Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.582 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Foto: Klaudius Dziuk

Die Entmystifizierung des Mannes

16. November 2023

„Sohn meines Vaters“ in der Tanzfaktur – Prolog 11/23

„Es ist schwer, aus einer migrantischen Perspektive selbstkritisch zu sein, weil es sehr schnell instrumentalisiert wird, um Klischees zu reproduzieren. Gerade jetzt, wo der Rechtsruck so groß ist“, erklärt Regisseur Asim Odobašić. In diesem Jahr gründete er gemeinsam mit Georgios Markou das Cream Kollektiv, das eine diverse, migrantische Perspektive in die Kölner Theaterlandschaft bringen soll. Die Beteiligten an ihrem ersten Stück „Sohn meines Vaters“, einer Kooperation mit der Studiobühne Köln, haben fast alle dadurch einen Migrationshintergrund, dass ihre Väter nach Deutschland einwanderten. Bei der Stückentwicklung war das Kollektiv auf das autobiografische Material aus der Gruppe selbst angewiesen: „Wir hatten das Gefühl, über unsere Väter gibt es nichts, es gibt keine Filme, keine Serie, kein Theaterstück dazu“, so Odobašić.

Diese nicht erzählten Geschichten sollen nun die Schauspieler Georgios Markou und Manuel Bashirpour auf der Bühne zum Leben erwecken und gleichzeitig die Beziehungen zwischen Vätern und Söhnen in migrantischen Familien reflektieren. Dabei will das Kollektiv auch Probleme zur Sprache bringen, die Menschen ohne Migrationshintergrund wenig bekannt sind: wie z.B. der Umstand, dass migrantische Kinder häufig für ihre Eltern dolmetschen und dadurch elterliche Rollen in der Familie übernehmen. Auch männliche Rollenbilder will der Regisseur hinterfragen: „Es geht viel um eine Entmystifizierung des Vaters. Dieses Bild vom Vater, der das Vorbild für die Jungs ist, stark ist und alles weiß, das wollen wir kaputt machen“, erklärt Odobašić. Es sollen jedoch auf keinen Fall Rassismen reproduziert werden: „Wenn Menschen immigrieren, haben sie vielleicht andere Baustellen als Leute, die hier schon wohnen, aber es geht trotzdem um ein Männerproblem, kein Nationalitätsproblem“, betont Odobašić. Er erklärt: „Wir spielen mit dem Klischee, dass es ein Bild von migrantischen Männern gibt als den Macho, der quasi als Diktator die Familie regiert. Wir versuchen, die Facetten reicher zu zeigen.“

Sohn meines Vaters | 30.11., 1.,2., 7., 8., 9.12. | Außenspielstätte der Tanzfaktur Köln im Technologiepark | www.studiobühnekoeln.de

Franziska Nagel

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Lesarten des Körpers
„Blueprint“ in der Außenspielstätte der Tanzfaktur – Prolog 03/24

Der unsichtbare Mantel
„Nacht“ am Theater im Bauturm – Prolog 04/22

Ich will tief leben
„Walden“ in der Studiobühne – Theater am Rhein 12/20

„Es ist schwer, die Schließungen zu verstehen“
Studiobühnen-Chef Dietmar Kobboldt über den kulturellen Lockdown – Interview 12/20

Konfrontation oder Flucht?
Vergangenheitsbewältigungen im Rheinland – Prolog 12/18

Die alte Leier
Dezember-Premieren in Köln – Prolog 11/18

Wahrnehmung aus dem Labor
west off 2018 an der Studiobühne – das Besondere 11/18

Die Erotik der Gleichheit
Overhead Project erzählt von der Würde der Körper – Tanz in NRW 11/18

Survival of the fittest im Fatsuit
Analogtheater zeigt „Die Psychonauten: Asche“ an der Studiobühne – Auftritt 10/18

„Die Urangst des Menschen, allein zu sein“
Das Analogtheater mit Konstantin Küsperts Monolog „Asche“ – Premiere 09/18

Auftakt zum Untergang
Saisonstart in Köln und Bonn – Prolog 07/18

Die schöne neue Welt der Heloten
„HalenaPrimus“ an der Studiobühne – Theater 01/18

Bühne.

Hier erscheint die Aufforderung!