnamigen Lesereihe am 17. Oktober und die Entwicklungen in der Kölner Literaturszene.

choices: André, du hast 2014 gemeinsam mit Kevin Kader den Verein Land in Sicht gegründet. Wie kamt ihr dazu, einen Verein für Literaturvermittlung zu gründen?

Wir waren damals zu sechst. Neben Kevin und mir waren noch Lara Schmitz, Franziska Haag, Jenny Weiß und Mario Frank dabei – Mario hat wie Kevin und ich bis heute durchgehalten. Später kam dann noch Melissa Steinsiek-Moßmeier dazu. Zwischendurch haben auch Lea Sauer, Charlotte Dresen und Tabea Venrath an der Lesereihe mitgewirkt. Angefangen hat alles mit der Idee, einen Ort zu schaffen, an dem jüngere Texte aller Genres einen Platz finden, und an dem sich Menschen begegnen können, die entweder selbst schreiben oder ein Interesse an Texten ihrer Generation haben.

Wie zufrieden wart ihr mit eurer ersten Veranstaltung?

Oh, mit der Veranstaltung waren wir damals sehr zufrieden! Wir waren ziemlich unsicher, wie viele Menschen zu der Lesung kommen würden, ob mit der Technik alles klappt und wie überhaupt die Rückmeldungen ausfallen. Am Ende lief alles prima. Das Café Fleur war bis zur letzten Ecke gefüllt, die Lesungen von Lydia Daher, Patrik Peyn, Julia Trompeter und der Auftritt von Sprechduette waren großartig. Wir hätten nicht glücklicher sein können.


Foto: Fabian Blum

Wie habt ihr euch von da an weiterentwickelt? Was waren besondere Herausforderungen?

Mit dem Kulturamt als Förderer und dem Café Fleur als Veranstaltungsort haben wir gleich zu Beginn zwei wichtige Stützen für die Reihe gefunden. Über die Jahre hat sich unsere Arbeit dann professionalisiert, was vor allem die Verwaltungsseite betrifft. Lesereihen und andere Veranstaltungen in der freien Literaturszene sind heute eigentlich nur mit Förderungen zurealisieren. Wie wir solche Förderungen beantragen und abrechnen können, war für uns vor zehn Jahren ein großes Mysterium. Aber heute kann ich sagen: Keine Angst vor einem Förderantrag! Hinter den Dokumenten und Online-Masken stecken auch nur Menschen – die in der Regel den Kulturschaffenden sehr wohlgesonnen sind.

Gab es auch besondere Höhepunkte?

Ja, eine Menge! Ich denke, da würde jede:r aus unserem Team unterschiedliche Abende und Termine nennen. Besonders sind die vielen Formate, die aus der Lesereihe hervorgegangen sind – wie die Hörspielwiese, das Auftakt Festival oder die Short Story Night. Und natürlich die ersten Abende – das erste Mal im Café Fleur vor zehn Jahren, die drei Ausgaben während der Pandemie in den Bahnbögen in Ehrenfeld, die wir live gestreamt haben und bei denen vor Ort kein Publikum sein durfte, und das erste Mal im Kulturraum405, wo nun auch die letzte Ausgabe stattfinden wird.

Mit dem zehnjährigen Bestehen geht auch eure Lesereihe Land in Sicht zu Ende, die letzte Veranstaltung findet im Oktober statt (Stand: 11.10.) – warum habt ihr euch dafür entschieden?

Ja, am 17. Oktober findet die letzte Ausgabe der Lesereihe statt. Nach zehn Jahren hat sich das richtig angefühlt. Und wie sagt man: Besser aufhören, wenn es am Schönsten ist.

Welche eurer Formate wollt ihr auch weiterhin betreiben?

Mit der Short Story Night, den Street Art Lesungen und hoffentlich auch mit dem Kölner Förderpreis für junge Literatur geht es im nächsten Jahr weiter. Dazu kommen eventuell noch ein,zwei neue Formate.

Kannst du über diese neuen Formate schon mehr verraten?

Viel verraten kann ich an dieser Stelle noch nicht. Für eine Formatidee sind wir in guten Gesprächen mit einem Kölner Museum und die andere könnte etwas weiter rheinabwärts stattfinden.

Wie ist dein ganz persönlicher Bezug zur Literatur und zum kreativen Schreiben?

Lesen und literarisches Schreiben begleiten mich eigentlich schon mein ganzes Leben. 2021 ist im Kölner Verlag Parasitenpresse unter dem Titel „So glücklich war ich noch nie“ ein Band mit Kurzgeschichten von mir erschienen. Mittlerweile engagiere ich mich auch in der Interessenvertretung der Literatur hier in Köln, bei der Literaturszene Köln. Mir ist wichtig, die herausragende Entwicklung im Literatursektor in Köln sichtbar zu machen. Neben den Veranstaltungen von Land in Sicht gibt es nämlich noch eine ganze Menge weiterer Formate, die es lohnt, zu besuchen.

Welche denn?

Ein guter Ausgangspunkt ist der Kalender der Literaturszene Köln. Dort sind alle möglichen Literaturveranstaltungen in Köln gelistet, auch kleine Reihen und Formate. Wer sich für Texte der Schreibstudierenden aus Köln interessiert, sollte sich die Reihen Auswärtslesungen und [In Klammern] einmal anschauen. Ein gut ausgewähltes Programm mit Fokus auf queer-feministischer Literatur gibt es bei [Ohne Pronomen] – und die Reihe Quadrat im Kreis bringt Live-Jazz und Literatur zusammen. Außerdem bietet der Klassiker der Lesereihen, der Literaturklub, jeden Monat im Theater der Wohngemeinschaft ein gutes Programm.

Interview: Marina Wudy

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