Eine gesteigerte Sensibilität für akute Themen der Gesellschaft, für ihre Fragilität und ihre Zukunft ist eine Voraussetzung guter Kunst. Eine weitere Bedingung ist, die reine Illustration zu vermeiden und stattdessen intuitiv und kontrolliert den Radius der Fragestellungen zu erweitern und dafür eine angemessene ästhetische Form zu finden. All das trifft auf das Studio for Propositional Cinema zu, das derzeit im Museum Abteiberg ausstellt. Gerade ist in der Galerie Max Mayer in Düsseldorf die Ausstellung „Fabulist Manifesto (At Play)“ zu Ende gegangen, bei der es um die Aufmerksamkeit gegenüber Kindern und ihr frühkindliches und schulisches Lernen ging: eine Generation also, die künftig die Geschicke bestimmt. Die Verfahren und die Haltung hinter diesem Werk kennzeichnen nun auch „The Camera of Disaster“.
Das „Studio for Propositional Cinema“ arbeitet mit den Neuen Medien, im Besonderen mit Fotografie, auch vorgefundenen Aufnahmen, welche die Aura der Vergangenheit tragen und nun mit eleganten Textzeilen unter den Glasscheiben versehen sind. In ihrer Abfolge setzt eine Erzählung ein, die das Hauptthema der Ausstellung unterstützt: das Aussterben der Fotografie und deren Notwendigkeit für die Zukunft. Kontextualisiert wird dies in einem „Handbuch“ im gleichen Sprachduktus sowie mit weiteren Fotografien und den Accessoires und Essenzen, die die archaische Produktion von Fotografie ermöglichen. Dazu werden im benachbarten Filmraum Hörstücke aufgeführt. Alles ziemlich viel auf einmal, aber gut.
Das Studio for Propositional Cinema wurde 2013 in Düsseldorf gegründet. Seither hat es einen rasanten Aufstieg im Kunstbetrieb hingelegt. Kopf dahinter ist der kanadische Künstler Adam Harrison; zuletzt hielt er im Ludwig Forum in Aachen Einführungen zum A.P.E. Festival der New Yorker Künstlerin Keren Cytter. Das Studio for Propositional Cinema ist in Düsseldorf-Flingern angesiedelt, auch in Berlin-Mitte hat es eine Adresse. Also, es ist alles konkreter als es zunächst scheint und doch bewahrt es sich einen angenehmen Rest an Geheimnis.
Studio for Propositional Cinema: The Camera of Disaster | bis 25.9. | Museum Abteiberg, Mönchengladbach | 02161 25 26 37
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Malerei nach der Malerei
Egan Frantz in der Galerie Nagel Draxler
Tiefe Fetzen Wirklichkeit
Marcel Odenbach bei Gisela Capitain
„Was ist ,analoger‘ als der menschliche Körper?“
Kuratorin Elke Kania über „Zeit-Bilder.“ im Aachener Kunsthaus NRW Kornelimünster – Interview 01/25
Vorwärts Richtung Endzeit
Marcel Odenbach in der Galerie Gisela Capitain – Kunst 11/24
Außerordentlich weicher Herbst
Drei Ausstellungen in Kölner Galerien schauen zurück – Galerie 11/24
Lebenswünsche
„Körperwelten & Der Zyklus des Lebens“ in Köln – Kunst 09/24
Die Absurdität der Ewigkeit
Jann Höfer und Martin Lamberty in der Galerie Freiraum – Kunstwandel 08/24
Tage des Schlafwandelns
„Übergänge des Willens“ im KunstRaum St. Theodor – Kunstwandel 07/24
Das Gewicht der Gedanken
„scheinbar schwerelos“ im Zündorfer Wehrturm – Kunst 06/24
Suche nach Menschlichkeit
Burkhard Mönnich in der Galerie Martinetz – Kunst 05/24
Steigen, Verweilen, Niedersinken
Nadine Schemmann mit zwei Ausstellungen in Köln – Kunstwandel 05/24
Das Verbot, sich zu regen
„Es ist untersagt ...“ von Frank Überall im Gulliver – Kunstwandel 04/24
Malerische Fotografie
„Foto – Kunst – Foto“ im Clemens Sels Museum Neuss – Kunst in NRW 12/24
Richter daheim
Gerhard Richter im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 11/24
Menschen allein
Lars Eidingers Ausstellung „O Mensch“ in Düsseldorf – Kunst in NRW 10/24
Noch gemalt
„Zwischen Pixel und Pigment“ in Herford und Bielefeld – Kunst in NRW 09/24
Farbe als Ereignis
Katharina Grosse im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 07/24
Farbe an Farbe
Otto Freundlich und Martin Noël in Bergisch Gladbach – Kunst in NRW 06/24
Am Anfang der Abstraktion
Hilma af Klint und Wassily Kandinsky in Düsseldorf – Kunst in NRW 05/24
Glaube und Wissenschaft
Louisa Clement im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 04/24
Das eigene Land
„Revisions“ im Rautenstrauch-Joest-Museum Köln – Kunst in NRW 03/24
Ritt durch die Jahrhunderte
Die Neupräsentation im Kunstpalast in Düsseldorf – Kunst in NRW 02/24
Ende eines Jahrhunderts
George Minne und Léon Spilliaert in Neuss – Kunst in NRW 01/24
Puls des Lebens
Chaïm Soutine im K20 in Düsseldorf – Kunst in NRW 12/23
Ganz leicht
Christiane Löhr im Bahnhof Rolandseck – Kunst in NRW 11/23