Dirty Projectors war in seinen Anfangstagen zu Beginn der Nullerjahre ein Soloprojekt von David Longstreth. Aus den zahlreichen Gastmusikern formte sich langsam eine Band, zu der über fünf Jahre auch die Gitarristin Amber Coffman, die 2017 ihr erstes Soloalbum veröffentlicht, gehörte. Aus der Arbeit wurde Liebe, doch nach sehr erfolgreichen gemeinsamen Jahren haben sich Longstreth und Coffman schließlich getrennt. Die Folge: Die Dirty Projectors sind mit ihrem neuen, selbstbetitelten achten Album nach fast fünf Jahren Funkstille eine neue Band. Aber Longstreth hält natürlich nach wie vor die Fäden in der Hand: Der mehrstimmige, an Doo Wop, Soul, und die Beach Boys erinnernde Gesang ist noch da, die R‘n‘B-Einflüsse samt elektronischen Break Beats sind sogar noch deutlicher im Vordergrund. Eigentlich ist das artsy R‘n‘B oder Abstract Funk. Inzwischen sind sie mit ihrem spannenden musikalischen Entwurf auf jeden Fall wesentlicher näher an Prince oder Frank Ocean als an Art Rock (Domino). Anohni veröffentlicht die dramatisch funkelnde EP „Paradise“. Oneohtrix Point Never und Hudson Mowawke haben die umweltpolitischen Hymnen wieder produziert. Pathos ist da drin, klar, aber irgendwie klingt die Musik für das Thema oft irritierend kühl (Rough Trade).
Jean-Sebastien Nouveau hat für sein drittes Album unter dem Projektnamen Les Marquises wieder zahlreiche Gäste eingeladen. Auf „A Night Full of Collapses“ treffen wir Matt Elliott von der Third Eye Foundation, Christian Quermalet von Married Monk, Jeff Hallam von Dominique A‘s Band und viele mehr, die ihren Teil zu dem magischen Gesamtklang des Albums beitragen. „A Night Full of Collapses“ ist avantgardistischer Chamber-Pop, und klassizistische Klangästhetik trifft auf Prog-Jazzrock der Canterbury-Schule. Märchenhafte Melancholie (Ici d’ailleurs). Die Sleaford Mods veröffentlichen mit „English Tapas“ bereits ihr neuntes Album. Kann man kaum glauben, aber tatsächlich hat das britische Duo, das klingt, als würden sich The Fall und The Streets im Studio eine Rangelei liefern, schon vor ihrem Durchbruch im Jahr 2013 fleißig Platten veröffentlicht. Mit dem Verkaufen ging es aber erst ab da richtig los, obwohl sie bereits 2007 ihr Debüt veröffentlichten. Den knochentrockenen Sound zwischen Hip-Hop-Beats und Post-Punk-Minimalismus mit rotzigen Spoken Words kann man auch auf dem neuen Album genießen, um dem misantrophen Wortschwall adäquat wertschätzen zu können, braucht‘s aber etwas Muße (Rough Trade).
Los Pirañas ist ein Trio aus Bogotá aus dem Umfeld von Ondatrópica und den Meridian Brothers, das Psychedelic, Surf, Punk, Tropical und Noise zu einem fiebrigen Amalgam mischt, das an die wilden und nervösen Fusionen der New Yorker No Wave der frühen 80er Jahre erinnert, anstelle von Disco, Funk oder Jazz aber lateinamerikanische Folklore setzt. Mit „La Diversión Que Hacía Falta En Mi País“ veröffentlichen sie ihr drittes Album (Staubgold). Der Wüstenblues der Tuareg-Band Tinariwen ist längst in der westlichen Hemisphere angekommen. Gegründet wurde die Band um Gitarrist Ibrahim Ag Alhabib Anfang der 80er Jahre, aber erst mit den Nullerjahren begann man, Platten zu veröffentlichen. „Elwan“ ist ihr siebtes Album, das wieder maghrebinische Elemente mit einem von westlichem Rock beeinflusstem rohem Gitarrensound verbindet (Wedge).
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