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Tsukioka Yoshitoshi, Yasumasa spielt bei Mondlicht Flöte, 1883, Farbholzschnitt, oban Tryptichon, 114 x 75 cm
© Nihon no hanga Amsterdam

Im Schein des Mondes

15. Dezember 2021

Yoshitoshi: ein Meister des Holzschnitts im Museum für Ostasiatische Kunst – kunst & gut 12/21

Eine gleichmäßige Abfolge gerahmter Farbholzschnitte leitet durch einige der Räume des Museums für Ostasiatische Kunst, sie stammen von Tsukioka Yoshitoshi. Seine Serie „100 Ansichten des Mondes“ aus dem Amsterdamer Museum Nihon no hanga stellt ihn als einen der großen Künstler seiner Zeit in Japan vor. Er setzt die Tradition der Farbholzschnitte fort, die in mehreren Schritten, mit großer Fantasie und handwerklichem Aufwand angefertigt wurden und – mit Katsushika Hokusai (1740-1849) und Utagawa Hiroshige (1797-1858) als wohl bekanntesten Vertretern – eine Domäne der japanischen Kunst sind. Stilistisch der Ukiyo-e-Tradition zuzurechnen, gehört Tsukioka Yoshitoshi (1839-1892) ebenfalls zu den herausragenden Holzschnitt-Meistern. Und während Hokusai die „36 Ansichten des Berges Fuji“ und Hirsoshige „100 Ansichten von Edo“ geschaffen haben, sind die „100 Ansichten des Mondes“ die wichtigste Serie von Yoshitoshi. Entstanden zwischen 1885 und 1891, vollzieht sich in ihnen der Wandel zu seinem Spätwerk.

Die oft komplementärfarbigen Flächen mit ihren feinen Binnenlinien und einer deutlichen, vom drucktechnischen Verfahren verstärkten Kontur, vermitteln Plastizität und Raum. Die Geschehnisse sind dynamisch, emotional aufgebaut, etwa indem die Motive aus den zentralen Achsen gerückt sind und der landschaftliche Hintergrund abstrahiert und in die Ferne gerückt ist. Inhaltlich ist die Folge der Holzschnitte ein überbordender Fundus allmählich vergessener Traditionen, Geschichten und Mythen. Ausgelöst durch eigene Beobachtungen zum Wandel der japanischen Gesellschaft, widmet sich Yoshitoshi auf diesen Blättern einzelnen Episoden der Vergangenheit, die für bestimmte Zeiten, Umwälzungen und historische Ereignisse stehen und aus der Kultur, Gesellschaft oder Politik stammen. 

Allen Blättern gemeinsam ist der Mond, der manchmal nur in der integrierten Textbeschreibung vorkommt. In der japanischen Kultur symbolisch zu verstehen, wird er in der Ausstellung – am Rande der Holzschnitt-Folge – in seiner Bedeutung noch für sich betrachtet; zudem sind Blätter weiterer Künstler und Objekte aus der Sammlung des Museums zu sehen. Im Licht des Mondes aber treten in Yoshitoshis Folge bedeutende, in der Überlieferung verbürgte Akteure aus der Vergangenheit des Landes in Erscheinung; als Krieger oder Kriegsherr, als Dichterin oder als Bambussammler, Bogenschütze oder Flötenspieler oder als buddhistische Gottheit. Jeweils gekleidet in prunkvolle Gewänder, teils auch als Rückenfigur und teils in Architekturdetails eingebunden, vereint sie die Komplexität der Geschehnisse und Verflechtungen im Leben; sie benennen in einem temperamentvollen Realismus konkrete Orte. Neben dem Mond, der an ganz unterschiedlichen Stellen im Bild auftauchen kann, verbindet die Holzschnitte die Anordnung von Textfeldern, die noch die Klarheit im Bildaufbau steigert. Man muss nicht im Detail wissen, worum es hier geht, welches Kapitel der japanischen Geschichte gerade aufgeschlagen ist: Yoshitoshis virtuose Fähigkeit zum Fabulieren alleine reicht, dass die Betrachtung seiner „Ansichten des Mondes“ ein Erlebnis wird.

Yoshitoshi – 100 Ansichten des Mondes | bis 9.1. | Museum für Ostasiatische Kunst Köln | 0221 22 12 86 17

Thomas Hirsch

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