And so I watch you from afar ist der Name einer nordirischen Band, die sich dem instrumentalen Mathcore verpflichtet. Auf ihrem zweiten Album „Gangs“ gibt es tricky Rhythmen, Breaks und Tempowechsel. Die Gitarre kratzt immer haarscharf an Metal- und Art Rock-Klischees vorbei, die Double-Bassdrum ergänzt den Eindruck, als Gegengewicht gibt es aber Punk Rock-Feeling (Richter Collective). Wooden Shjips
benennen sich zwar nach einem Stück von David Crosby (mit Schreibfehler), beziehen sich mit ihrem Space Rock aber deutlich auf die psychedelischen Hippies bzw. deren Nachfahren. Als hätte es Spacemen 3, deren Sonic Boom produziert hat, nie gegeben (Thrill Jockey).
Der zwölfte Jahresbericht von Kölns Techno-Flagschiff Kompakt fährt die Anstrengungen der letzten Jahre etwas zurück und präsentiert sich als einfache CD. Zwölf Stücke gibt es auf „Total 12“. Mit dabei sind alte Hasen wie Wolfgang und Reinhard Voigt, Michael Mayer, The Modernist, Superpitcher und Matias Aguayo und einige Neuzugänge mit meist geschmackvollem, melodiösen Techno – ein paar Mal rumpelt es aber auch ordentlich im Gebälk. Noch ein Lokalmatador: Hans Nieswandt, seit Ewigkeiten bekannt als DJ, Autor und Produzent, versammelt auf „Hans is playing House“ seine Remixe der letzten Jahre. 14 Mal hat er Originale von Knarf Rellöm über Jens Friebe zu Barbara Morgenstern individualistisch verhoused, ohne Angst vor drolligem deutschen Disco (bureau b). Die französischen DJs Jess & Crabbe stellen mit "Bazzerk – African Digital Dance“ auf zwei CDs Kuduro vor, eine Musik aus Angola, die afrikanische Rhythmen und Sounds mit Techno, House, Rap und Dancehall mischt. Eine Verwandtschaft zum rauen Baile Funk aus Brasilien lässt sich ausmachen. International bekannt geworden ist der Stil durch die Portugiesen Buraka Som Sistema und M.I.A., die den Sound in ihre Musik einfließen lässt. „Bazzerk“ versammelt 27 umwerfende Dancetracks (Mental Groove). Aus Mali kommt das L'Orchestre Kanaga de Mopti, deren gleichnamiges Album 1977 auf einem staatlichen Label erschien und inzwischen Kultstatus genießt. Was nicht wundert, denn der Afro Funk ist sehr mit typischen Stammesgesängen und tribalistischen Xylophon-Phrasen durchsetzt – großartig (Kindred Spirits).
In der „Original Album Series“ werden für wenig Geld fünf Original-Alben in dünnem Originalcover ohne Schnickschnack zusammengefasst. Neben vielem mediocrem 70er und 80r Kram erscheint jetzt auch je eine Box von zwei der bedeutendsten Jazz-Erneuerern: John Coletrane und Ornette Coleman. Beide Boxen demonstrieren mit den Alben für das Label Atlantic – darunter das programmatische „Free Jazz“ von Coleman, den Umbruch in den frühen 60er Jahren zum freieren Jazz (Rhino). Das Harmonium sieht aus und spielt sich wie eine Kirchenorgel, die Tonerzeugung ist ähnlich wie beim Akkordeon. Man kennt es in der Popmusik vor allem von Nico. Auf Sigbjørn Apelands instrumentalem Soloalbum „Glossolalia“ ist es sehr flächig eingesetzt, wogt mal beruhigend, mal schaukeln sich die Klangwellen hoch oder getragene Melodien halten einkehr. Sehr schön, sehr kontemplativ (Hubro). Jim O'Rourke arbeitet seit Jahren an der Grenze zwischen Pop und Experiment. Mit der Reihe Old News räumt er sein Archiv auf und veröffentlicht experimentelle Stücke der letzten 15 Jahre. „Old News #5“, versammelt vier Stücke von 1992 bis 2010, deren elektronische Klänge wie ein Geräuschorchester erscheinen, mitunter sehr harsch, dann wieder schälen sich wunderbare Melodien aus den Drones. Vinyl only (Editions Mego).
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