Börsenfreaks wissen es längst, der Goldpreis steigt schon seit Monaten. Obwohl es weit wertvollere Edelmetalle und ertragreichere Wertpapiere gibt – der Run auf das Edelmetall, das eine mythische Aura umgibt, ist ungebrochen. Auch in Burkina Faso übrigens, das als viertgrößter Goldproduzent der Welt gilt. In einer Koproduktion mit dem Theater Bonn und dem burkinischen Espace Culturel Gambidi untersucht das Bonner Fringe Ensemble um Regisseur Frank Heuel die Faszination dieses angeblich wertvollsten Rohstoffs der Erde. „Lieber Gold im Mund als Porzellan im Safe“ soll auf der Basis von Recherche und persönlichen Geschichten die Bedeutung des Goldes aus einer doppelten Sicht beleuchten: Aus der Perspektive der burkinischen und der deutschen Gesellschaft.
Um Macht und Reichtum geht es auch im Stück „Die Verdammten“ nach dem gleichnamigen Film von Luchino Visconti, das Ersan Mondtag am Schauspiel Köln inszeniert. Die Industriellenfamilie von Essenbeck im Ruhrgebiet sieht sich mit der Machtübernahme durch die Nazis 1933 einer heftigen Zerreißprobe ausgesetzt. Befürworter des neuen Regimes ziehen in eine offene Schlacht mit den alten Granden der Stahldynastie. Wirtschaft war schon immer opportunistisch, muss es vielleicht auch sein. Das zeigte nicht nur das „Überleben“ vieler Großkonzerne im Nationalsozialismus, das zeigt auch die aktuelle Heuchelei vieler Unternehmenschefs, die einerseits vor der AfD warnen und andererseits kürzlich der chinesischen Diktatur ihre Aufwartung gemacht haben. Business as usual.
Um Macht im Geschlechterdiskurs wiederum geht es im neuen Theaterabend von c.t.201 und der Studiobühne. Die Bezeichnung „W.H.A.M. Weißer heterosexuelle alter Mann“ ist zum Kampfbegriff in der Auseinandersetzung um patriarchalische und rassistische Machtstrukturen geronnen. Dass der Begriff es zu medialer Schlagkraft geschafft hat, sagt allerdings noch nichts über seine Treffsicherheit aus. Metaphern haftet per se eine nebelförmige Doppeldeutigkeit an. Die Gruppe c.t.201 entwickelt zusammen mit der Studiobühne einen Abend, der sich im weitesten Sinne kritisch mit der Bezeichnung „Weißer heterosexuelle alter Mann“ auseinandersetzt.
„Lieber Gold im Mund…“ | R: Frank Heuel | ab 19.12. | Theater Bonn | 0228 77 80 08
„Die Verdammten“ | R: Ersan Mondtag | ab 7.12. | Schauspiel Köln | 0221 22 12 84 00
„W.H.A.M.” | R: c.t.201 | ab 13.12. | Studiobühne Köln | 0228 470 45 13
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