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Thomas Schmitt vor der Filmpalette

Was früher im Fernsehen möglich war

15. Dezember 2016

„Back to the Future“ in der Filmpalette – Foyer 12/16

Mittwoch, 14. Dezember: Thomas Schmitt hat sich schon vor Jahrzehnten einen Namen als Videoessayist und Dokumentarfilmer der besonderen Art gemacht. Der mehrfache Adolf-Grimme-Preisträger und Ur-Kölner ist in der Domstadt u.a. für sein 1983 entstandenes Video „De lange Tünn.“ über einen charismatischen Türsteher bestens bekannt. Das Filmbüro NW lud den Filmemacher nun als Gast zu einem weiteren Beitrag der Reihe „NRW-Independents“ zu Filmvorführungen und einem anschließenden Gespräch in die Eigelsteiner Filmpalette ein. Bettina Braun aus dem Vorstand des Filmbüros NW erläuterte zunächst, dass die einzelnen Mitglieder Regisseure vorschlagen konnten, deren reichhaltiges Filmschaffen in NRW dann im Rahmen der Reihe einem Publikum präsentiert werden solle. Joachim Ortmanns‘ Wahl fiel dabei auf Thomas Schmitt, bei dem Bettina Braun selbst vor Jahren ihre ersten Dokumentarfilme gedreht hatte und zu dem sie deswegen ebenfalls eine persönliche Bindung besaß. Ortmanns hatte bereits in den frühen 80er Jahren bei der von Schmitt und Gerd Haag gemeinsam gegründeten Filmproduktionsfirma Tag/Traum begonnen, weswegen auch er die Arbeiten Schmitts seit Jahren bestens kennt.

Bettina Braun vom Filmbüro NW

Zunächst kam der Film „Krieg und Fliegen – Mitteilungen aus der Wirklichkeit“ aus der von Schmitt ins Leben gerufenen WDR-Reihe „Freistil“ zur Projektion, in der sich der Regisseur 1989 mit dem 50. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs für die ihn typische, unkonventionelle Weise auseinandersetzte. „Dieser Film ist ein schönes Beispiel, was für Sachen früher beim WDR möglich waren, heute aber undenkbar geworden sind“, erläuterte Thomas Schmitt im anschließenden Gespräch mit Joachim Ortmanns. Der mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Halbstünder hätte die Leute damals „gethrilled und polarisiert“, so der Filmemacher weiter. Die Tatsache, dass Schmitt schon früh begann, mit Videomaterial zu arbeiten, ermöglichte es ihm, seine Interviewpartner lange reden zu lassen, ohne dass dadurch zu hohe Materialkosten entstünden wären. Auch die handlich-mobilen Geräte waren für Schmitts Arbeitsweise hilfreich. Die zehn klassischen „Freistil“-Sendungen waren seinerzeit aus Schmitts Drang heraus entstanden, nicht mehr „nur Kunst abzubilden, sondern eigene Beiträge zur Postmoderne“ herzustellen. Schmitt wollte mit seinen Filmen umsetzen, was ihn selbst bewegte, und gerade beim Thema Zweiter Weltkrieg mal einen anderen Ansatz und Blickwinkel wählen als den üblichen, der ausschließlich auf Täter und Opfer fokussiert. 

Thomas Schmitt im Gespräch mit Joachim Ortmanns

Mehr als zwanzig Jahre später kam es dann durch die Redaktionen des ZDF und arte zu einem Relaunch der „Freistil“-Reihe. Schmitt meinte, er konnte nahtlos anknüpfen, wo er zwanzig Jahre zuvor aufgehört hatte, denn „dazwischen war ja in der Fernsehlandschaft nicht viel Innovatives passiert“. Als Beispiel zeigte man den „Freistil“-Film „Was die Waschmaschine träumt“ aus dem Jahr 2012, in dem sich Schmitt mit der Farbe Weiß auseinandersetzte. Der Farbe Schwarz war ein weiterer Beitrag gewidmet, was Schmitt am Abend nun als Fehler bezeichnete, weil ihm der Film dadurch zu akademisch geraten sei und zu wenige Brüche enthalte, die ansonsten so wichtig für seine Reihe waren. Natürlich durfte auch die Projektion von „De lange Tünn.“ nicht fehlen, der beim Publikum nach wie vor für gute Stimmung und zahlreiche Lacher sorgte. Dass er trotzdem nur „30% Tünn“ in seinem Film eingefangen habe, wurmt Thomas Schmitt noch heute. Außerdem findet der Regisseur, dass viele Chancen vertan wurden, echte Kölsche Originale in Spielfilmen authentisch einzufangen. Ein Film im Stile von Martin Scorseses „Hexenkessel“ würde Schmitt dabei vorschweben, der die Stimmung und das Besondere einer Stadt in fast schon dokumentarischer Weise einfangen konnte. Nach wie vor ist Thomas Schmitt in Sachen Film sehr umtriebig, obwohl er mittlerweile das Rentenalter erreicht hat. Nach dreieinhalb Jahren Gesprächen und Verhandlungen ist es ihm nun gelungen, für arte einen Film unter dem Arbeitstitel „Ein Aal im Kornfeld – Die Kulturfischrevue bei arte“ zu realisieren, der ganz im Sinne der „Freistil“-Filme einen Fischfilm als Revue entspinnt. Voraussichtlich wird der Beitrag im Jahr 2017 auf dem Kultursender ausgestrahlt.

Text/Fotos: Frank Brenner

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