Die zwölfköpfige rumänische Brassband Fanfare Ciocărlia besorgt schon seit Ewigkeiten als Dorfkapelle den passenden Sound für Hochzeiten und Begräbnisse. Aber erst in der zweiten Hälfte der 90er Jahre, als sie von Berliner Weltmusikkennern für die internationale Musikszene entdeckt wurden, schallt ihr energetischer Sound auch über die Dorfgrenzen hinaus. Als die Balkan-Beat-Welle losbrach, standen sie in der ersten Reihe, und bis jetzt haben sie nichts von ihrer Energie eingebüßt. Zusammen mit dem kanadischen Gitarristen Adrian Raso erkunden sie nun auch Surf- und Westernsounds (1.3., 20 Uhr, Philharmonie Köln). Die Savages gelten als die weibliche Wiedergeburt von Joy Division, und Sängerin Jehnny Beth als die Reinkarnation von Ian Curtis. Tatsächlich gibt es auch äußere Ähnlichkeiten – musikalisch landen sie mit ihrem neuen Album schon eher bei Siouxsie and the Banshees. Live gelten sie als Garant für eine mitreißende Show (3.3., 20 Uhr, Luxor).
Der Berliner Romano trägt zwei blonde, geflochtene Zöpfe und eine goldene Baseballjacke. Das sieht aus wie eine Mischung aus Pipi Langstrumpf und Ryan Gosling in „Drive“. Und es klingt auch so: irgendwie gemeingefährlich, aber auch freundlich und anarcholustig. Zu fetten Beats im leicht verschlepptem Tempo rappt er von Black-Metal-Kutten und dass er seinen Kumpels anstelle des coolen Handschlags lieber einen Klaps auf den Po gibt (9.3., 20 Uhr, Luxor). Ian Svenenious ist ein Rock-Agitator: Das war mit seiner ersten Hardcore-Band Nation of Ulysses schon so, und das wurde bei seinen 60‘s-infizierten Bands Make Up und Chain & The Gang noch deutlicher, wenn er beinahe wie ein Gospel-Prediger Antikapitalismus mit Popgesten koppelte. Jetzt kommt er solo mit seiner Show „Escape-Ism“, die er knapp beschreibt als „original performances of songs, game-time sportcasts, eye-in-the-sky traffic reports, doppler radar weather forecasts, live interviews, sermons, world news and opinion, guest appearances, electric guitars, drum machine, electro-magnetic tapes, fuzz box, reverb, psick psounds, and psamples“. So in etwa … Außerdem liest er aus seinem neuen Buch „Censorship Now“ (9.3., 21 Uhr, King Georg). Die No-Wave-Ikone Lydia Lunch dürfte bald 40 Jahre Bühnenpräsenz feiern. Mit ihrer aktuellen Band Retrovirus ist sie präsent wie lange nicht. Mit dabei sind Weasel Walther (The Flying Luttenbachers), Tim Dahl (Child Abuse) und Bob Bert (Sonic Youth, Pussy Galore). Ein Fest für Noise-Gourmets (10.3., 21 Uhr, Sonic Ballroom).
Laetitia Sadier ist hinlänglich gekannt durch ihre jahrelange Beteiligung an dem Duo Stereolab. Ihr Fühlen und Wissen um Pop schmeißt sie nun mit dem Talent des kanadischen Multiinstrumentalisten Nicholas Krgovich (No Kids) zusammen, und gemeinsam erforschen sie den Popsong und seine Möglichkeiten (11.3., 21 Uhr, King Georg). Seit 1990 spielt das Shanbehzadeh Ensemble eine eher selten gehörte Folklore aus dem Süden Irans. Mit Dudelsack, Flöten, Trommeln und Bass machen sie tranceartige Musik, die zum tanzen einlädt. Auf der aktuellen Tour spielen sie zusammen mit dem Elektronikproduzenten Namito Khalaj (20.3., 20 Uhr, Altes Pfandhaus). Das Trio King klingt wie die psychedelische Version von R‘n‘B. Wattig eingepackt in eine kunterbunte Codeinwolke wogen ihre Songs beruhigend durch die Körper. In der Regel retten die spannenden Melodien und Gesangsharmonien die Songs davor, in zu seichte Gewässer abzutauchen (23.3., 20 Uhr, Geneva Club).
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